6. Sonntag der Osterzeit C – Friede soll mit euch sein

6. Sonntag der OsterZEIT – 22. Mai 2022 – C

Wie oft ich früher dieses Lied schon in Kinder- oder Jugendgottesdiensten, oft in Hardehausen gesungen habe, kann ich kaum zählen. Und daher ist es mir beim Lesen des heutigen Evangeliums auch sofort wieder eingefallen:

„Friede soll mit Euch sein; Friede für alle Zeit. Nicht so wie ihn die Welt Euch gibt; Gott selber wird es sein …“ (gesungen)

Und jetzt denke ich dabei an die bösen unfriedlichen Situationen um mich herum, an die Terroropfer überall auf der Welt, an die Explosionen und Flüchtlinge in der Ukraine, aber auch an manch schwierige Begegnung direkt aus meiner eigenen Lebensgeschichte.
Es ist leider so, wie es im Lied heißt:

„Unfriede herrscht auf der Erde…“.

Und wenn ich daran denke, höre ich die Worte Jesu noch einmal ganz deutlich und bewusst, ja wie ein Ohrwurm habe ich sie im Ohr: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.“

Die Jünger sollen nicht beunruhigt sein und nicht verzagen, nicht aufgeben, trotz der traurigen und verwirrenden Worte, mit denen Jesus ihnen gleichzeitig seinen baldigen Tod ankündigt.
Aber, wie kann Jesus da erwarten, dass seine Freunde gelassen bleiben?
Kaum zu verstehen, bei den Sorgen und Ängsten, die sie haben, auch um ihre eigene Zukunft.

Welchen? Ausweg aus diesem Unfrieden zeigt Jesus den Jüngern, oder vor allem auch uns, jedem von uns heute??

Für mich – verknüpft Jesus seine Friedenszusage ganz direkt mit dem Festhalten sollen an seinen Worten und vor allem verknüpft Jesus das: mit der Liebe!
Wie Augustinus später sagt: Liebe – und tue was Du willst! 
Mit einer so radikalen Liebe, einer so unkaputtbaren Liebe, mit der sich die Jünger, letztlich sogar fast über seinen Tod freuen müssten, weil Jesus ja zum Vater geht und ankündigt dann auch zurückzukommen.

Und dazu hinterlässt Jesus seinen Freunden die Botschaft:  „… denn der Vater ist größer als ich.“

Jesus zeigte den Jüngern einen größeren Zusammenhang all der Ereignisse auf, die geschehen werden. 
Dass unser Gott über allem steht – und dann auch das letzte Wort hat.
Aber kann Jesus, kann Gott die Jünger und auch uns dadurch wirklich zum Frieden führen?

Kann uns das heute, in dieser schwierigen Situation einen weltweiten, oder zumindest inneren Frieden geben?

Sollen wir dann Tod, Trauer, Streit und Verzweiflung, Ungerechtigkeit und Zorn einfach „weglächeln“?

Ich glaube nicht, dass wir das können und auch nicht, dass dies unser Weg ist, den Jesus uns vorgibt.

Vielleicht geht es mehr darum, in unguten Situationen, wenn wir nicht mehr weiterwissen, „ganz liebevoll“ nach dem Größeren, nach dem Darüber, nach Gottes Botschaft zu fragen, um dann durch unser Dazutun, durch unser Helfen, durch unsere Liebe dem beginnenden Unfrieden begegnen.

Das kann manchmal vielleicht ganz leicht sein, wenn wir spenden, liebevoll helfen, füreinander da sind und endlich die Hand zur Versöhnung reichen. Aber in vielen Situationen, da wo wir es kaum beeinflussen können, führt uns das sicherlich auch oft an unsere Grenzen.

Aber da ist noch einer, der uns hilft! „Ich, sagt Jesus: Ich gebe Euch den Beistand, den Heiligen Geist!“
Im Vertrauen auf den Beistand, den Hl. Geist, den uns Jesus versprochen hat, sollen wir es trotzdem wagen, Frieden zu halten und Frieden zu stiften, Liebe zu schenken und gemeinsam, mit Jesus im Bunde können wir das alle schaffen. Wir müssen nur in diesem Bund auch bleiben und die Gemeinschaft mit ihm pflegen.

Und dann können wir auch künftig kräftig mitsingen und in die Hände klatschen:
„Friede soll mit Euch sein …!“

Amen.

C – PREDIGT – Ostermontag 1922

Ostermontag – 18. April 2022 – C – PREDIGT

„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ (gesungen)

Kennen Sie diesen schönen kurzen Kanon?
Es ist ja ein Satz aus dem heutigen Evangelium, der in dieser schlichten Melodie vertont ist, eine Zeile aus der Geschichte von den Emmaus-Jüngern. Wir haben sie gerade gehört. Am Ende ihres Weges von Jerusalem nach Jericho laden sie Jesus ein, bei ihnen zu übernachten, und ihre Einladung besteht eben in diesen Worten: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Erstmal ist dieser Satz ein Ausdruck der Gastfreundschaft.
Die beiden wollen den, mit dem sie unterwegs waren, der ihnen im Gespräch ans Herz gewachsen war, nicht einfach so weiterziehen lassen.
Sie laden ihn ein, den Abend, die Nacht bei ihnen zu verbringen, sie bieten ihm ihre Gastfreundschaft an.
Sie öffnen ihm ihr Haus, bieten im Unterkunft und Schutz. „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Aber bald stellt sich heraus, dass sie, – die Gastfreundschaft Schenkenden – , in Wahrheit die Beschenkten sind.
Der, den sie da aufnehmen, erweist sich als der, der sie aus ihrem Kummer und ihrem Leid herausholen kann.
Ihr Unglück verwandelt sich in Glück, ihre Trauer um den gestorbenen Herrn verwandelt sich in Freude über den Auferstandenen.
Am Brotbrechen erkennen sie ihn, begreifen, dass er lebt und nach wie vor in der Lage ist, ihnen Leben und Heil zu schenken.

Und so erweist sich die gastfreundliche Einladung in Wirklichkeit als Gebet.
Nicht er ist der, der ihre Gastfreundschaft braucht, sondern sie sind es,
die immer wieder darauf angewiesen sind, dass der Herr bei ihnen bleibt,
wenn es bei ihnen, in ihrem Leben Abend wird,
wenn sich der Tag neigt und Dunkelheit über sie hereinbricht.

„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ diese kurzen Worte können uns immer wieder in unserem Leben begleiten und trösten:

Wenn Ängste und Sorgen uns bedrücken und unser Leben verdunkeln, ob es eine Krankheit ist oder ein Schicksalsschlag;
ob es Sorgen um den Partner oder vielleicht auch berufliche Probleme oder Ängste sind;
ob es die Frage ist, welchen Weg unsere Kinder oder Enkel gehen werden und wer sie da begleitet,
oder ob es vielleicht auch bloß die Fülle der Alltagsaufgaben und Sorgen sind, die zuviel werden, die mich überfordern, die mich an die Grenzen meiner Kraft führen.
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ –

Ob es Probleme und Nöte sind, die unsere Welt verdunkeln, wenn wir uns fragen, in welche Nächte und Dunkelheiten unsere Welt hineinsteuert – gerade im Moment.
Und das können wir uns jeden Tag fragen, wenn wir die Zeitung aufschlagen und wieder lesen von Gewalt, Hunger und Krieg und tiefe menschliche Not.
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Und nicht zuletzt kann dieser Vers ein Gebet werden für den Abend unseres Lebens, wenn wir spüren, dass unser ganz persönliches Lebenslicht schwächer wird.
Für manche und manchen unter uns ist das eine durchaus spürbare Wirklichkeit.
Das, was sozusagen den hellen Tag ihres Lebens ausgemacht und erfüllt hat, das wird Schritt um Schritt weniger: Die körperlichen und geistigen Kräfte lassen nach, die Familie, die Kinder und Enkel gehen ihre eigenen Wege, die beruflichen Aufgaben sind längst Vergangenheit.
Freunde und Bekannte von damals leben oft nicht mehr.

Aber einer verlässt uns nie, wir dürfen ihn immer wieder zu uns einladen, und er bleibt und gibt jedem Abend und jeder Dunkelheit unseres Lebens Licht.
Wir dürfen beten oder singen:
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Dass Jesus diese Einladung der beiden angenommen hat, dass er bei ihnen blieb und sie getröstet und gestärkt hat, das haben die Emmaus-Jünger am Brotbrechen erkannt.

Und so ist dieses Brot seit 2000 Jahren auch für uns das Zeichen, an dem wir erkennen, dass Jesus bei uns ist und bei uns bleibt bis dahin, wo es Abend wird und sich das Leben dem Ende entgegen neigt und auch noch darüber hinaus.

In diesem Gedanken und mit diesen Worten im Ohr wollen wir immer wieder Gottesdienst feiern und Mahl halten, miteinander und mit dem auferstandenen Herrn:
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Amen.

SONNTAG – 27. März 2022 – Laetare verlorene Sohn – der barmherzige Vater

4. Fastensonntag – 27. März 2022 – Laetare

Der verlorene Sohn – der barmherzige Vater


Eine tolle Geschichte, die wir eben gehört haben. Kennen wir alle, seit unserer Kindheit. Aber diese Geschichte ist wie ein großes Haus mit ganz vielen Zimmern.
Ich gehe durch eine große Tür in das Haus, gehe von Raum zu Raum und begegne immer neuen Bewohnern.

Man kommt in das Haus und begegnet zuerst dem Vater mit seinen zwei Söhnen, von denen der Evangelist Lukas erzählt. Da ist der eine Sohn, der zu Hause bleibt und treu und brav hilft auf dem Hof, in der Landwirtschaft. Und der andere Sohn, der raus will, der sich sein Erbe auszahlen lässt und sein Elternhaus verlässt.
Und damit tun sich für mich gleich wieder neue Räume auf:
Ich komme in ganz andere Zimmer. In einem sitzt eine junge Familie.
Gerade hat die Frau ihr erstes Kind geboren, die beiden Eltern sind ganz begeistert von ihrem Glück: Sie sind so sehr eins miteinander und mit ihrem Kind, wie sie nie wieder sein werden. Denn aus ihrem Neugeborenen wird ein selbständiges Menschenkind, ein Persönchen, das eigene Vorlieben entwickelt, sich eigene Freunde sucht, auch wenn die den Eltern nicht passen.
Eine beeindruckende Geschichte von großer Nähe und Liebe und schrittweisem Loslassen. Eine Geschichte von Kindern, die verloren gehen, weil der Mensch nicht immer Kind bleibt – wo immer die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt wird, hört man auch diese Geschichten.

Oder diese: Von der alten Dame, die ihren achtzigsten Geburtstag feiert. Viele sind gekommen: die Nachbarn, zwei ihrer Söhne, sogar der Pastor und Bürgermeister.
Nur der dritte, der jüngste Sohn, ist nicht da.
Und damit ist der Geburtstag für die alte Dame gelaufen.
Sie bedankt sich höflich für alle Glückwünsche und Geschenke.
Sie wahrt die Form denen gegenüber, die gekommen sind, um mit ihr zu feiern.
Aber der eine, der Wahre, fehlt.
Und alle, die gekommen sind, spüren, dass sie nicht die Wahren sind.
Auch diese Geschichte steckt in der Geschichte vom verlorenen Sohn: Die Geschichte von der Sehnsucht nach denen, die besonders fern von uns sind.
Die Geschichte der Liebe zu denen, die wir am wenigsten verstehen, die uns am meisten verletzen.

Und da ist auch die Geschichte von der Verlorenheit der Menschen, die immer da sind.
Die still und treu helfen, die immer verfügbar sind und denen selten gedankt wird.
Die Geschichte der stillen und fleißigen Kinder, die selten Probleme machen, die unauffällig sind und pflegeleicht.
Die nicht beabsichtigen, von sich selbst zuviel Aufhebens zu machen.

So viele Geschichten wohnen in der einen Geschichte vom „Verlorenen Sohn“.
Und noch viel mehr: Geschichten, die davon erzählen, dass trotzdem alles gut werden kann. Dass aus schutzbedürftigen Neugeborenen erwachsene Menschen werden, die ihre eigenen Wege nehmen und sich vielleicht sehr weit entfernen von den Eltern.

Aber die Geschichte vom Vater und seinen beiden Söhnen erzählt uns auch davon, dass unsere Kinder, auch wenn sie weggehen, doch immer unsere Kinder bleiben.
Dass wir sie gehen lassen können.
Weil wir darauf vertrauen dürfen, dass die Liebe, die wir ihnen gegeben haben, eben nicht verloren ist.
Dass die Liebe seines Vaters auch den verlorenen Sohn noch hält und ihm die Kraft gibt, umzukehren.
Die Richtung zu wechseln. Sich zu ändern, wieder heimzugehen zum Vater.

Die Geschichte erzählt von verlassenen Eltern, die wie verwaist dastehen, wenn die Kinder aus dem Haus sind.
Die Kinder, um die sich jahrelang so viele Sorgen und so viele Hoffnungen gedreht haben.
Sie erzählt von Eltern, die verletzt und enttäuscht sind.

Aber sie erzählt noch viel mehr: Von einem Vater, der nicht an seinen Verletzungen festhält, der ganz einfach dem Sohn entgegenrennt.
Sie kennen das: „Wer kommt in meine Arme“, dieses alte Spiel, bei dem das Kind atemlos den ausgebreiteten Armen der Eltern entgegenrennt.
Hier wird sie in einer Variante erzählt, die nur die Liebe sich ausdenken kann: Der Vater rennt mit ausgebreiteten Armen dem Sohn entgegen.

Die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählt auch von der Bitterkeit und der Enttäuschung des daheimgebliebenen Sohnes.
Aber sie erzählt noch viel mehr: Dass einmal der Moment kommt, wo das scheinbar wenig beachtete Kind seinen Vater zur Rede stellt.
Wo es seine Wut und den Ärger rauslassen kann und in so einem Moment seine Enttäuschung zeigen kann.
Und die Geschichte erzählt von einem Vater, der endlich mal ausspricht, wonach der daheimgebliebene Sohn sich immer schon gesehnt hat: „Junge – Ich liebe dich doch! Was mein ist, ist doch auch dein.
Die Geschichte vom verlorenen Sohn lässt mindestens die Chance offen, dass der Daheimgebliebene, der Verbitterte, doch noch ins Haus geht und das Fest mitfeiert, das für den Heimkehrer ausgerichtet wird.
Die Geschichte vom verlorenen Sohn hält die Hoffnung wach, dass das immer gelingen kann.

Auch in unseren Familien. In unseren Gemeinden.
Dass die Ausreißer und die Dagebliebenen, die ganz Braven und die Suchenden, die Sparer und die Verschwender, die Lauten und die Leisen an einem Tisch sitzen können.
Und Miteinander feiern können. Die sich achten und vielleicht sogar lieben können.

Der, der uns diese Geschichte erzählt hat, Jesus, hat es vorgemacht:
ER hat sich mit Reichen und Armen, Gebildeten und Ungebildeten, Frommen und Sündern an einen Tisch gesetzt – immer wieder.

Und er hat immer neue Geschichten erzählt, von seinem Vater im Himmel, der sie alle liebt, jeden auf seine ganz eigene Weise.
Und der nie und auch nur einen verloren gibt.

Eine Wahnsinnsgeschichte – ich liebe diesen Gott!

Amen

6. So. im Jahreskreis C – Predigt – Selig sind ….

13. 02. 2022 – C  6. Sonntag im Jahreskreis – Predigt – Selig sind ….

Liebe Gemeinde – Lasst uns anstelle der Predigt heute lieber gemeinsam beten:
Du Gott aller Menschen – wir danken Dir für unsern Wohlstand.
Aber, den haben wir uns auch ganz bestimmt verdient.
Da sind wir ganz sicher, wo wir doch oft 35 Stunden pro Woche arbeiten, oder viele Jahre unseres Lebens gearbeitet haben.
Und Du siehst es ja Gott, sogar an Tagen wie heute, wo andere noch im Bett liegen oder spazieren gehen, kommen wir hier zusammen, um zu beten und Dir zu danken und manchmal sprechen wir sogar auch zuhause das Tisch – und Abendgebet.

Uns geht es wirklich gut Gott, – bis auf ein bisschen „Rücken“ oder Corona manchmal, oder wenn mieses Wetter ist, oder wenn ein paar Euro für das neue Auto fehlen.
Aber für den „Rücken“ und Corona, da haben wir gute Ärzte – auch hier in der Sürenheide, und für das Wetter haben wir eine Heizung und für das Auto hilft uns wahrscheinlich wieder mal die Bank.

Eigentlich ist hier bei uns alles gut Gott, weil Du natürlich auch da bist, hier bei uns.
Wir können Dich spüren, auch trotz Corona – aber, – sorry Gott – ,
was ist mit den Menschen, z.B. in Afghanistan und Mali, in Bangladesch und Eritrea?
Den Menschen dort reicht nicht mal eine 60 Stunden Woche und sie haben keine Heizung und keinen Strom, wenig Ärzte, ja nicht mal WLAN oder Handyempfang.

Sogar das Brot müssen sie selbst backen, draußen am Feuer – wenn sie gerade Korn haben.
Sie bekommen Cholera und Malaria, weil Ihnen der Schlamm bis zum Hals steht – kein Arzt in der Nähe ist, und wenn doch einer kommt – haben sie kein Geld für Medikamente.
 
Und du Gott !?– du wirst sie hören wenn sie schreien, denn die beten wahrscheinlich Tag und Nacht um eine Chance zu überleben, hauptsächlich für ihre Kinder, aber ?– da bist DU doch auch Gott?!
Oder verstehst Du die nur nicht?
Verstehst Du nur Deutsch, Gott?

Du Gott aller Menschen?  Du bist bestimmt auch regelmäßig in den Booten auf dem Mittelmeer oder in den runter gekommenen Containern unserer Flüchtlinge, und spürst selbst, körperlich die Angst dieser Menschen, dass sie elendig absaufen oder wieder zurückmüssen in das alte Elend !?

Oder Du liebender Gott? Du stehst bestimmt mit in der Schlange am Warenkorb in Verl, oder in den Suppenküchen in Gütersloh und Bielefeld oder am Eingang der Obdachlosenunterkünfte, um mit den Menschen Schutz vor Frost und diesem vielen Regen zu finden!

OK – Gott – nun ist gut – wir sagen dir hier und jetzt Danke. Das andere ist alles oft so weit weg von der Sürenheide, und den Fernseher können wir ja schnell ausschalten.
Aber Du könntest diesen Menschen doch wenigstens ein bisschen helfen, Gott, – dass sie wenigsten einmal am Tag ein wenig zu essen haben, oder Decken oder freundliche hilfsbereite Menschen, die sich kümmern – da würden die sich doch ganz bestimmt freuen!

Tu uns doch bitte den Gefallen Gott!
Das kann doch nicht so schwer sein, mach doch endlich was, damit wir endlich ein gutes Gewissen haben.
Letzten Sonntag haben wir doch auch schon für die Caritas gespendet, in allen Kirchen von Verl – hast Du bestimmt gesehen Gott – und die Centstücke mitgezählt.

Und dann noch Gott –  Schau Dir doch bitte mal dein Haus hier an, – wenn Du mal da drin bist Gott.
Wir haben doch unsere Kirchen so schön zum wiederholten Mal restauriert – alles nur für Dich.
Wir haben auch wirklich viel Geld dafür bezahlt und wir machen auch weiter – das versprechen wir Dir.

Schade, dass wir nicht sehen können, wie Du Dich freust.

Ach ja Gott, wir bitten Dich ja selten, aber eine Bitte haben wir doch noch:
Bitte, gib uns ein bisschen mehr Verstand, damit wir endlich begreifen, was Du uns sagen willst. Amen.

Fest der Taufe des Herrn – 09.1.2022 – C Jesus wird zum Sündenbock für uns!

Fest der Taufe des Herrn – Sonntag, 09.1.2022 – C Jesus wird zum Sündenbock für uns!

Wenn ich Sie so anschaue, kommt mir die Idee, dass Sie wohl alle schon lange nicht mehr zur Beichte waren, sie würden sonst froher ausschauen. Ich hatte da so eine Idee, aber ich konnte den Bruno leider nicht erreichen, sonst hätte ich heute einen Ziegenbock mit in den Gottesdienst gebracht.
Hier vor die Krippe hätte ich sie gestellt und dann könnten sie alle nach Vorne kommen und all Ihre Schuld auf diesen Ziegenbock legen.
So, wie man das damals zu Jesu Zeiten auch gemacht hat.
Für die Menschen damals war das ein ganz wichtiges Zeichen.
Sie haben dann zu dem Bock gesagt: „All das, was wir im vergangenen Jahr falsch gemacht haben, all die Dinge, die schief gelaufen sind, all unsere Sünden und all unsere Schuld, die legen wir jetzt auf dich.“
Und zum Zeichen dafür, berührten sie den Bock mit ihrer Hand.
Und nachdem alle es getan hatten, nachdem die ganze Gemeinde diesem Tier die Hände und ihre Schuld aufgelegt hatten, ist man mit dem Ziegenbock zum Rande der Stadt gezogen – dorthin, wo die Wüste anfängt – hier wäre das Kaunitz oder Avenwedde.
Und da hat man dieses Tier; das nun für die Menschen zum Sündenbock geworden ist, ganz einfach davongejagt.
Man hat den Sündenbock, dem man die ganze Schuld aufgeladen hatte, in die Wüste getrieben.
Und so wie dieses Tier dort in der Wüste zwangsläufig verendet ist, so hat man gehofft, dass mit ihm zusammen auch die Schuld der Menschen, gleichsam umkommen würde, dass man dadurch seine Verfehlungen und all seine Schuld loswerden würde und einen neuen Anfang hatte.

Für die Menschen damals war das ein ganz wichtiges Ritual.
Aber, wenn man sich das vorstellt, ein grausames Ritual. Nicht nur, weil man dieses Tier elendiglich hat zugrunde gehen lassen – schon allein die Tatsache, einen anderen, selbst wenn es ein Tier ist, für sein eigenes Versagen büßen zu lassen, das ist wirklich grausam.

Und ganz besonders grausam ist es, wenn dann nicht eine Ziege, – wenn ein Mensch für andere büßen soll, zum Sündenbock abgestempelt wird.

„Ich kann nichts dafür, der da war’s…“
Wie oft sucht man selbst, manchmal sogar eine ganze Gesellschaft, auch eine christliche, einen anderen, dem man die ganze Schuld aufladen kann.

Da ist dann ein einziger Minister schuld an der ganzen Misere mit der Coronaplage, oder noch besser, irgendein Wissenschaftler, einer, von den ganz bekannten.
Oder ein Bischof, der mit seiner Schuld herhalten muss, wenn Hunderttausende aus der Gemeinschaft austreten.
Oft trifft es einen Menschen, den man einfach herauspickt, – damit alle mit dem Finger auf ihn zeigen können, weil er falsch gelegen, oder einen Fehler begangen hat

So hat man es seit ewigen Zeiten gemacht: Man suche sich einfach irgendeinen, oder eine Minderheit, am allerbesten Menschen, die sich nicht wehren können..

Und deshalb ist es eigentlich auch ein grausames Fest, das wir heute feiern.
Denn heute geht es los, heute beginnt es: Heute denken wir daran, dass da wieder einer angefangen hat, zum Sündenbock zu werden.

Mit dem Tag der Taufe im Jordan hat es begonnen, da hört die Zeit der Weihnacht dann endgültig auf, da enden die süßen Kindheitsgeschichten, da tritt ER endgültig in unsere Reihen, da reiht er sich ein: ER, der Unschuldige, er, der keine Fehler hat, Jesus Christus, der Gott und Mensch zugleich war.

Er stellt sich am Jordan in die Reihe der Menschen, die zur Bußtaufe gekommen waren.
Er stellt sich in die Reihe der Sünder.
Und er stellt sich dorthin, wie der Ziegenbock am „Jom Kippur“, am altisraelitischen Versöhnungstag, wie dieses unschuldige Tier, dem jetzt die Schuld aufgeladen wird, und er wird sie dann tragen bis zum Kreuz, wo er sie dann endgültig wegtragen wird.

Eigentlich ein grausames Fest.
Taufe des Herrn: der Festtag eines Menschen, der sich entscheidet, für uns zum Sündenbock zu werden.4

Es gibt nur eines, was diesem Gedanken ein klein wenig von seiner Schärfe nimmt:
Niemand, kein Mensch hat diesen Jesus nämlich zum Sündenbock gemacht!
Keiner hat ihn dazu gezwungen.  
Gott war es, ER, der freiwillig so weit heruntergekommen ist, dass er Mensch wurde.
ER geht dann sogar so weit, dass er sich freiwillig unsere Schuld aufladen lässt.

An diesem Sonntag denken wir wieder daran – und damit beginnt die Zeit des Jahreskreises C -, dass Gott sich einreiht,
in die Reihe der Sünder stellt,
in unsere Reihen stellt,
um uns von unserer Schuld zu befreien.
Da wird jemand aus freien Stücken zum Sündenbock – und das für uns.

Eigentlich ein grausames Fest.
Aber es ist ein Fest, das uns zeigt, wie wichtig wir diesem Gott sind.
Es ist ein Fest, mit dem Gott wieder einmal seine Liebe zu uns Menschen unter Beweis stellt. Noch ein Fest der Liebe. Ein Tag an dem Gott auch zu jedem von uns sagt: DU, gerade Du bist mein geliebtes Kind.
Heute feiern wir wieder ein Fest der Liebe Gottes zu uns Menschen.

Und jetzt – wartet er auf unsere, auf meine Antwort.

Amen.

1.Adventssonntag – 28.11. 2021 C – Seid wachsam!

1. ADVENTSONNTAG – 28.11. 2021 C 

Liebe Schwestern und Brüder!  Liebe Freunde von Jesus!

Schon wieder Adventszeit?  Und – wofür das Ganze? Was bringt uns das?
Advent – so haben wir gelernt – das ist die Feier der Ankunft Gottes in unserer Welt.

Und? Habt ihr schon mal in den Spiegel oder in den Perso geschaut?
Wann erwartet ihr die Ankunft Gottes? Ganz konkret höchstpersönlich?

Wann rechnet ihr mit dem Ende der Wartezeit?

Die zweite Ankunft Gottes, das Ende der Welt, müssen wir ja schon – zu Recht – mit unserem eigenen Ende gleichsetzen.

Adventzeit – das ist also nicht nur die Zeit, vier Wochen vor Weihnachten – und das wars.
Adventszeit, das ist eigentlich unsere ganze Lebenszeit – Warten auf Gott.

Dieser Gedanke bringt vielleicht ein bisschen mehr Ernst in unser Leben – ohne, dass wir deswegen die Freude verlieren müssten.
Dieser Gedanke nimmt aber doch auch dem Tod eine ganze Menge seiner Grausamkeit:
Denn wenn unser Leben ein großer, langer Advent ist – dann ist unser Tod das große Weihnachtsfest, dass Fest der wirklichen Begegnung mit Gott.

Halleluja singt ihr jetzt nicht!     Ganz schön bedrohlich vielleicht und Angst machend, was dieser Diakon hier heute an diesem 1. Advent sagt.               Muss das wirklich sein?

Und genau das war auch der Gedanke, der mir kam, als ich diese Predigt geschrieben habe: So viele lange Jahre Advent, lebt doch heute keiner bewusst.

Unser Leben ist doch – Gott sei Dank – viel unbeschwerter, viel leichter und lebensfroher.

Im Grunde geht es uns doch nur gut, sehr gut. Ängste, Nöte und Leid sind nicht wirklich jeden Tag da. Die meisten hatten eine unbeschwerte Kindheit – und manchmal geht diese Kindheit fast ein Leben lang nicht zu Ende.
Ach ja – und Geld haben wir eigentlich auch genug.


Das Gegenteil zu unserm Leben, ist heute aber unsere oft vollkommene Hilflosigkeit, mit der wir dem Tod begegnen – dem Tod anderer und auch unserem eigenen Tod.

Darüber spricht man nicht, – vor allem nicht mit Schwerkranken und Sterbenden.
Der Tod wird weggeleugnet, weggeschwiegen, übermalt, verdrängt.
Die Leichtigkeit unseres Seins, in dem wir leben, gibt dem Tod eine Schwere, die uns fast erdrückt. Und dann kommt noch Jesus und sagt:

Seht euch vor, und bleibt wach! Was ich Euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

Dieser Jesus – unser Gott, ist in aller Armut im Stall geboren, er war als solcher nicht wirklich zu erkennen.
Die Hirten mussten sich auf die Suche begeben, sich ihre Augen durch den Engel öffnen lassen.
Die Könige aus dem Morgenland hatten eine sehr lange Strecke zurückzulegen, um zum menschgewordenen Gott zu gelangen.

Und ihr? Macht euch doch auch endlich auf den Weg!     Sucht unsern Gott!      Heute noch!
Begegnet Ihm hier: In der Gemeinschaft der Mitbetenden in unserer Eucharistiefeier.
Oder sucht ihn in anderen Sakramenten, in denen Gott zwar verborgen, aber voller Sehnsucht auf euch wartet!
Findet doch unsern Gott in der Armut dieses kleinen Stückchen Brotes.
Begegnet doch unserm Gott in den Menschen, die arm geworden sind, arm an Gefühlen, an Liebe, an Hoffnung, und sehr oft auch an Brot.
Begegnet doch unserm Gott in den Flüchtlingen, die bei uns wohnen und „Gott sei Dank“ nicht im Mittelmeer abgesoffen sind.       Macht euch doch endlich auf und geht den Weg.

Geben euerm Leben doch den Ernst der Gottsuche, auch im Alltag.

Macht doch euer Leben endlich zu einer echten Adventzeit.

Dann kann es auch zu Recht heißen:   
Freut Euch: Weihnachten kommt bald.      Amen.

29.Sonn. B -50 Jahre Diakon

29. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B (Mk 10,42-45)

DANKE Bringfried, dass ich an diesem deinem Festtag heute hier die Predigt halten darf!
Lieber Bringfried mit Bärbel, liebe Stukenbrocker, (Kinder?) liebe Mitbeter hier in St. Johannes Baptist!

Der französische Bischof Jacques Gaillot – ein Rebell unter den Bischöfen, ein Bischof, der auch laut seine Meinung sagt – hat gesagt: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“.

Unsere Kirche dient der Menschheit in dreifacher Weise:
– Indem sie die Frohe Botschaft Gottes immer neu verkündet, damit die Menschen daraus
  Hoffnung schöpfen können.
– Indem sie das Lob Gottes lebendig hält, und Gottesdienst feiert, bald hoffentlich auch in einer
  Sprache, die Jugendliche und Kinder auch verstehen.
– Und unsere Kirche dient der Menschheit, indem sie sich der Armen, der Schwachen und
  Notleidenden annimmt, einmal direkt, aber besonders durch eine Vielzahl ihrer Mitglieder.

Das Lebensmotto der heutigen Zeit scheint aber bei vielen oft zu sein:
„Wer oben ist“ – hat es geschafft. „Wer unten ist“ – ist arm dran.
Und jetzt kommt Jesus, wenn er sagt: „Bei Euch soll es aber nicht so sein!“
OK – alle verstanden? Das ist seine Botschaft:
Nur der ist, aus Jesu Sicht – auf dem Weg nach oben, der dient, der seine Begabungen und Möglichkeiten, sein Essen und sein Geld mit denen teilt, die nicht so viel davon haben.
Ein guter Christ in der Nachfolge Jesu ist der, der nach „unten“ abgibt.

Und das ist das Thema des heutigen Evangeliums und auch des besonderen Festtags, den wir heute hier feiern:
Der Diakon, oder eigentlich müsste man sagen, der: „Erzdiakon“ Bringfried Schubert“, ein „Urgestein“ unter allen Diakonen, der 1971, heute vor 50 Jahren im Paderborner Dom von Kardinal Lorenz Jäger mit 14 anderen Männern zu den ersten Diakonen unserer Diözese geweiht wurde.

15 Männer, die den Ernst des Satzes: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts!“, erkannt hatten und in der Nachfolge vieler bekannter Diakone und Diakoninnen in unserer frühen Kirchengeschichte, Jesu Christi Botschaft des Dienens, leben und umsetzen wollten.

Und jetzt kommt der zweitwichtigste Satz: Ohne die vorhandenen Ehefrauen und Familien läuft nichts! – ok, das war immer schon so, wenn man verheiratet war, aber bei uns Diakonen ist das in besonderer Weise gegeben, denn nur der gemeinsam getragene und gelebte Glaube, gibt die Kraft, diesen auch zu leben und weiterzugeben, bis an die Ränder unserer Gesellschaft.

Eigentlich wollte und müsste Bringfried natürlich heute im Paderborner Dom dieses Jubiläum verdienterweise mitfeiern, aber das Alter und die Gesundheit setzen einem manchmal auch Grenzen.
Wobei „Prunk, Brokat, Weihrauch und Lobeshymnen“ passen nicht wirklich zu unserem Auftrag.
 
Als Bringfried neulich wiederholt im Krankenhaus lag und ich ihn besuchte, kam gerade auch die Ärztin zur Visite. Sie fragte mich nach meiner fachmännischen Beurteilung: „Was halten sie denn jetzt so von ihm?“ und als ich sagte: “Sein Mund funktioniert schon wieder zu 120%“, stimmte sie mir mit einem Lächeln sofort zu.
Aber diesen Mund, – Bringfried würde sagen: meine „schlesische Schnauze“ -, hat Bringfried auf vielfältigste Art genutzt, sein Lehrerwissen an die Schüler zu vermitteln, und als Diakon Gottes Botschaft weiterzusagen.

Bringfried hat auch mein Leben und das meiner Frau und Familie mitgeprägt als er schon in den frühen 70er Jahren, die Ehevorbereitung im Dekanat neu aufstellte und organisierte.

Natürlich war er in Stukenbrock, unter den frühen Fittichen Pfarrer Peters und später Wolfgang Braun, originär eingesetzt, aber es war seine Stärke, uns Diakone im Diakonenrat zu vertreten und sein Talent und sein Wissen und seine Erfahrungen auch in vielen nachfolgenden Ausbildungskursen weiterzugeben.
Als ehemaliger Ossi aus Eisleben, war es Bringfried ein Herzensanliegen, dass nach der Wende Paderborn und Magdeburg eine Partnerschaft eingingen.
Diese habe wir auch als Diakone lange Zeit mit Hilfe und Leben gefüllt.

Ich glaube nicht, dass du Bringfried, dir alle Taufen, Beerdigungen und Trauungen, Andachten, Predigten und Krankenkommunionen aufgeschrieben hast – sicher auch nicht nötig, denn die vielen Menschen, denen du begegnet bist, werden dieses in bester Erinnerung behalten.

Mir steht es heute auch nicht zu und es entspricht auch nicht unserem diakonalen Auftrag, hier Lobeshymnen zu verbreiten über einen Mann der 100% Einsatz gebracht hat. Bei manchem Lob ist Bärbel sicher auch anderer Meinung – jetzt bist Du dran Bärbel! 😊
Ich glaube, die Stukenbrocker wissen, welche Verdienste sich Diakon Bringfried Schubert, als Lehrer, aber auch für unseren gemeinsamen Glauben, für Jesu Botschaft und für unsern gemeinsamen Auftrag als Christen, erworben hat.

Aber der Auftrag, den wir Diakone vom Bischof erhalten haben, gilt auch für jeden anderen Christen, auch in Stukenbrock und in Verl – in der ganzen Welt.
Christliches Leben, ist zunächst einmal das ganz persönliche Lebenszeugnis der Menschen, die Jesus nachfolgen wollen.
Das sind Menschen, die die Liebe leben.
Die sich für Arme, für Kranke, für Flüchtlinge einsetzen.
Die den Reichtum, in dem wir alle leben – man muss nur mal aufmerksam in die Welt schauen – die diesen Reichtum auch teilen und nicht nur den Überfluss.
Christliches Leben, reicht die Hand immer wieder zur Versöhnung, wenn es sein muss, jeden Tag. Christliches Leben öffnet die Hände, die Augen und Ohren, für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

OK – Diakone stehen manchmal auch in der vorderen Reihe, bei einer Trauung oder Taufe, aber ohne die Familie, die uns trägt und die den Glauben mit uns lebt, ohne die Gemeinde, die einen annimmt, können wir unsern Dienst weder leisten und vor allem, nicht aushalten.

Das wichtigste Zeugnis, das Jesus von uns erwartet, ist die liebende Gemeinschaft.
Nur gemeinsam können wir bezeugen, dass der Lebensstil Jesu wirklich in der Lage ist, eine Gesellschaft zu erneuern und geschwisterliche, solidarische Beziehungen zu schaffen.

Bringfried hat mit seiner Familie und seiner Johannes Baptist Gemeinde hier, nicht nur viel bewegt – nicht nur hier und in der ganzen Diözese, er hat auch für die Zukunft der Diakone in Deutschland ein Fundament gelebt und erarbeitet, auf dem man gut weiter bauen kann und muss.
Danke Bärbel, danke Bringfried!

Aber eins hast Du nicht geschafft Bringfried, aber dazu braucht es vielleicht noch mehr des Heiligen Geistes in unserer Kirche und vielleicht eines Machtwortes von unserm Gott, denn:
ER,
Der HERR schuf Menschen erst aus Ton,
die Krönung kam – der DIAKON,
die Welt wird wirklich erst gewinnen,
schafft ER auch bald DIAKON – innen.

Halleluja – Amen.

25. Sonntag B 2021 – Wir haben die Wahl!

25. Sonntag – Predigt B 2021 – Wir haben die Wahl!

Liebe Sürenheider, liebe Mitchristen!

Was ist eigentlich los, wenn Elvan Korkmaz und Ralf Brinkhaus morgens gemeinsam vom Laternenpfahl in mein Wohnzimmer grüßen? Jawohl. Es ist Wahlkampf.
Die Straßen sind voller Bilder und Verheißungen, als wären wir auf einem Pilgerweg.
Manches ist hohl, nichtssagend, vieles klingt aber auch religiös besetzt, als würden wir einen Bischof wählen.
Auch das Lächeln der Bewerber ähnelt oft dem der Mutter Maria oder des heiligen Ignatius auf einem Andachtsbild.
Was wollen die von uns – oder auch für sich, was sollen wir glauben, wem können wir Vertrauen schenken?

Wer die Wahl hat – hat die Qual! Wir Wählerinnen und Wähler – wir sind im Moment noch eine stark umworbene Gruppe. Es gibt Kugelschreiber, Luftballons, Papier in Mengen und Lutscher für die Kleinsten und – natürlich Versprechungen ohne Ende.
Wählen zu dürfen und wählen zu gehen, ist ein gutes Gefühl und dafür bin ich sehr dankbar.
Ihr wählt sicher gleich nach dem Gottesdienst, oder habt gestern oder vielleicht per Briefwahl gewählt.
Bundesweit kann man aus über 40 Parteien einen Menschen aussuchen!
Da spüre ich: Ich bin frei. Ich kann entscheiden! Das ist Demokratie! Ich darf mitbestimmen!

OK – Aber wer die Wahl hat, hat manchmal auch die Qual.
Wir sollen entscheiden, wie es in unserer Stadt, in unserem Land zugehen soll in den nächsten vier Jahren. Und auch, wie wir miteinander umgehen.
Männer mit Frauen – Deutsche mit Ausländern.
Auch wie die Religionen zukünftig miteinander umgehen, kann ein Ergebnis der Wahl sein.
Auch, ob mehrheitlich Friede auf der Welt bleibt, kann das Ergebnis sein.

Die verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen haben auch mit den muslimischen Gläubigen und anderen Glaubensgeschwistern mehrheitlich einen offenen, ehrlichen und hilfreichen Umgang miteinander gefunden.
Das ist ein hohes Gut – eine gute Wahl!

Ja, wir Christen haben die Wahl. Wir können durch unseren Glauben ein Beispiel geben, dass andere ansteckt und ihnen Lust macht mit uns zu singen und zu beten – wir können aber auch unsere Freude verweigern und unerlöst vor uns hinblicken.

Wir Christen haben die Wahl.
Wir können eine Kirche schaffen, die der Zukunft unserer Kinder eine Chance gibt, die Lust macht auf Frohe Botschaft – oder wir zementieren die alten Traditionen mit Worten und Gesten, die nur die Alten verstehen.

Wir Christen haben die Wahl. Wir können uns für die Pfarrgemeinderatswahl im November als begeisterte Christen aufstellen lassen und helfen mit, neue Formen unseres Glaubenslebens zu entdecken und zu gestalten – oder wir warten ab, wie andere unsere Glaubenszukunft gestalten.

Wir haben täglich und tausendfach die Wahl
und damit auch Verantwortung für das Land und Verantwortung für den Menschen neben und mit mir – und sie haben es alle verstanden – diese Verantwortung lässt uns als Christen eigentlich keine Wahl!

Schauen wir doch mal auf Jesus. Auf wen den sonst? Er hat es doch vorgemacht!
Er selbst wählte immer wieder, und nie – nie – Nie wählte er den einfachen Weg!

Wollten die Jünger Jesus mit dem Schwert verteidigen, sagte er:
„Nein! Steck das Schwert weg. Keine Gewalt! Niemand soll in meinem Namen Gewalt erleiden. Gewalt darf nie das Mittel der Wahl sein. Ein friedlicher Weg ist immer möglich. Lieber leide ich selber. Dafür wähle ich sogar eher den eigenen Tod.“

Wir als Christen tragen eine große Verantwortung, müssen wieder neu lernen, selbstbewusst und offensiv und öffentlich für unsere friedvolle, helfende und zukunftstragende und zutiefst frohmachende Glaubensüberzeugung einzustehen – und sie auch leben!

Wir können wählen, ob wir uns in dieser Stadt, in diesem unserem Land im Geist des guten Miteinanders begegnen. Wir können die Worte wählen, mit denen wir unsere Meinung sagen – Und wählen wir sie behutsam und liebevoll.

Wir können wählen, einander liebevoll zu zuhören, versuchen zu verstehen, was der andere sagen will, was ihn bedrückt oder erfreut.

Wir haben die Wahl
als überaus reiche Kirche – als Institution und als Menschen – unseren Reichtum für die Menschen einzusetzen, denen das Wasser bis zum Hals steht, für die, die keine Tränen mehr haben, für die, denen das Dach über dem Kopf explodiert und die hilflos neben den sterbenden Kindern stehen oder – wir können in vergängliche Werte investieren.

Wir haben die Wahl
alte und längst überholte Gewohnheiten, Rituale und Sprachen aufzubrechen und mit dem Menschenfreund Jesus Neuland zu betreten. Und wir werden es spüren: Wir werden ein Vielfaches gewinnen für uns und unsere Kinder, oder – eine Kapelle im pastoralen Raum wird in wenigen Jahren reichen.

Wir haben die Wahl
eine Stadt, ein Land, eine Erde zu erträumen und zu schaffen, wo sich die Menschen freundlich begegnen, einander wertschätzen und unterstützen, wo alle Konfessionen und Religionen miteinander den einen Gott und den Nächsten ehren und einander helfen- .

Wir haben die Wahl
den Menschen, – Jugendlichen und Kindern,- die uns schon verloren scheinen, einen Raum zu geben, der auch Ihnen die Frohe Botschaft erzählt.

Das alles ist möglich.     Mit Gottes Kraft.      Wenn wir auf IHN hören.

Schließlich haben wir einen Herrn und Meister, unsern Freund und Bruder Jesus Christus, der uns sagt:
„Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“

Und jetzt kommt die alles entscheidende Frage:

„Nehmen Sie die Wahl an?“

Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Na? Wie ging es Ihnen denn eben als ich das Evangelium vorgelesen habe. Als es um die Erlaubnis zum Entlassen aus der Ehe ging?
Schon mal dran gedacht?

Einfach ist das mit unseren Frauen …. – sorry, das hatte ich durchgestrichen. Einfach ist das mit uns Männern ja auch nicht immer.
Mir ging es nicht wirklich gut dabei, als ich die Predigt für heute vorbereitet habe. So viele Familien gingen mir dabei durch den Kopf.
Lieblosigkeit, Fremdgehen, Streit, Alkohol, Gewalt.

Die schlimme Tragik so mancher Familiengeschichte, die ich kenne und Sie könnten das Fass sicher vollmachen, verbietet es mir über jemanden zu urteilen, der sein JA-Wort aus irgendeinem Grund nicht aushalten oder durchhalten konnte.

Ich möchte an diesem Sonntag darüber sprechen, welchen Wert es für Sie, oder für mich, ja sogar für die Welt haben kann, wenn Menschen zu ihrem Eheversprechen stehen.
Wenn sie bei allem Schönen und Erfreulichen, und trotz aller Gefahren, aller Hürden, aller Sorgen und Ängste den Lebensweg gemeinsam gehen.
Wenn sie einander treu bleiben, trotz aller Verlockungen, die alle mal erleben.

Treue – vielleicht ganz schön schwer in unserer Zeit, in der fast jede zweite Ehe geschieden wird. Und ich meine normale, bodenständige Ehen – nicht die aus Gala, Bunte oder Brigitte.

Ich kenne viele Paare, selbst noch bei der Taufe ihrer Kinder, die sehr vorsichtig geworden sind mit dem Treueversprechen auf Ewig.     
Lieber noch eine Option offenhalten?

Trotzdem ist so ein Verhalten unmenschlich, den anderen, oder die andere in der Unsicherheit zu lassen, ohne tiefes Vertrauen in die Beziehung, ohne sichere gemeinsame Zukunft.

Machen sie doch mal die Augen zu, vielleicht auch heute später zu Hause mal und denken sie an den wunderbaren Augenblick, in dem zwei Menschen sich das erste Mal tief in die Augen schauen, dann zunächst erst mal Freunde werden.

Und diese Freundschaft wächst dann zu einem guten, vertrauensvollen Verhältnis.
Welch ein Geschenk, was ist das für eine Freude!
Sollte das nicht besiegelt werden? Fest geschrieben auch mit Gottes Segen?

Ich könnte die bekannten Seligpreisungen hier noch erweitern.
Selig sind die, die der Treue eines Menschen sicher sind.
Selig sind die, die sich der Treue Gottes dazu sicher sind.

Und diese Treue, die sich die Menschen von Gott gewünscht, ja erbetet haben, diese Treue hat unser Gott immer wieder auch in unser Leben gebracht, er hat sich an sein Versprechen gehalten, gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Es wird für viele Eheleute große Mühe gekostet haben, immer wieder aufeinander zuzugehen, immer wieder neu zu beginnen – und das sehr oft.
Es ist nicht leicht, den anderen um Verzeihung zu bitten, und das zum x-ten Mal.
Aber wie schön ist das denn!
Wenn wir uns dann immer wieder in die Arme nehmen, wir dürfen dann auch zusammen weinen und dann mit neuer Freude, die Treue wieder neu starten – und das auch aus Verantwortung für den anderen, vielleicht für die gemeinsamen Kinder – ja für ein gemeinsames Leben.

Die Treue der Menschen zueinander und die Treue Gottes zu uns, haben ihre Bewährungszeiten nicht in den schönen und glücklichen Stunden.
Die Treue wackelt in der Krise.
Dann zeigt sich erst, wie man zueinandersteht, ob das Versprechen belastbar ist, ob es wirklich ernst gemeint ist.

Gott hat es uns gezeigt, immer wieder und viele Eheleute zeigen sich das beispielhaft auch.

Da denke ich an viele Menschen, die die goldene Hochzeit feierten, oder sogar die Diamantene.
Neulich habe ich an einem Tag die Kommunion zu einem Ehepaar gebracht, die an dem Tag 70 Jahre verheiratet waren. Und wenn man sie so anschaute, konnte man ahnen, nein – vielleicht sogar sehen, dass aus zweien EINS geworden war.
Ein zutiefst betroffenes Beispiel für mich.        Danke!
So etwas schafft nur echte Liebe, die beide miteinander verbindet und Gott in ihrem Leben einen entscheidenden Platz gegeben hat.

Jesu deutliche Ansage, seine klare Kante zur Ehescheidung, lässt sich nicht schönreden, das ist schon ein echter Stachel, der weh tun kann. Da zeigt sich auch, dass unser Glaube nicht einfach „Wellness“ ist, nicht zum „Nulltarif“ zu bekommen ist.
Jesus fährt an dieser Stelle mit uns Menschen keinen Kuschelkurs – nein – er sagt knallhart:
Das ist alles nur, weil ihr so hartherzig seid!“
Hartherzig ist, wer sich blenden lässt, wer andere am eigenen Schönheits- oder Jugendideal misst – aber selbst lange nicht mehr in den Spiegel geschaut hat.
Lieben heißt auch – mit dem anderen alt zu werden. Nicht die Falten, die fehlenden Haare oder auch nicht die Bauchringe zu zählen.

Den Splitter im Auge des anderen ist leicht zu entdecken, aber selbst in den Spiegel schauen, könnte da Hilfe bringen.

Ein russisches Sprichwort sagt:
Fährst du zur See – so bete einmal.
Ziehst du in den Krieg – so bete zweimal.
Beginnst du eine Ehe – so bete dreimal.

Ich bin sicher, dass das auch heute noch ein heilsames Rezept in der Ehe sein kann, dass Eheleute miteinander – man kann sich an die Hand nehmen – das geht auch im Bett – und dann gemeinsam für das Gelingen ihrer Ehe beten.
Mein Papa sagte uns immer: Geht nie ins Bett, ohne euch wieder zu vertragen. Danke Papa!

Aber das wir sollten auch wissen:
Unser Gott ist mit seiner Treue näher und liebender bei uns, als manche Kirchengesetze und Bestimmungen, die den Menschen sehr weh tun, da wo ein gemeinsames Leben mit dem Partner nicht mehr möglich ist und die Kirche uns die zweite Chance nicht gibt.
Gott gibt sie uns, jeden Tag, jeden Tag und immer wieder!

Danke an alle für ihre gelebte Treue – zueinander – zu Gott – und auch zu unserer Gemeinde hier.

Amen – so soll es sein!

7. So. Jks A – 23. 02.20 – Seine Liebe leben – Mt 5,38-48

7. So im Jahreskreis – 23. Februar 2020 – Seine Liebe leben – Mt 5,38-48
Lasst uns doch mal einen Moment darüber nachdenken: Habe ich selbst eigentlich Feinde?
Ein Moment der Stille

Wirkliche ‚Feinde‘ habe ich nicht und Sie sicher auch nicht.
Aber eins stimmt sicher:
Wir kommen nicht mit allen Menschen gut aus und wir finden bestimmt nicht alle, nett und sympathisch, die uns täglich im Alltag begegnen.

Und das müssen wir auch gar nicht!

Aber, was will Jesus wirklich mit seinen Worten bei uns erreichen? Was ist seine Idee? Was ist sein Plan?

Die Antwort ist eigentlich schnell klar. Jesus will unser Herz erreichen:
Dass wir Menschen – trotz allem – zueinander gut sind, liebevoll, einander helfen.
Dass wir einander annehmen, achten und respektieren.
Dass wir Verzeihung schenken, dem Andern wertschätzend und wohlwollend begegnen.
Dass wir immer mehr das Verbindende suchen, und nicht das, was uns vom anderen Menschen trennt.
Dass wir Menschen einander zutrauen, dass auch in dem Andern ein guter Kern zu finden ist.
Dass wir untereinander immer wieder einen neuen Anfang ermöglichen.

Jesu Worte und seine Ziele – wie wir sie eben gehört haben – sind aber auch so radikal, so grundlegend, dass es einem fast den Atem nehmen kann.

Und darum sagen auch viele Menschen schon im Voraus: „So etwas könnte ich nie schaffen!“
Auch unsere Kirche tut sich oft mit der Verwirklichung dieser geforderten Liebe schwer und scheitert bis heute an ihr immer wieder.

Für die Vergangenheit fällt einem da schnell ein:
Wie unchristlich haben sich Christen verhalten in der Verfolgung von Juden, Hexen oder Ketzern, wie in Kreuzzügen und Glaubenskriegen?
Wie brutal ist unsere Kirche im Mittelalter mit der Missionierung vorgegangen?
Wie geht unsere Kirche um, auch mit Menschen in ihren eigenen Reihen – denken Sie an Drewermann oder Küng?
Denken sie an die vielen hochmotivierten Frauen, die wir so gut gebrauchen könnten.

Jesu Wunsch und unsere Wirklichkeit liegen auch bei uns in Verl, auch hier in der Kirche, oft sehr weit auseinander.
Denken Sie an ihren unfreundlichen Nachbarn.
Denken sie an den Hickhack zwischen den Parteien selbst hier in Verl.
Denken Sie an Ihre Meinung über die vielen Flüchtlinge.

Denken sie an manche kaputt gegangene Freundschaft, manchmal wegen Peanuts.
Denken sie nur an den einen oder anderen Christen hier in der Kirche, ein paar Reihen vor oder hinter ihnen – oder in der gleichen Reihe, sind Ihre Gedanken da immer liebevoll und christlich?

Natürlich frage ich mich auch immer wieder, ob Jesu Botschaft, ob sein Liebesplan für die Menschen, wirklich umsetzbar ist.
Sind seine Forderungen heute nicht absolut weltfremd und überholt?
Warum sollen wir so blöd sein und von unserem Geld was für die verhungernden Kinder im Jemen geben?
Warum sollen wir die Freiheit suchenden Menschen aus dem Mittelmeer retten?
Warum sollen wir die gute Idee der anderen Partei loben, wenn wir selbst nicht drauf gekommen sind.
In vielen Situationen versage ich auch – aber ich bin so dankbar für die Regeln, die Jesus uns für ein gelingendes Leben gegeben hat.

Wohin kämen wir, wenn wir dem Bösen keinen Widerstand entgegensetzten, wenn wir alles tolerieren, nur um Streit zu vermeiden, oder wenn wir nur verzeihen, statt Gerechtigkeit einzufordern?
Würde dadurch nicht derjenige, der Unrecht getan hat auch noch belohnt?

Leute – es ist gut, dass es Jesu Botschaft an uns gibt! Gott sei Dank!
Denn, wohin kämen wir, wenn jeder nur an sich selbst denkt und die Augen verschließt, vor der Not, dem Elend und den Katastrophen auf dieser Erde?
Wohin würden wir und mit uns die Welt abstürzen, wenn es kein Verzeihen und keine Vergebung gäbe und wenn wir Unrecht durch neues Unrecht vergelten würden?
Möchten Sie in so einer Welt leben?

Jesu Barmherzigkeit und seine Liebe, seine Vergebung und sein Verzeihen grenzen manchmal schon an übermenschliches Tun, – ist es manchmal vielleicht für uns auch.
Es ist oft aber für uns die einzige Möglichkeit und darum unbedingt erforderlich, um einem neuen Anfang, und einer liebenswürdigen Erde überhaupt eine Chance zu geben.

Nur wenn wir Menschen uns über alte, oft tiefe Gräben hinweg, neu die Hände reichen, um Vergebung bitten und vor allem Vergebung gewähren, können böse und verletzende Streitereien beendet werden.
Nur wenn Gottes Liebe durch uns in das Miteinander gebracht werden, können Heilungsprozesse geschehen und die Spirale von Gewalt und Gegengewalt, aber auch der Teufelskreis von Schuld und Rache durchbrochen und beendet werden.

Nur wenn wir die Not der anderen im Blick und im Herzen haben, können wir die not-wendigen Schritte unternehmen, damit Gottes Liebe bei allen Menschen ankommt.

Ein Beispiel möchte ich Ihnen zumuten: Sie kennen das Stalag 326 in Stukenbrock – zigtausend Kriegsgefangene aus Russland, elendig gestorben, sind dort beerdigt.

Der deutsche Schriftsteller Werner Bergengruen erzählte Folgendes: Auf meiner Flucht aus Russland kam ich zu Ostern 1919 – hungrig und ausgemergelt – in ein russisches Dorf bei Minsk.
Eine alte Bäuerin sagte zu mir: „Ich habe einen Sohn in deutscher Gefangenschaft, von dem ich nichts höre.
Ich werde jetzt denken, du bist dieser Sohn.“
 
Sie umarmte mich, gab mir ein Bett und beschenkte mich reichlich.