4. FASTENSONNTAG – 19. März 2023 – A  LAETARE

4. FASTENSONNTAG – 19. März 2023 – A  LAETARE

„Laetare“ – „Freue dich!“ so heißt schon seit dem 11. Jahrhundert der heutige 4. Fastensonntag.

Er hat seinen Namen vom Eröffnungsvers der Heiligen Messe:
„Laetare Jerusalem“ – „Freue dich, Jerusalem!“
Der Ernst der Fastenzeit wird unterbrochen.
Da wird die Vorfreude auf Ostern, das höchste Fest der Christenheit, spürbar.

„Freut euch mit Jubel“ heißt es im Eingangsvers der heiligen Messe weiter.
Dieses Wortspiel erinnert an den Sonntag Gaudete, den dritten Advent, der – wie der heutige Sonntag – ein Sonntag der Vorfreude ist und damit ein Freudensonntag.

Ganz gleich wie man formuliert, wichtig ist die Botschaft.
Sie trifft uns mitten in der Fastenzeit, genau zwischen Aschermittwoch und Ostern.
Hören wir den Aufruf zur Freude!
Stimmen wir ein in die Freude, in den Gesang, in den Jubel in der Vorfreude auf das Osterfest!

Die Fastenzeit, heißt ja in der Liturgie der Kirche „österliche Bußzeit“.
Es geht Ostern entgegen, dem Fest der Auferstehung und des Lebens.
Und heute halten wir inne.
Stop! Wir schauen auf das Ziel dieses Weges.
Es rückt näher. Das Ziel ist Ostern. Und das ist Grund zur Freude.
„Laetare Jerusalem“ – „Freue dich, Jerusalem!“
Und mit Jerusalem sind wir gemeint.

Schaut doch mal nach draußen! Freut sich nicht auch die Natur mit, in diesen Tagen?
Acker- und Gartenboden riechen nach Frühling.
Die Schneeglöckchen blühen, die Krokusse strecken ihre Blüten aus der Erde.
Die Forsythien fangen an zu leuchten. Die Osterglocken kommen heraus.
Bald stehen die Magnolienbäume in voller Pracht und Blüte.

„Laetare!“ – „Freue dich!“
Christus will, dass seine Freude in uns ist. Das Wort JESU ist nicht Drohbotschaft, sondern Frohbotschaft. Es will Licht und Freude bringen in unsere Welt. Sein Wort will unser Leben hell und reich und froh machen.

Sonntag Laetare – Sonntag der Freude!
Freuen dürfen wir uns, weil „Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn für uns dahingab.“
Und von ihm, dem Sohn heißt es: „Christus hat uns geliebt und sich für uns hingegeben.“
Er ist in die Welt gekommen, „nicht um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten“.

Gott ist kein Rächergott, sondern Rettergott.
Er will nicht Untergang und Verderben, sondern Heil und Leben.
Deshalb: „Laetare!“ – „Freue dich!

„Gaudete cum laetitia!“ – „Freut euch mit Jubel!“
Das Evangelium vom Sonntag „Laetare“, liebe Schwestern und Brüder, erzählt von der unendlichen Liebe Gottes zu uns Menschen.
Keiner ist aus dieser Liebe ausgeschlossen, auch wenn wir wissen, dass wir sie nicht verdienen, weil unser eigenes Leben und all unser Wollen und Vollbringen immer schwach und brüchig und fehlerhaft ist.
Doch Gottes Liebe ist größer als unsere Schwachheiten und all unser Versagen. Gottes Liebe ist größer als alle Schuld.
Jesu ausgespannte Arme am Kreuz sind Zeichen seiner Liebe.
Jesu durchbohrtes Herz ist Zeichen seiner Liebe!
Auf einem Flurkreuz habe ich mal gelesen: „Das tat ich für dich! Was tust du für mich?“
Gottes Liebe ruft unsere Liebe. Jesu Herz ruft unser Herz!

Auf einem Abreißkalender fand ich die Worte:
„Die Alltagsform der Liebe ist die Geduld, – die Höchstform das Verzeihen.“

Vergessen wir nicht, dass es Liebe zu Gott ist, wenn wir die Schwester, den Bruder lieben.
Nicht richten, sondern retten, das gilt auch für uns.
Geduld haben, Liebe üben, bereit sein zu vergeben!

Oder wie der heilige Don Bosco gesagt hat:
„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“

Amen

Predigt Karnevalssonntag 2023

Predigt Karnevalssonntag 2023

Hallo Ihr Lieben, Entschuldigung Helau, meine ich.

Nur, dass Sie es verstehen: Immer, wenn in dieser Predigt ein Witz kommt, setzte ich den Hut auf, damit sie auch wissen, wann sie lachen müssen. (Hut auf)
Ein armer, gläubiger Mann betet zu Gott: … „Lieber Gott, bitte lass mich im Lotto gewinnen.“
Am nächsten Tag betet er wieder: „Herr, bitte mach, dass ich im Lotto gewinne.“
So geht das Tag für Tag. Nach einem Jahr betet der Mann immer noch: „Lieber Gott, bitte lass mich auch mal im Lotto gewinnen.“ Nichts passiert.
Der Mann betet tapfer weiter, dann erhellt sich plötzlich der Raum und eine tiefe, laute Stimme spricht zu ihm: „Lieber Mann, gib mir doch eine Chance, kauf dir endlich einen Lottoschein!“
Schön Sie lachen zu hören, Humor ist doch etwas grundlegend Wichtiges für die Gesundheit.
Einer noch:
Ein Ballonfahrer hat sich verflogen und weiß nicht mehr, wo er ist. Da sieht er unten in der Landschaft einen Mann laufen und ruft hinunter: „Können Sie mir sagen wo ich jetzt bin?“
Da ruft der Mann nach oben: „Ja, in einem Heißluftballon“. Da ruft der Ballonfahrer runter: „Kann das sein, dass Sie ein Pfarrer sind?“ Da sagt der Mann: „Ja, woher wissen sie das?“ „Weil sie eine sehr laute Stimme haben, weil sie mir Dinge sagen, die ich selber weiß und drittens mit denen ich nichts anfangen kann“.

So (Hut ab), Können sie nicht lauter lachen? Heute ist doch Karneval und nicht nur an Karneval, darf man auch in der Kirche lachen.
Heute werden Witze erzählt, da darf man sogar klatschen und fröhlich sein – aber, warum eigentlich nur an Karneval?

Haben sie Ostern nicht gelacht?
Hat ihnen unser Pastor oder der Oberrabbiner aus Verl da keine netten Witze erzählt, um ihnen sozusagen ein Lachen aus den Rippen zu schneiden, damit wir die Osterfreude auch körperlich spüren?
Haben sie eigentlich gewusst, dass sie, wenn sie Lachen, mehr Muskeln bewegen, als wenn sie ins Fitnessstudio gehen – aber bitte nicht weitersagen, sonst machen die Läden alle Pleite und bitte, ja nicht zu viel lachen – ihre Muskeln müssen sich erst langsam dran gewöhnen.

Warum muss es in der Kirche eigentlich immer so bieder, so ernst, so streng, ja fast traurig zugehen?
Warum verlassen wir am Ende der Messe nicht lachend, strahlend und voller Freude unsere Kirchen?

Diese Fragen stellen sich viele Menschen, und oft wird dann zur Begründung gegeben: „Ja weil nix darüber in der Bibel drinsteht“.
Die Bibel ist aber kein Handbuch, wo man alles rauslesen könnte, wie es unbedingt laufen muss und ja nicht anders sein darf: Weil Jesus dort auch nicht gelacht hat!?
Nicht, dass Jesus nicht gelacht hat, es steht nur nicht direkt drin in der Bibel.
Es steht aber auch nicht in der Bibel, dass er sich täglich die Zähne geputzt hat oder gekämmt und ab und zu im Jordan gewaschen hat.

Die Evangelien sind keine Regiebücher, die wir einfach so nachleben müssten, sondern wir müssen auch zwischen den Zeilen lesen.

Der Evangelist Johannes beginnt sein Evangelium mit der Hochzeit zu Kanaan. Und wenn Jesus immer wieder dieses Hochzeits- dieses Festmahlbild bringt, warum tut er dann das?

Wir wissen doch selbst alle, wie es bei solchen Feiern zugeht. Wir waren doch selbst schon auf vielen Hochzeiten.

Und Jesus wird mit Sicherheit mit den Menschen dort lange zusammengesessen haben und auch er wird lustige Geschichten beigetragen und tüchtig gelacht haben.

Auch Jesus hat gelacht, wenn ich das jetzt unbedingt als Begründung für meine Predigt brauche. Darum macht mir bitte aus unserm Jesus keinen griesgrämigen Miesepeter!

Wenn wir heute an Karneval hier in der Kirche lachen, dann nicht, weil wir den Glauben nicht ernst nehmen, sondern gerade, weil wir ihn ernst nehmen.
Wir dürfen frei sein, wir dürfen uns freuen über dieses Leben und wir dürfen in dieser Freude DANKE sagen und alles annehmen, was noch auf uns zukommt..
Sagen sie mir sonst einen Grund, warum unsere Kinder in die Kirche kommen sollen, wenn nur alte Leute da sind und sie nur zutiefst traurige Gesichter und geneigte Köpfe zu sehen bekommen und sie die Texte, meistens aus dem letzten Jahrhundert, ohnehin nicht verstehen.

Eins meiner Enkelkinder, Lektorin hat nach der Messe nach ihrem Einsatz plötzlich ganz tüchtig geweint. Ich sagte zu Ihr: „Was ist denn, Du hast doch alles toll gemacht?“ Da sagt sie: „Opa, ich habe die Leute immer freundlich angeschaut und keiner hat gelächelt!“

Kennen sie den: (Hut auf) Mitten in einer Messe kommt der Teufel in die Kirche.
Alle Leute laufen sofort hinaus, und selbst der Pfarrer vorneweg, vor lauter Angst.
Nur ein Mann bleibt sitzen, so Mitte 70 wie ich.
Da geht der Teufel zu ihm hin und sagt: „Warum läufst denn Du nicht weg?“
Sagt der Mann: „Warum?“  „Ja, ich bin doch der Teufel“.
„Egal, sagt der Mann, das macht mir nix, ich bin seit über 50 Jahren mit Deiner Schwester verheiratet“. (Hut ab)

Würden sie jetzt bitte tüchtig lachen und sich ihres Lebens freun.  Helau und Amen

(Hut auf) Einer noch: Ein guter Diakon (nicht aus Verl – der lebt noch) kommt in den Himmel. Jeden Tag gibt es drei Mal zu essen.
Nach einem Monat sagt er zu Petrus: „Ich kann von hier gut in die Hölle schauen. Dort gibt es Mittags so oft Gänsebraten, Schweinekotelett und Rindersteak – ich bekomme hier immer nur Graubrot, Morgens, Mittags und Abends“.
Das sagt Petrus, „Das muss du doch verstehen, für einen allein lohnt es sich hier oben nicht zu kochen!“. (Hut ab)



Nach dem Segen: (Hut auf)
Die Stasi verhört einen treuen Kirchgänger: „Gibst du zu, dass du gerade in der Kirche warst?“
„Ja.“
„Gibst du auch zu, dass du die Füße von Jesus Christus am Kreuz geküsst hast?“
„Ja.“
„Würdest du auch die Füße unseres Genossen Honecker küssen?“
„Sicher, wenn er dort hängen würde!“

Ein Rabbi betet zu Gott: „Lieber Gott, mein Sohn ist Christ geworden!“
Gott: „Ja und, meiner auch!“
Rabbi: „Und was hast du gemacht?“
Gott: „Ein Neues Testament geschrieben!“

Fragt der Lehrer: „Kann mir einer sagen, warum Blähungen so stinken?“ Ein Schüler aus der letzten Reihe antwortet: „Damit Schwerhörige auch etwas davon haben!“

Fragt der Lehrer: „Wenn ich mich auf den Kopf stelle, läuft mir das Blut in den Kopf. Wenn ich aber auf den Füßen stehe, warum läuft mir das Blut nicht in die Füße?“ Meldet sich Hans: „Weil die Füße nicht hohl sind!“
Sagt die eine Unterhose zur anderen: Sag mal, warst du im Urlaub? Du bist so braun?!

Was hat ein Vogel, der auf einen Misthaufen fällt? Kotflügel.

22. Januar 2023 – 3. Sonntag im Jahreskreis – A – Predigt

22. Januar 2023 – 3. Sonntag im Jahreskreis – A – Predigt – nicht gehalten

Kehrt um, dann wird alles gut! Das wäre doch jetzt eine Revolution in der Medizin:
Man schlägt über die Stränge, man hat am anderen Morgen einen ausgewachsenen Kater, und dann wirft man eine kleine Tablette ein und alles ist, als wäre es nie geschehen.

Liebe Schwestern und Brüder,             

so etwas könnte man doch wirklich gebrauchen, das wünscht sich bestimmt sich so mancher: Wie so einen Knopf, auf den man einfach nur drücken muss, und dann ist alles wieder in Ordnung. Kehrt um und alles ist gut!. Das wäre doch toll. Dafür gäbe es bestimmt den Nobelpreis. Das wäre ein Wunder, wie es sich viele wünschen und wie es sich manche auch bestimmt vorstellen.

Ein bisschen werden Wunder in den Texten der Bibel ja auch oft so geschildert.
Da schnippt jemand mit den Fingern und alles ist wieder gut.
Lahme stehen auf, Blinde sehen wieder, Kreuzschmerzen sind wie weggeblasen und die Leber ist wieder völlig in Ordnung.

Nicht umsonst war die Verkündigung vom Wunderrabbi Jesus von Nazareth so schnell in aller Munde. Nicht umsonst wollte schon König Herodes ihn unbedingt kennenlernen, wohl damit er ihm auch eines seiner Wunderkunststücke vorführe.
Und nicht umsonst erfreut sich genau dieses Bild eines Messias, der als großer Wunderwirker durch das Land zog, bis heute solch großer Beliebtheit.

Sicher, Jesus wird Wunder gewirkt haben, er wird Menschen geheilt haben.
Wichtig aber war etwas ganz anderes.

Wichtig war nicht, dass er heilte, wichtig war, dass er uns gezeigt hat, wie wir heil werden und heil bleiben können.
Er zeigt uns nicht den Knopf, mit dem wir alles ungeschehen machen können.
Er zeigt uns den Weg, wie wir aus den Löchern, in die wir hineingefallen sind, wieder herausfinden und den Weg, wie wir erst gar nicht in diese Löcher hineinfallen. Kehrt um ruft Jesus auch jedem von uns zu.

Und um bei dem ersten Bild zu bleiben: Er nimmt uns dann bestimmt nicht einfach den Kater oder das schlechte Gewissen am anderen Morgen.
Er macht uns vielmehr durch seine Worte und Taten deutlich – und das ist viel wichtiger -, dass uns dieser oder jener Kater droht, wenn wir diesen oder jenen Weg, den wir eingeschlagen haben mit aller Kraft weitergehen wollen. „Kehrt um!“ ruft er.

Jesus ist nicht die Tablette, die man einfach nimmt, wenn dann wieder einmal etwas schief gegangen ist.
Er ist nicht der Joker oder der Lottogewinn im Spiel unseres Lebens, den wir immer wieder einsetzen können, wenn wir etwas verbockt haben oder wenn uns der richtige Weg einfach zu kompliziert gewesen ist.

Jesus biegt die Dinge nicht einfach wieder hin, er lebt nicht unser Leben.
Er ist viel eher so etwas wie die Anleitung dafür. Jesus zeigt uns, wie wir selbst es leben können und sollen.

Kehrt um, und dazu erhalten wir von Jesus die Gebrauchsanweisung.
Er gibt uns seine Wegweisung und nennt sie Gottes Torah.
Aber gehen müssen wir den neuen Weg dann schon selbst.
Das bleibt uns nicht erspart.
Aber Jesu geht diesen Weg mit, er ist und bleibt an unserer Seite.
Lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen gegen allen Trend der heutigen Zeit.
Das macht uns als Gemeinschaft stark, wenn wir uns auch gegenseitig an die Hand nehmen.

Amen.

20. November 2016 – Christkönigssonntag – C

20. November 2016 – Christkönigssonntag – CPredigt

Sie kenne alle dir drei großen monotheistischen Religionen, die, die alle an den einen Gott glauben?! Die Juden, die Muslime und die Christen

Vor einiger Zeit habe ich über die folgendes gelesen:
„Der Jude geht mit Gott, der Muslim fällt nieder vor Gott und der Christ …?“

Liebe Schwestern und Brüder,
ich könnte Sie jetzt ja mal raten lassen, wie es wohl weiter geht.
Was ist charakteristisch für das Verhältnis von uns Christen zu Gott?

Ich will sie ja nicht unnötig auf die Folter spannen – der Satz geht weiter mit:
„Der Christ steht vor Gott!“

Das ist eine wunderbare toll Aussage. Damit wird auf den Punkt gebracht, was wir im zweiten Hochgebet der Messe immer wieder beten: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor dir zu stehen und dir zu dienen.“

Damit ist die ungeheure Würde zum Ausdruck gebracht, die Gott uns Menschen verleiht.
Gerade heute, am Christkönigstag, macht dieser Gott uns deutlich, dass er, der König der Welt, sich in Christus zu uns herabgelassen hat – und uns dadurch gleichsam emporgehoben hat, auf Augenhöhe.

„Steht auf!“ sagt er zu uns. „Macht euch nicht klein!“

Das bedeutet: Wir Menschen brauchen vor dem Herrn der Welt nicht im Staub zu liegen, denn Gott hat uns gezeigt, dass er unser Bruder sein will, dass er den Menschen als bundgerechten Partner möchte.

Ein Christ ist einer, der weiß, dass er vor Gott stehen darf.

Natürlich trifft auch das, was über die anderen Religionen gesagt wird, auf uns Christen zu. Und natürlich können wir von den Grundhaltungen anderen Religionen lernen.

Von den Juden beispielsweise können wir wiederentdecken, dass glauben, einen Weg gehen bedeutet, einen Weg, auf dem man von Gott begleitet wird, wie Israel damals aus Ägypten hinein in das gelobte Land. Wege, die nicht immer einfach sind, aber durch Gottes Begleitung gangbar werden, egal durch welche Wüste sie auch führen.

Und von den Muslimen müssen wir uns manchmal wieder neu sagen lassen, dass wir unserm Gott die nötige Ehre erweisen sollten, dass er so hoch erhaben ist, dass wir daneben verschwindend klein erscheinen, und dass wir dieses Verhältnis nie aus dem Blick verlieren dürfen, um nicht überheblich und auch gottververgessen zu werden. Denn Gott ist der Schöpfer aller Dinge, er ist der Herr der Welt, der König aller Menschen.

Aber das macht ja nur umso großartiger, was dieser König aller Könige uns Menschen in und durch Christus vermittelt:
Der Herr der Welt kommt zu uns hernieder und sagt zu jedem von uns, zu jeder und jedem Einzelnen:
Steh auf! Bleib nicht im Staube liegen. Erhebe dich, mein Kind!

Gerade im Vergleich mit anderen Religionen ist mir wieder ganz neu bewusst geworden, was für eine ungeheure Botschaft, welch große Liebe, in diesen Worten steckt.

So sprechen nur wir Christen und diese Botschaft ist so prägend für unseren Glauben geworden, dass sie ihn in vielen Beispielen durchdringt. Bis hinein in die Liturgie, unsere Feier der Gottesdienste.

Denn auch dort ist die Grundhaltung des Christen nicht etwa das Knien – wie manche immer noch meinen – und auch nicht das Sitzen. Die Grundhaltung des Christen im Gottesdienst ist das Stehen.
Wir sind dazu berufen, vor Gott zu stehen und ihm zu dienen.

Man sitzt selbstverständlich bei den Teilen der Messe, in denen es überwiegend um das Hören geht – das ist keine Frage.
Und Knien sieht das Messbuch seit über vierzig Jahren eigentlich nur noch zu den Wandlungsworten vor.
Ansonsten nämlich stehen wir vor Gott, wie die Engel an seinem Altar, von ihm dazu berufen, als seine Kinder, die er unendlich liebt.

Das ist wahrhaft frohe, einzigartige und überwältigende Botschaft. Aus dieser Botschaft heraus kann man leben, denn sie gibt Kraft zum Leben.

Amen.

30. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 18,9-14)

30. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 18,9-14)

Liebe Schwestern und Brüder,

Nee; so gut gefällt mir das nicht, welchen Botschaft das Evangelium im ersten Augenblick da heute vermittelt.
Bei allem Respekt vor den Evangelisten – aber macht mir bitte den armen Pharisäer nicht zu schlecht.

Eigentlich ist das, was er tut, nämlich bewundernswert und großartig. Und jeder, der eine große Klappe über Pharisäer hat, der soll ihm das erst einmal nachmachen.

ER fastet zweimal in der Woche, ER gibt den zehnten Teil seines gesamten Einkommens und ER ist gut zu seiner Frau und betrügt sie nicht.
ER haut auch keinen anderen übers Ohr und bereichert sich nicht auf Kosten dritter.

Und vor allem, ER prahlt nicht einmal mit dem, was er alles großartiges tut.
Leise, heißt es im heutigen Evangelium, ganz leise spricht er diese Worte im Tempel, nur still vor sich hin.
Nur für sich und seinen Gott, sind seine Worte bestimmt, für keine anderen Ohren.

Soll das etwa schlecht sein? Ich finde das toll, was der tut.
Und wenn ich was Tolles getan habe, dann darf ich das auch sagen.
Wenn mir schon mal was gelungen ist in meinem Leben, dann darf ich mir auch auf die Schulter klopfen. Das brauche ich, das braucht jeder und das braucht auch unser Pharisäer im heutigen Evangelium.

Da ist absolut nichts schlimmes! –  Und da hat Jesus Christus auch absolut nichts dagegen.

Liebe Schwestern und Brüder hier, lassen Sie sich von nichts und niemandem einreden, dass Christsein bedeuten würde, mit hängendem Kopf und tränenden Augen, voller Komplexe und Minderwertigkeits-gefühle und vor allem mit einem ständigen: „Ach was bin ich doch so schlecht“ auf den Lippen durch die Gegend zu laufen und am liebsten hinten in der Kirche sitzen.

Dass der Zöllner nicht wagt die Augen zu erheben, dass er voller Zerknirschung hinten im Tempel steht, das hat schließlich seinen Grund.
Der Zöllner hat ja auch allen Grund, Reue zu empfinden.
Es ist ihm schließlich klar geworden, dass da was schief gelaufen ist in seinem Leben.

Wenn ich spüre, dass alles daneben gegangen ist, dass ich kaum noch guten Gewissens in den Spiegel schauen kann, dann kann ich halt auch nicht so tun als ob alles ok wäre.
Dann muss ich natürlich auch dazu stehen, und ganz besonders vor unserm Gott.

Nur so krieg ich die Sache schließlich vor mir selbst und vor Gott wieder auf die Reihe.

Durchaus lobenswert, dass der Zöllner so ehrlich zu sich ist.
Großartig, dass er nichts beschönigt, dass er zu seinen Fehlern steht.
Aber deswegen ist er doch noch lange nicht besser als unser Pharisäer.

Darum: machen Sie mir diesen Pharisäer nicht zu schlecht. Jesus tut es nämlich auch nicht.
Im Grunde genommen mag er sie nämlich – die Pharisäer.
Er erkennt das, was sie tun, vollkommen an.
Jesus schmälert ihre Verdienste in keiner Weise.

Es gibt lediglich eine Sache, weswegen er sich immer wieder mit ihnen in die Haare kriegt.
Eine Sache, die er ihnen jedes Mal von Neuem vorhält, und die dann auch im heutigen Evangelium den Ausschlag seiner Wertung gibt; – eine Eigenart, die Jesus halt auf den Tod nicht ausstehen kann, und die ihn deshalb jedes Mal von Neuem auf die Palme bringt.

Es ist dieser eine Satz: „Ich danke Dir Gott, dass ich nicht so bin, nicht so wie dieser Zöllner dort.“
Dieser eine Satz ist es, der im Grunde genommen alles wertlos macht, was der Pharisäer mit all seinem großartigen Tun aufgebaut hat. Ich danke Dir, dass ich besser bin als der da!

Wenn Jesus Selbsterhöhung sagt, dann meint er genau dies: das sich für besser halten als andere.
Einen anderen abzuqualifizieren und ihn zu verachten.
Darum geht es Jesus und um nichts anderes.

Jesus blickt nicht darauf, dass der eine sich vorne und der andere hinten hingestellt hat.
Darauf kommt es absolut nicht an.
Sie können sich also das nächste Mal ruhig wirklich nach vorne setzen und brauchen nicht von Schuld besetzt demütig nach unten schauen. Selbsterhöhung hat nichts mit vorne Platz nehmen zu tun.

Und es hat auch nichts damit zu tun, dass da einer etwas in seinem Leben erreicht hat oder erreichen will.

Wenn Jesus davon spricht, dass man sich nicht selbst erhöhen soll, geht es ihm zuallererst und vor allem anderen, um das Verhältnis, das ich zum anderen Menschen habe.

Sich nicht selbst zu erhöhen, das heißt, sich bei allem Erfolg, eben nicht besser zu glauben als der andere – egal ob es im ganz alltäglichen Leben oder in unserem ganz persönlichen Verhältnis vor Gott ist.

Natürlich kann ich jetzt sagen, dann ist es doch am Besten, wenn ich mich überhaupt nicht besonders profiliere, wenn ich eben nach nichts Besonderem strebe, so komme ich ja wenigstens nicht in die Gefahr, wie die Pharisäer zu werden.
Natürlich gehe ich damit allen Gefahren aus dem Weg, wenn ich nichts tue.

Aber Gefahren durch Nichtstun aus dem Weg zu gehen, scheint mir nicht der Weg Jesu Christi zu sein. Er wartet auf unsern Einsatz unser Engagement unser gelebtes Beispiel seiner Liebe.

Und ein Mensch, der solche Klippen ganz großartig gemeistert hat, das war für mich Johannes XXIII.
Ein Mann, der eine ungeheure Position eingenommen hat, der eine Machtfülle besaß, wie man sie sich kaum vorstellen kann.

Aber gerade dieser Mann hat eine ganz eigene Art gehabt, dieser Gefahr nicht zu erliegen.
Immer dann, wenn er sie am meisten verspürte, dann hat er ganz einfach zu sich selbst gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“

Ein Satz, der mir diesen Papst ungemein sympathisch macht, und der auch vielen Anderen ganz gut zu Gesicht stünde.
Ein Satz, der auch – zu mir selbst gesprochen – jeder Selbsterhöhung den Zahn zieht.

Amen.

Erntedank 27. So. C – 2022 – Das besondere Brot

Erntedank 27. So. C – 2022


Stellen Sie sich doch mal Folgendes vor: Sie sind bei Ohlmeier zu einem Hochzeitsfestessen eingeladen. Der Tisch professionell gedeckt. Und dann kommt der erste Gang des Essens – Sie schieben das Besteck an die Seite und essen alles mit den Fingern. Und  – Geht gar nicht.

Bei meinen Kindern und Enkelkindern habe ich immer erlebt, dass sie vieles gerne mit den Fingern essen. Tasten und Fühlen bringt uns einen intensiven Kontakt mit den Speisen.
Kleine Kinder zeigen uns wie wichtig Fühlen auch beim Essen ist.

Unser jüngstes Enkelkind Benjamin hat Freude, wenn er mit den Fingern ist. Das Brot knetet er und formt Figuren daraus. Bei weicherem Essen, wie Marmelade Brei oder Kuchenteig verschmiert er sich gerne damit das ganze Gesicht. Natürlich kann er noch nicht mit Messer und Gabeln umgehen, aber er genießt das Essen und kostet die Berührung richtig aus.

Bei unserm kultivierten Essen, da rückt dieser Tastsinn fast völlig in den Hintergrund.
Nur unser Mund ertastet, ob das Essen weich ist oder hart, ob zäh oder klebrig.
Während die anderen vier Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken – bei einem gepflegten Mahl voll auf ihre Kosten kommen, wird der Tastsinn weitgehend ausgeschaltet.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Verlust.

Und derVerlust wiegt umso schwerer, als unser Jahrhundert, das Jahrhundert der Berührungslosigkeit zu werden scheint.
In den alltäglichen Beziehungen herrschen abstandhaltende Umgangsformen vor, nicht nur wegen Corona. Körperberührungen unterliegen schnell dem Verdacht der Übergriffigkeit.
So komisch es klingt, aber bald berühren wir überhaupt nur noch Touch Screens am Rechner.

In der Bibel lesen wir ein ganz anderes Bild von Jesus.
Jesus berührt alles und alle – und seine Berührungen tun gut, sie heilen.
Er ergreift die Hand, er umarmt die Kinder und legt den Kranken die Hand auf den Kopf.
Und Jesus lässt sich selbst auch berühren, auch von Menschen, die nach jüdischem Recht als „unrein“ gelten.
Unser Jesus ist ein kontaktfreudiger, ein berührungsfreudiger Mensch.
Und das tut den Menschen in seiner Nähe gut – und ihm wohl auch.

Natürlich hat Jesus damals beim Essen auch einen Großteil der Nahrung mit den Händen genommen und in den Mund gesteckt, wie es üblich war und heute in vielen Ländern südlich des Äquators noch ist.
Und in besonderer Weise hat das damals auch für das Brot gegolten.
Das Brechen des Brotes macht Jesus so einmalig, dass ihn die Jünger von Emmaus erst daran am Osterabend erkannt haben.
Nicht am Klang seiner Stimme, nicht an seinem Gang, sondern am Brechen des Brotes. Das ist unser Jesus, – unverwechselbar, einzigartig.

Brot brechen ist ein Tun mit den Händen.
Wer Brot bricht, spürt seine Oberfläche, seine Struktur, seine Feuchtigkeit und Festigkeit.
Ein feines Weißbrot fühlt sich anders an als ein Vollkornbrot.
Ein Knäckebrot bricht und ein Brotfladen reißt.

Die Praxis des Brotbrechens bei Jesus ist ein Feuerwerk an Eindrücken für den Tastsinn.
Und die gebrochenen Stücke wandern weiter durch die Hände der Jünger in die Hände der wartenden hungrigen Menschen.
Von Hand zu Hand, wandert das Brot, wie bei uns gleich.
Es wird berührt und erspürt.
Es weckt Vorfreude auf den Verzehr – denn was gibt es köstlicheres und lebenserhaltendes als ein gutes leckeres Brot.

Heute an Erntedank lade ich sie ein, hier auf dem Hof, während der Predigt, das Brot miteinander zu teilen. (5 Fladenbrote verteilen)

Vielleicht versuchen sie es mit geschlossenen Augen zu ertasten und zu spüren, wie wundervoll diese Berührung ist. Machen sie das auch mal zuhause mit ihrer Familie und sie werden spüren, dass es den Genuss des Essens erhöht.
Und wer intensiver genießt, wird dankbarer für das, was er genießt.
Er ahnt viel tiefer die Kostbarkeit der Nahrung.

Ganz besonders aber lade ich sie ein, jenes Brot so aufmerksam zu empfangen, dass der Priester im Gottesdienst bricht und dass wir Gott sei Dank seit dem II. vatikanischen Konzil wieder, wie zu Jesu Zeiten, in der offenen Hand empfangen können.

Die Handfläche ist eine der tastempfindlichsten Zonen unseres Körpers.
Wenn wir den eucharistischen Leib auf unserer Handfläche entgegennehmen, dann berührt Jesus uns an einer der empfindsamsten Stellen unseres Körpers.
Er berührt uns so, wie damals die Kranken, die Ausgegrenzten und die Kinder.
Schließen sie einfach mal die Augen, wenn ihnen das eucharistische Brot auf die Hand gelegt wird, und genießen sie ganz lustvoll diese leibhaftige Nähe Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder.
Ihr lieben Kinder – schön, dass ihr da seid.
Von euch können wir lernen, soviel! 
Ihr zeigt uns, wie viel Freude es macht, die Berührung von Lebensmitteln zu erleben und zu genießen.
Ihr macht uns deutlich, was wir Erwachsenen durch viel zu enge Tischsitten verlieren.

Wer mit allen Sinnen, wirklich genussvoll isst und trinkt, kann gar nicht anders als dankbar sein, wieviel köstliches ihm geschenkt wird – und das jeden Tag.
Heute am Erntedankfest und immer wieder sollten wir uns das bewusst machen.

Erntedank – Danke Gott!

Und jetzt dürfen sie das Brot auch bei ein bisschen Musik genießen.

23. So im J – C – 4. September 2022 – Kreuz tragen

So oft habe ich das schon erlebt. Da beginnt die Pfarrgemeinderatssitzung, oder Vorstandssitzung bei Kolping und die Vorsitzende fragt: „Wer schreibt das Protokoll?“
Meist alle schauen plötzlich wie gebannt auf den Fußboden oder das vor ihnen liegende Papier oder Handy.
Jetzt ja nicht hochgucken und schon gar nicht auffallen.
Es gibt kaum längere und vor allem kaum peinlichere Sekunden in einer Sitzung, bis sich dann endlich jemand bereiterklärt, das Protokoll halt in Gottes Namen zu schreiben.

Diese quälenden Sekunden in denen jeder hofft, ja nicht angeschaut, ja nicht entdeckt zu werden – Sie kennen sie sicher alle – und nicht nur, wenn es darum geht, einen Protokollanten zu finden. So siehts eigentlich immer aus, wenn Aufgaben oder irgendetwas Unangenehmes verteilt werden.

Und genauso würde es wahrscheinlich auch aussehen, wenn sich Jesus Christus vor uns hinstellen würde, um Kreuze zu verteilen.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

ich kann mir nicht vorstellen, dass dann irgend jemand von uns „Hier!“ schreien würde. Vordrängeln würde sich dann niemand, und Verlangen nach einem besonders großen Kreuz hätte mit Sicherheit auch keiner von uns.

„Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein“ – wenn Jesus damit meint, dass wir voller Begeisterung, mit Jauchzen und Frohlocken das uns gegebene Kreuz auf uns nehmen und hinter ihm hermarschieren, dann sähe es wohl recht mager aus.

Ganz ehrlich, da wäre ich dann wohl auch nicht dabei.
Ich liebe das Leben genauso wie fast alle von Ihnen.
Und ich sehne mich nach Glück und Zufriedenheit und freue mich über jeden schönen Tag, nicht weniger als alle anderen.

Und das ist auch gut so. Denn ich bin davon überzeugt, dass unser Jesus Christus auch nichts anderes von uns will.

Alle, die aus solchen Stellen, wie dem heutigen Evangelium den Schluss ziehen, dass man das Leben, so wie wir es kennen, geringachten müsste, dass man keine Freude haben dürfte.
Oder dass es darum ginge, alles was diese Welt und das Leben darin ausmachen, möglichst weit von sich zu schieben.
Oder, dass man nach dem Leiden, dem Kreuz oder gar nach dem Martyrium regelrecht verlangen müsse, ich glaube, dass all diejenigen das Evangelium völlig falsch verstanden haben.

Wir bekamen das Leben nicht geschenkt, um es wegzuwerfen.
Wir bekamen es, um es zu leben.
Und wir dürfen dieses große Geschenk Gottes lieben, weil auch Gott das Leben liebt und nicht den Tod.

Jesus hat sich auch nicht nach dem Kreuz gedrängt. Er hat darum gebetet, das Gott diesen Kelch an ihm vorübergehen lasse.
Jesus wäre sicher, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, einen anderen gegangen. Lebensmüde war Jesus absolut nicht.

Und weltverachtend war er schon gar nicht. Hat er denn etwa zu den Kranken, die ihm begegneten, gesagt: „Toll dass ihr krank seid, das ist das Kreuz, das ihr mit Freuden tragen sollt!“?

Er hat sie gesund gemacht, er hat Menschen geheilt, damit sie leben konnten, so wie Gott uns das Leben geschenkt hat.

Und deshalb dürfen und deshalb müssen wir uns auch mit allen Kräften dafür einsetzen, dass das Leben von Menschen lebenswert ist.

Und trotzdem, trotz allem hat uns Jesus auch gezeigt, dass die Kreuze bleiben..
Es gibt das Leid und es gibt den Tod und es führt für niemanden ein Weg daran vorbei, weil der Tod das Tor in die neue Wirklichkeit von Leben ist, die uns Gott selbst als Fülle des Lebens vor Augen stellt.

Warum das so sein muss, das weiß keiner von uns.
Wann es so weit ist, kann niemand sagen.
Wie es genau aussehen wird, steht in den Sternen.
Und welches Kreuz ich zu tragen habe, wage ich mir nicht einmal auszumalen.

„Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?“ fragt sich selbst die Bibel – als Lesung haben wir es heute aus dem Buch der Weisheit gehört.

Ich glaube, genau das möchte uns Jesus im heutigen Evangelium sagen: Er will uns nicht die Freude am Leben nehmen.
Und er will auch keine Christenheit, die griesgrämig und trübselig wäre und auch nicht so schaut – auch nicht im Gottesdienst.
Aber Jesus macht keinen Hehl daraus, dass es für jeden von uns das Kreuz gibt.
Und wenn dieser Kelch an uns nicht mehr vorüber gehen kann, dann werden auch wir ihn trinken müssen.
Nicht mit Freude, schon gar nicht mir Begeisterung.
Einfach im Bewusstsein, dass kein Weg daran vorbeiführt;
einfach in der Erinnerung, dass auch Jesus der Herr,
keinen anderen Weg gefunden hat;
und in ganz festem, dass Jesus mir hilft, mein Kreuz zu tragen.

Amen.

16. Sonntag im Jahreskreis 2022 C – Abraham und 3 Fremde

16. Sonntag im Jahreskreis 2022 C – Abraham und 3 Fremde

Wow – das ist schon ein Hammer! Das muss man erst mal nachmachen oder selbst erleben. Da kommt ein Fremder, klopft an deine Tür, Du lässt ihn rein, er bekommt zu Essen kann das Bad benutzen und dann stellt sich heraus, dass es sich um Gott handelt, der da vor dir steht.
Verrückt – oder? Was ist das für eine Chance!
So konnten wir das in der Lesung eben hören.
Abraham hat die drei Männer nicht kommen sehen, plötzlich stehen sie da – und er bittet sie zu bleiben.

Als erstes kommt selbstverständlich damals zunächst das Waschen der staubigen Füße. – Und dann erst gibt es was zu essen.
Aber aus dem Bissen Brot und der kleinen Stärkung wird ein üppiges Mahl, so wie Nomaden es damals anbieten können: reichlich Backwaren, Milch und Butter, und zartes Kalbfleisch.
 
Ok, der Wein fehlt – Nomaden haben eben keinen und Bier gab es noch nicht, aber lebensspendendes Wasser.  
Bis hierher ist es die Schilderung ganz normaler orientalischer Gastfreundschaft.

Aber – dass Abraham sich dann vor den Männern auf die Erde wirft, macht deutlich, dass er erkannt hat, dass das hier keine gewöhnlichen Gäste sind.

Wir können es nachlesen, Gott selbst ist es, der zu ihnen gekommen ist.  Abraham und Sara aber, merken es erst nach und nach.

Für die Menschen des Alten Orients war die Gastfreundschaft damals eine überlebenswichtige Tugend. Es gab ja keine Hotels und Restaurants. Man war direkt darauf angewiesen, bei wildfremden Menschen unterzukommen.

In der Erzählung wird die gewährte Gastfreundschaft dann zur Gotteserfahrung.
So wie es in einem polnischen Sprichwort heißt: gość w dom, Bóg w dom , das bedeutet – kommt ein Gast ins Haus, ist Gott im Haus. Das sollte man sich über die Tür schreiben: „Kommt ein Gast ins Haus – ist Gott im Haus!“

Durch diese Begegnung wird Abraham plötzlich eine ganz neue Zukunft eröffnet.
Er erfährt, dass Sara doch noch einen Sohn bekommen wird: dieser alte Mann und die auch schon alte Sara.

Gastfreundschaft damals – so wie meistens auch heute, auch durch die Flüchtlinge in Verl – war ein Geben und Empfangen, ein investieren und beschenkt werden.
Man lernte völlig fremde Menschen kennen, man erfuhr die neuesten Nachrichten.
Nicht selten entstanden Freundschaften und manchmal auch Ehen.
Und man konnte damals sicher sein, auch auf den eigenen Reisen immer eine Unterkunft zu finden.

Man brauchte nie das Gefühl zu haben, unerwünscht zu sein.
Man konnte ohne Bedenken Speise und Trank annehmen. Eine eigentlich tolle Zeit damals.

Das hat sich in unserer Zeit und vor allem in unserem Umfeld gründlich geändert.
Würden Sie sich trauen, bei einem wildfremden Menschen an die Tür zu klopfen und um Aufnahme zu bitten?
Würden Sie jemanden in Ihre Wohnung lassen, der Sie um eine Übernachtungsgelegenheit ersucht und vielleicht sogar noch eine dunkle Hautfarbe hat?

Ja, natürlich laden wir auch Gäste ein und sind selbst oft zu Gast. Aber: Meist sind es doch Verwandte, Freunde oder Bekannte.
Und dann gibt es auch noch andere ganz wichtige Orte, wo Gastfreundschaft gelebt werden soll: unsere Kirche, unsere christliche Gemeinschaft.
Wir feiern – ok feiern sieht meistens anders aus – wir sind Teilnehmer an einem Gottesdienst.
Meist sind es ja immer die gleichen Leute, die wir hier treffen – man kennt sich.

Aber immer wieder passiert es, dass auch neue Gesichter auftauchen: Vielleicht Neu-Zugezogene, Flüchtlinge oder Gäste, die zu Besuch hier sind.
Vielleicht kommen sie sogar bald auch zum Pfarrfest. Und was geschieht dann?
Was tun wir?
Haben wir für sie ein freundliches Lächeln? Einen zugenickten Gruß?
Sprechen wir sie vielleicht sogar an und bedanken uns für das Kommen oder Mitbeten?
Oder werden wir von Neugier oder Sorge geplagt: Wer ist denn das – war noch nie da?
Oder denken wir vielleicht:
Was will denn der oder die hier bei uns? Gehört hier doch gar nicht hin.

Wie gastfreundlich sind die Menschen unserer christlichen Gemeinde?

Beim Einkaufen im Elli Markt?
Grüßen wir nur die, die wir sowieso kennen?
Grüßen wir nur die, die auch uns grüßen?

Fühlen wir uns durch Fremde belästigt oder sehen wir darin auch eine Chance?
Warten wir darauf, dass Neu-Zugezogene von sich aus auf uns zukommen, oder kommen wir ihnen entgegen?

Im Hebräerbrief steht: »Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.«

Gott kommt zu uns nicht mit Donner und Blitz, mit Macht und Herrlichkeit – das tut er am letzten Tag.
Bis dahin kommt er leise, unscheinbar, oft in menschlicher Gestalt, oft als Fremder, vielleicht sogar als Schwarzer. Die Chance, die Abraham hatte, haben wir auch.
Nur manchmal erfahren wir, so wie Abraham, erst hinterher: In diesem Gast ist uns Gott begegnet. Machen wir die Tür auf!

Amen.

6. Sonntag der Osterzeit C – Friede soll mit euch sein

6. Sonntag der OsterZEIT – 22. Mai 2022 – C

Wie oft ich früher dieses Lied schon in Kinder- oder Jugendgottesdiensten, oft in Hardehausen gesungen habe, kann ich kaum zählen. Und daher ist es mir beim Lesen des heutigen Evangeliums auch sofort wieder eingefallen:

„Friede soll mit Euch sein; Friede für alle Zeit. Nicht so wie ihn die Welt Euch gibt; Gott selber wird es sein …“ (gesungen)

Und jetzt denke ich dabei an die bösen unfriedlichen Situationen um mich herum, an die Terroropfer überall auf der Welt, an die Explosionen und Flüchtlinge in der Ukraine, aber auch an manch schwierige Begegnung direkt aus meiner eigenen Lebensgeschichte.
Es ist leider so, wie es im Lied heißt:

„Unfriede herrscht auf der Erde…“.

Und wenn ich daran denke, höre ich die Worte Jesu noch einmal ganz deutlich und bewusst, ja wie ein Ohrwurm habe ich sie im Ohr: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch.“

Die Jünger sollen nicht beunruhigt sein und nicht verzagen, nicht aufgeben, trotz der traurigen und verwirrenden Worte, mit denen Jesus ihnen gleichzeitig seinen baldigen Tod ankündigt.
Aber, wie kann Jesus da erwarten, dass seine Freunde gelassen bleiben?
Kaum zu verstehen, bei den Sorgen und Ängsten, die sie haben, auch um ihre eigene Zukunft.

Welchen? Ausweg aus diesem Unfrieden zeigt Jesus den Jüngern, oder vor allem auch uns, jedem von uns heute??

Für mich – verknüpft Jesus seine Friedenszusage ganz direkt mit dem Festhalten sollen an seinen Worten und vor allem verknüpft Jesus das: mit der Liebe!
Wie Augustinus später sagt: Liebe – und tue was Du willst! 
Mit einer so radikalen Liebe, einer so unkaputtbaren Liebe, mit der sich die Jünger, letztlich sogar fast über seinen Tod freuen müssten, weil Jesus ja zum Vater geht und ankündigt dann auch zurückzukommen.

Und dazu hinterlässt Jesus seinen Freunden die Botschaft:  „… denn der Vater ist größer als ich.“

Jesus zeigte den Jüngern einen größeren Zusammenhang all der Ereignisse auf, die geschehen werden. 
Dass unser Gott über allem steht – und dann auch das letzte Wort hat.
Aber kann Jesus, kann Gott die Jünger und auch uns dadurch wirklich zum Frieden führen?

Kann uns das heute, in dieser schwierigen Situation einen weltweiten, oder zumindest inneren Frieden geben?

Sollen wir dann Tod, Trauer, Streit und Verzweiflung, Ungerechtigkeit und Zorn einfach „weglächeln“?

Ich glaube nicht, dass wir das können und auch nicht, dass dies unser Weg ist, den Jesus uns vorgibt.

Vielleicht geht es mehr darum, in unguten Situationen, wenn wir nicht mehr weiterwissen, „ganz liebevoll“ nach dem Größeren, nach dem Darüber, nach Gottes Botschaft zu fragen, um dann durch unser Dazutun, durch unser Helfen, durch unsere Liebe dem beginnenden Unfrieden begegnen.

Das kann manchmal vielleicht ganz leicht sein, wenn wir spenden, liebevoll helfen, füreinander da sind und endlich die Hand zur Versöhnung reichen. Aber in vielen Situationen, da wo wir es kaum beeinflussen können, führt uns das sicherlich auch oft an unsere Grenzen.

Aber da ist noch einer, der uns hilft! „Ich, sagt Jesus: Ich gebe Euch den Beistand, den Heiligen Geist!“
Im Vertrauen auf den Beistand, den Hl. Geist, den uns Jesus versprochen hat, sollen wir es trotzdem wagen, Frieden zu halten und Frieden zu stiften, Liebe zu schenken und gemeinsam, mit Jesus im Bunde können wir das alle schaffen. Wir müssen nur in diesem Bund auch bleiben und die Gemeinschaft mit ihm pflegen.

Und dann können wir auch künftig kräftig mitsingen und in die Hände klatschen:
„Friede soll mit Euch sein …!“

Amen.

C – PREDIGT – Ostermontag 1922

Ostermontag – 18. April 2022 – C – PREDIGT

„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ (gesungen)

Kennen Sie diesen schönen kurzen Kanon?
Es ist ja ein Satz aus dem heutigen Evangelium, der in dieser schlichten Melodie vertont ist, eine Zeile aus der Geschichte von den Emmaus-Jüngern. Wir haben sie gerade gehört. Am Ende ihres Weges von Jerusalem nach Jericho laden sie Jesus ein, bei ihnen zu übernachten, und ihre Einladung besteht eben in diesen Worten: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Erstmal ist dieser Satz ein Ausdruck der Gastfreundschaft.
Die beiden wollen den, mit dem sie unterwegs waren, der ihnen im Gespräch ans Herz gewachsen war, nicht einfach so weiterziehen lassen.
Sie laden ihn ein, den Abend, die Nacht bei ihnen zu verbringen, sie bieten ihm ihre Gastfreundschaft an.
Sie öffnen ihm ihr Haus, bieten im Unterkunft und Schutz. „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Aber bald stellt sich heraus, dass sie, – die Gastfreundschaft Schenkenden – , in Wahrheit die Beschenkten sind.
Der, den sie da aufnehmen, erweist sich als der, der sie aus ihrem Kummer und ihrem Leid herausholen kann.
Ihr Unglück verwandelt sich in Glück, ihre Trauer um den gestorbenen Herrn verwandelt sich in Freude über den Auferstandenen.
Am Brotbrechen erkennen sie ihn, begreifen, dass er lebt und nach wie vor in der Lage ist, ihnen Leben und Heil zu schenken.

Und so erweist sich die gastfreundliche Einladung in Wirklichkeit als Gebet.
Nicht er ist der, der ihre Gastfreundschaft braucht, sondern sie sind es,
die immer wieder darauf angewiesen sind, dass der Herr bei ihnen bleibt,
wenn es bei ihnen, in ihrem Leben Abend wird,
wenn sich der Tag neigt und Dunkelheit über sie hereinbricht.

„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ diese kurzen Worte können uns immer wieder in unserem Leben begleiten und trösten:

Wenn Ängste und Sorgen uns bedrücken und unser Leben verdunkeln, ob es eine Krankheit ist oder ein Schicksalsschlag;
ob es Sorgen um den Partner oder vielleicht auch berufliche Probleme oder Ängste sind;
ob es die Frage ist, welchen Weg unsere Kinder oder Enkel gehen werden und wer sie da begleitet,
oder ob es vielleicht auch bloß die Fülle der Alltagsaufgaben und Sorgen sind, die zuviel werden, die mich überfordern, die mich an die Grenzen meiner Kraft führen.
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ –

Ob es Probleme und Nöte sind, die unsere Welt verdunkeln, wenn wir uns fragen, in welche Nächte und Dunkelheiten unsere Welt hineinsteuert – gerade im Moment.
Und das können wir uns jeden Tag fragen, wenn wir die Zeitung aufschlagen und wieder lesen von Gewalt, Hunger und Krieg und tiefe menschliche Not.
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Und nicht zuletzt kann dieser Vers ein Gebet werden für den Abend unseres Lebens, wenn wir spüren, dass unser ganz persönliches Lebenslicht schwächer wird.
Für manche und manchen unter uns ist das eine durchaus spürbare Wirklichkeit.
Das, was sozusagen den hellen Tag ihres Lebens ausgemacht und erfüllt hat, das wird Schritt um Schritt weniger: Die körperlichen und geistigen Kräfte lassen nach, die Familie, die Kinder und Enkel gehen ihre eigenen Wege, die beruflichen Aufgaben sind längst Vergangenheit.
Freunde und Bekannte von damals leben oft nicht mehr.

Aber einer verlässt uns nie, wir dürfen ihn immer wieder zu uns einladen, und er bleibt und gibt jedem Abend und jeder Dunkelheit unseres Lebens Licht.
Wir dürfen beten oder singen:
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Dass Jesus diese Einladung der beiden angenommen hat, dass er bei ihnen blieb und sie getröstet und gestärkt hat, das haben die Emmaus-Jünger am Brotbrechen erkannt.

Und so ist dieses Brot seit 2000 Jahren auch für uns das Zeichen, an dem wir erkennen, dass Jesus bei uns ist und bei uns bleibt bis dahin, wo es Abend wird und sich das Leben dem Ende entgegen neigt und auch noch darüber hinaus.

In diesem Gedanken und mit diesen Worten im Ohr wollen wir immer wieder Gottesdienst feiern und Mahl halten, miteinander und mit dem auferstandenen Herrn:
„Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“

Amen.