Danke mein Freund!

Danke mein Freund!

Mein Freund, Du warst so nah,
ich konnt‘ Dich riechen,
doch, wenn du zu uns kommst,
kann sich niemand verkriechen.
Ohne Anmeldung bist Du plötzlich im Raum,
auch wenn man erst denkt,
es ist nur ein Traum.

Ein schlechter Traum, es geht zu Ende,
man sträubt sich stark,
dann kommt auf einmal die Wende.
Jetzt Augen auf, ein neues Leben,
geschenkt, von Gott uns dann gegeben.

Nur Dank ist nun in meinem Herzen,
wie weggeweht, die bösen Schmerzen,
geschenkte Zeit, hat man in Händen,
ein neuer Start, der wird es wenden,
mit Gott im Rücken, wird es gut,
was wir erlebt, gibt neuen Mut.

04.11.22
Kurz nachdem meine Frau dem Freund noch grad
von der Schüppe gesprungen ist. (Corona)

Verler Diakon: „Es ärgert mich, wenn Kirchenaustritte einfach hingenommen werden“

Verler Diakon: „Es ärgert mich, wenn Kirchenaustritte einfach hingenommen werden“

Arthur Springfeld ärgert sich darüber, dass Kirchenaustritte oft einfach akzeptiert werden. Er meint: „Tatenlos zuzusehen, wie die Zahlen sinken, das wäre ja so, als wenn Kirche auf der Palliativstation liegt.“

Karin Prignitz WESTFALEN-BLATT 11.02.2019

Herr Springfeld, ich habe entdeckt, dass Sie eine eigene Homepage unter dem Stichwort „Du bist mein geliebtes Kind!“ haben, auf der Sie die Leser mit „Moin, Moin“ begrüßen. Wie kam es dazu?

ARTHUR SPRINGFELD: Die Homepage habe ich vor vier Jahren mit Hilfe meiner Schwiegertochter eingerichtet. Auf der Seite sind unter anderem meine Predigten nachzulesen. Etwa 50 bis 60 Menschen pro Tag schauen auf die Seite, insgesamt sind es bereits mehr als 20.000.

Arthur Springfeld plädiert dafür, dass sich Kirche den steigenden Austritten mit neuen Angeboten entgegenstellt.

Sie sind seit 34 Jahren Diakon im Nebenberuf. Andachten und Predigten zu halten, das gehört dazu. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

SPRINGFELD: Natürlich muss ich mir ständig Gedanken darüber machen. Den Aufhänger finde ich während der Vorbereitung oft im Internet. Dort habe ich aber noch nie etwas entdeckt, was ich vollständig hätte übernehmen können. Ich habe Texte, Ideen, Passagen und Gebete immer meinem Glauben und meiner Sprache angepasst, damit ich sie für mich ehrlich weitersagen kann. Ich habe meinen eigenen Stil entwickelt, meine eigene Sprache. Manchmal gehört es dazu, Dinge direkter anzusprechen. Meistens zeige ich die Texte vorher meiner Familie, die einen besonders kritischen Blick darauf wirft.

Was ist Ihnen in ihren Predigten besonders wichtig?

SPRINGFELD: Großartige theologische Interpretationen – das kann ich nicht, aber ich kann den Bezug zum Alltag der Menschen herstellen. Das zu tun, liegt mir besonders am Herzen. Mit der Sprache von Moses können wir kein Kind und keinen Jugendlichen in die Kirchen holen, wir müssen sie da abholen, wo ihre Sorgen sind.

Denken Sie, dass damit den sich häufenden Kirchenaustritten ein Stück entgegengewirkt werden kann?

SPRINGFELD: Auf jeden Fall. Es ärgert mich, wenn Kirchenaustritte einfach hingenommen werden. Wer aufgibt, hat schon verloren. Tatenlos zuzusehen, wie die Zahlen sinken, das wäre ja so, als wenn Kirche auf der Palliativstation liegt. Kirche ist auch deshalb auf dem sterbenden Ast, weil an vielen Orten an uralten Traditionen, inklusive der Sprache, der Gebräuche und der Kleidung festgehalten wird. Das kommt bei der jungen Generation nicht an, weil sie es nicht versteht.

Über weite Strecken ist versäumt worden, junge Menschen abzuholen und Angebote zu schaffen. Bei uns in Sürenheide herrscht eine lockere Atmosphäre in der Kirche. Das wirkt sich offensichtlich aus, denn wir haben die besten Besucherzahlen im gesamten Pastoralen Raum. Neben Familien- werden Krabbelgottesdienste angeboten. Kinder stören nicht, sondern gehören dazu. Die durchschnittlichen Kirchenbesucherzahlen liegen bei sechs bis sieben Prozent, wir liegen mit zwölf Prozent an der Spitze.

Sie haben selbst vier Kinder und sieben Enkel. Macht es das leichter als für einen unverheirateten, kinderlosen Priester?

SPRINGFELD: Natürlich macht es das leichter. Man ist einfach näher dran an Familie. Unsere eigenen Kinder waren Messdiener und alle waren in der Jugendarbeit engagiert. Das heißt aber nicht, dass sie jeden Sonntag in der Kirche waren.

Diakon waren Sie im Nebenberuf und sind es nach Ihrer Pensionierung weiterhin. Wie hat Ihr Berufsalltag ausgesehen?

SPRINGFELD: Ich bin in Papenburg aufgewachsen, habe Krankenpfleger gelernt, eine Zusatzausbildung zum Pflegedienstleiter absolviert und schließlich im St.-Anna-Krankenhaus gearbeitet. 1980 hat mich Pfarrer Hans-Hermann Wibbe gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, Verwaltungsleiter zu werden. Mit meinem gesunden Selbstbewusstsein habe ich zugesagt. Ich war Ende der 80er Jahre noch dafür verantwortlich, dass das St.-Anna-Haus in eine Altenpflegeeinrichtung umgewandelt worden ist. 1990 habe ich die Leitung dreier Reha-Kliniken in Bad Oeynhausen übernommen.

Wie kam es dazu, dass Sie schon währenddessen die Aufgaben eines Diakons übernommen haben?

SPRINGFELD: Ganz einfach, ich hatte den Eindruck, dass der damalige Pastor in der Sürenheide Hilfe gebrauchen könnte. Deshalb habe ich mich ausbilden lassen und mache es nach wie vor gerne. Ich war ja zuvor schon in Kirche und bei Kolping aktiv – und eine große Klappe habe ich auch.

Welches sind die Hauptaufgaben eines Diakons?

SPRINGFELD: Die Hauptaufgabe ist es, Menschen in den Randgebieten zu besuchen, Kranke und Flüchtlinge. Aber auch in den Kindergarten gehe ich liebend gerne.

Sie sind besonders engagiert in der Flüchtlingsarbeit. Welche Erfahrungen haben Sie gesammelt?

SPRINGFELD: Ich erlebe in erster Line, dass man viel mehr zurückbekommt, als man investiert. Zu unseren Eritreern habe ich den besten Draht. Einer von ihnen hat sogar bei uns gewohnt. Seine Abschiebung konnte verhindert werden. Er hat seinen Hauptschulabschluss geschafft und arbeitet mittlerweile in der Altenpflege. Die Arbeit, auch die im Kindergarten, macht besondere Freude, weil so viele Menschen in der Gemeinde, aber auch in ganz Verl, sich einbringen und engagieren und man nicht alleine ist.

Sie haben vor einiger Zeit den sogenannten Kreuzberg an der Pfarrkirche St. Judas Thaddäus initiiert. Wie viele Kreuze befinden sich dort zurzeit?

SPRINGFELD: Im Schatten der Kirche haben die alten Kreuze einen würdigen Aufbewahrungsort gefunden. Derzeit sind es bereits mehr als 150. Nahezu jede Woche liegen ein bis zwei Kreuze in der Kirche.

Bleibt bei so viel Engagement noch Zeit für Hobbys?

SPRINGFELD: Na klar. Mein größtes Steckenpferd ist die Pseudokunst. Ich arbeite vor allem gerne mit altem Holz, restauriere alte Möbel. Aus einem alten Balken der St.-Anna-Kirche habe ich mir sogar schon meinen eigenen Grabstein gestaltet. Dort fehlt nur noch das Datum – momentan habe ich allerdings weniger Zeit, denn meine Frau und ich kümmern uns viel um die Enkel. Und dann gibt es ja auch noch 1.000 Quadratmeter Garten.

O MY GOD – HELP!

O MY GOD – Help !

Soviele Menschen auf dieser schönen Erde, haben keine Chance. Ihre Chance ist es nach Gott zu schreien und um Hilfe zu bitten. Wir sind der Arm Gottes. Unser Auftrag ist es – zu helfen.

Mit Gottes Hilfe können wir es schaffen.

30. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 18,9-14)

30. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C (Lk 18,9-14)

Liebe Schwestern und Brüder,

Nee; so gut gefällt mir das nicht, welchen Botschaft das Evangelium im ersten Augenblick da heute vermittelt.
Bei allem Respekt vor den Evangelisten – aber macht mir bitte den armen Pharisäer nicht zu schlecht.

Eigentlich ist das, was er tut, nämlich bewundernswert und großartig. Und jeder, der eine große Klappe über Pharisäer hat, der soll ihm das erst einmal nachmachen.

ER fastet zweimal in der Woche, ER gibt den zehnten Teil seines gesamten Einkommens und ER ist gut zu seiner Frau und betrügt sie nicht.
ER haut auch keinen anderen übers Ohr und bereichert sich nicht auf Kosten dritter.

Und vor allem, ER prahlt nicht einmal mit dem, was er alles großartiges tut.
Leise, heißt es im heutigen Evangelium, ganz leise spricht er diese Worte im Tempel, nur still vor sich hin.
Nur für sich und seinen Gott, sind seine Worte bestimmt, für keine anderen Ohren.

Soll das etwa schlecht sein? Ich finde das toll, was der tut.
Und wenn ich was Tolles getan habe, dann darf ich das auch sagen.
Wenn mir schon mal was gelungen ist in meinem Leben, dann darf ich mir auch auf die Schulter klopfen. Das brauche ich, das braucht jeder und das braucht auch unser Pharisäer im heutigen Evangelium.

Da ist absolut nichts schlimmes! –  Und da hat Jesus Christus auch absolut nichts dagegen.

Liebe Schwestern und Brüder hier, lassen Sie sich von nichts und niemandem einreden, dass Christsein bedeuten würde, mit hängendem Kopf und tränenden Augen, voller Komplexe und Minderwertigkeits-gefühle und vor allem mit einem ständigen: „Ach was bin ich doch so schlecht“ auf den Lippen durch die Gegend zu laufen und am liebsten hinten in der Kirche sitzen.

Dass der Zöllner nicht wagt die Augen zu erheben, dass er voller Zerknirschung hinten im Tempel steht, das hat schließlich seinen Grund.
Der Zöllner hat ja auch allen Grund, Reue zu empfinden.
Es ist ihm schließlich klar geworden, dass da was schief gelaufen ist in seinem Leben.

Wenn ich spüre, dass alles daneben gegangen ist, dass ich kaum noch guten Gewissens in den Spiegel schauen kann, dann kann ich halt auch nicht so tun als ob alles ok wäre.
Dann muss ich natürlich auch dazu stehen, und ganz besonders vor unserm Gott.

Nur so krieg ich die Sache schließlich vor mir selbst und vor Gott wieder auf die Reihe.

Durchaus lobenswert, dass der Zöllner so ehrlich zu sich ist.
Großartig, dass er nichts beschönigt, dass er zu seinen Fehlern steht.
Aber deswegen ist er doch noch lange nicht besser als unser Pharisäer.

Darum: machen Sie mir diesen Pharisäer nicht zu schlecht. Jesus tut es nämlich auch nicht.
Im Grunde genommen mag er sie nämlich – die Pharisäer.
Er erkennt das, was sie tun, vollkommen an.
Jesus schmälert ihre Verdienste in keiner Weise.

Es gibt lediglich eine Sache, weswegen er sich immer wieder mit ihnen in die Haare kriegt.
Eine Sache, die er ihnen jedes Mal von Neuem vorhält, und die dann auch im heutigen Evangelium den Ausschlag seiner Wertung gibt; – eine Eigenart, die Jesus halt auf den Tod nicht ausstehen kann, und die ihn deshalb jedes Mal von Neuem auf die Palme bringt.

Es ist dieser eine Satz: „Ich danke Dir Gott, dass ich nicht so bin, nicht so wie dieser Zöllner dort.“
Dieser eine Satz ist es, der im Grunde genommen alles wertlos macht, was der Pharisäer mit all seinem großartigen Tun aufgebaut hat. Ich danke Dir, dass ich besser bin als der da!

Wenn Jesus Selbsterhöhung sagt, dann meint er genau dies: das sich für besser halten als andere.
Einen anderen abzuqualifizieren und ihn zu verachten.
Darum geht es Jesus und um nichts anderes.

Jesus blickt nicht darauf, dass der eine sich vorne und der andere hinten hingestellt hat.
Darauf kommt es absolut nicht an.
Sie können sich also das nächste Mal ruhig wirklich nach vorne setzen und brauchen nicht von Schuld besetzt demütig nach unten schauen. Selbsterhöhung hat nichts mit vorne Platz nehmen zu tun.

Und es hat auch nichts damit zu tun, dass da einer etwas in seinem Leben erreicht hat oder erreichen will.

Wenn Jesus davon spricht, dass man sich nicht selbst erhöhen soll, geht es ihm zuallererst und vor allem anderen, um das Verhältnis, das ich zum anderen Menschen habe.

Sich nicht selbst zu erhöhen, das heißt, sich bei allem Erfolg, eben nicht besser zu glauben als der andere – egal ob es im ganz alltäglichen Leben oder in unserem ganz persönlichen Verhältnis vor Gott ist.

Natürlich kann ich jetzt sagen, dann ist es doch am Besten, wenn ich mich überhaupt nicht besonders profiliere, wenn ich eben nach nichts Besonderem strebe, so komme ich ja wenigstens nicht in die Gefahr, wie die Pharisäer zu werden.
Natürlich gehe ich damit allen Gefahren aus dem Weg, wenn ich nichts tue.

Aber Gefahren durch Nichtstun aus dem Weg zu gehen, scheint mir nicht der Weg Jesu Christi zu sein. Er wartet auf unsern Einsatz unser Engagement unser gelebtes Beispiel seiner Liebe.

Und ein Mensch, der solche Klippen ganz großartig gemeistert hat, das war für mich Johannes XXIII.
Ein Mann, der eine ungeheure Position eingenommen hat, der eine Machtfülle besaß, wie man sie sich kaum vorstellen kann.

Aber gerade dieser Mann hat eine ganz eigene Art gehabt, dieser Gefahr nicht zu erliegen.
Immer dann, wenn er sie am meisten verspürte, dann hat er ganz einfach zu sich selbst gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig!“

Ein Satz, der mir diesen Papst ungemein sympathisch macht, und der auch vielen Anderen ganz gut zu Gesicht stünde.
Ein Satz, der auch – zu mir selbst gesprochen – jeder Selbsterhöhung den Zahn zieht.

Amen.

Erntedank 27. So. C – 2022 – Das besondere Brot

Erntedank 27. So. C – 2022


Stellen Sie sich doch mal Folgendes vor: Sie sind bei Ohlmeier zu einem Hochzeitsfestessen eingeladen. Der Tisch professionell gedeckt. Und dann kommt der erste Gang des Essens – Sie schieben das Besteck an die Seite und essen alles mit den Fingern. Und  – Geht gar nicht.

Bei meinen Kindern und Enkelkindern habe ich immer erlebt, dass sie vieles gerne mit den Fingern essen. Tasten und Fühlen bringt uns einen intensiven Kontakt mit den Speisen.
Kleine Kinder zeigen uns wie wichtig Fühlen auch beim Essen ist.

Unser jüngstes Enkelkind Benjamin hat Freude, wenn er mit den Fingern ist. Das Brot knetet er und formt Figuren daraus. Bei weicherem Essen, wie Marmelade Brei oder Kuchenteig verschmiert er sich gerne damit das ganze Gesicht. Natürlich kann er noch nicht mit Messer und Gabeln umgehen, aber er genießt das Essen und kostet die Berührung richtig aus.

Bei unserm kultivierten Essen, da rückt dieser Tastsinn fast völlig in den Hintergrund.
Nur unser Mund ertastet, ob das Essen weich ist oder hart, ob zäh oder klebrig.
Während die anderen vier Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken – bei einem gepflegten Mahl voll auf ihre Kosten kommen, wird der Tastsinn weitgehend ausgeschaltet.
Das ist ein nicht zu unterschätzender Verlust.

Und derVerlust wiegt umso schwerer, als unser Jahrhundert, das Jahrhundert der Berührungslosigkeit zu werden scheint.
In den alltäglichen Beziehungen herrschen abstandhaltende Umgangsformen vor, nicht nur wegen Corona. Körperberührungen unterliegen schnell dem Verdacht der Übergriffigkeit.
So komisch es klingt, aber bald berühren wir überhaupt nur noch Touch Screens am Rechner.

In der Bibel lesen wir ein ganz anderes Bild von Jesus.
Jesus berührt alles und alle – und seine Berührungen tun gut, sie heilen.
Er ergreift die Hand, er umarmt die Kinder und legt den Kranken die Hand auf den Kopf.
Und Jesus lässt sich selbst auch berühren, auch von Menschen, die nach jüdischem Recht als „unrein“ gelten.
Unser Jesus ist ein kontaktfreudiger, ein berührungsfreudiger Mensch.
Und das tut den Menschen in seiner Nähe gut – und ihm wohl auch.

Natürlich hat Jesus damals beim Essen auch einen Großteil der Nahrung mit den Händen genommen und in den Mund gesteckt, wie es üblich war und heute in vielen Ländern südlich des Äquators noch ist.
Und in besonderer Weise hat das damals auch für das Brot gegolten.
Das Brechen des Brotes macht Jesus so einmalig, dass ihn die Jünger von Emmaus erst daran am Osterabend erkannt haben.
Nicht am Klang seiner Stimme, nicht an seinem Gang, sondern am Brechen des Brotes. Das ist unser Jesus, – unverwechselbar, einzigartig.

Brot brechen ist ein Tun mit den Händen.
Wer Brot bricht, spürt seine Oberfläche, seine Struktur, seine Feuchtigkeit und Festigkeit.
Ein feines Weißbrot fühlt sich anders an als ein Vollkornbrot.
Ein Knäckebrot bricht und ein Brotfladen reißt.

Die Praxis des Brotbrechens bei Jesus ist ein Feuerwerk an Eindrücken für den Tastsinn.
Und die gebrochenen Stücke wandern weiter durch die Hände der Jünger in die Hände der wartenden hungrigen Menschen.
Von Hand zu Hand, wandert das Brot, wie bei uns gleich.
Es wird berührt und erspürt.
Es weckt Vorfreude auf den Verzehr – denn was gibt es köstlicheres und lebenserhaltendes als ein gutes leckeres Brot.

Heute an Erntedank lade ich sie ein, hier auf dem Hof, während der Predigt, das Brot miteinander zu teilen. (5 Fladenbrote verteilen)

Vielleicht versuchen sie es mit geschlossenen Augen zu ertasten und zu spüren, wie wundervoll diese Berührung ist. Machen sie das auch mal zuhause mit ihrer Familie und sie werden spüren, dass es den Genuss des Essens erhöht.
Und wer intensiver genießt, wird dankbarer für das, was er genießt.
Er ahnt viel tiefer die Kostbarkeit der Nahrung.

Ganz besonders aber lade ich sie ein, jenes Brot so aufmerksam zu empfangen, dass der Priester im Gottesdienst bricht und dass wir Gott sei Dank seit dem II. vatikanischen Konzil wieder, wie zu Jesu Zeiten, in der offenen Hand empfangen können.

Die Handfläche ist eine der tastempfindlichsten Zonen unseres Körpers.
Wenn wir den eucharistischen Leib auf unserer Handfläche entgegennehmen, dann berührt Jesus uns an einer der empfindsamsten Stellen unseres Körpers.
Er berührt uns so, wie damals die Kranken, die Ausgegrenzten und die Kinder.
Schließen sie einfach mal die Augen, wenn ihnen das eucharistische Brot auf die Hand gelegt wird, und genießen sie ganz lustvoll diese leibhaftige Nähe Gottes.

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder.
Ihr lieben Kinder – schön, dass ihr da seid.
Von euch können wir lernen, soviel! 
Ihr zeigt uns, wie viel Freude es macht, die Berührung von Lebensmitteln zu erleben und zu genießen.
Ihr macht uns deutlich, was wir Erwachsenen durch viel zu enge Tischsitten verlieren.

Wer mit allen Sinnen, wirklich genussvoll isst und trinkt, kann gar nicht anders als dankbar sein, wieviel köstliches ihm geschenkt wird – und das jeden Tag.
Heute am Erntedankfest und immer wieder sollten wir uns das bewusst machen.

Erntedank – Danke Gott!

Und jetzt dürfen sie das Brot auch bei ein bisschen Musik genießen.

Gottes Liebe ist so wunderbar !

Gottes Liebe ist so wunderbar !

Ungefähr 20 Jahre stand dieser Balken in der Garage, sauber geschliffen und bearbeitet, ohne, dass ich wußte, was daraus werden sollte.
Nun habe ich auf dem „Kopf“ Entfernungsschilder angebracht, zu Orten und Plätzen dieser Erde, einschließlich der Orte, wo unsere Kinder nun ihr zuhause haben.

Gottes Liebe ist so wunderbar!
Es gibst kaum einen Familiengottesdienst, oder mein Kindergartengottesdienst,
wo wir dieses Lied nicht gesungen haben und alle Kinder, ganz begeistert die Gesten demonstrierten und sich richtig gefreut haben.
Diese Bitte an unsern Gott ist mir besonders wichtig, wenn ich an die vielen Menschen denke, die vor Hunger oder Schmerzen nicht schlafen können, oder weil die Explosionen zu laut sind.


23. So im J – C – 4. September 2022 – Kreuz tragen

So oft habe ich das schon erlebt. Da beginnt die Pfarrgemeinderatssitzung, oder Vorstandssitzung bei Kolping und die Vorsitzende fragt: „Wer schreibt das Protokoll?“
Meist alle schauen plötzlich wie gebannt auf den Fußboden oder das vor ihnen liegende Papier oder Handy.
Jetzt ja nicht hochgucken und schon gar nicht auffallen.
Es gibt kaum längere und vor allem kaum peinlichere Sekunden in einer Sitzung, bis sich dann endlich jemand bereiterklärt, das Protokoll halt in Gottes Namen zu schreiben.

Diese quälenden Sekunden in denen jeder hofft, ja nicht angeschaut, ja nicht entdeckt zu werden – Sie kennen sie sicher alle – und nicht nur, wenn es darum geht, einen Protokollanten zu finden. So siehts eigentlich immer aus, wenn Aufgaben oder irgendetwas Unangenehmes verteilt werden.

Und genauso würde es wahrscheinlich auch aussehen, wenn sich Jesus Christus vor uns hinstellen würde, um Kreuze zu verteilen.

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,

ich kann mir nicht vorstellen, dass dann irgend jemand von uns „Hier!“ schreien würde. Vordrängeln würde sich dann niemand, und Verlangen nach einem besonders großen Kreuz hätte mit Sicherheit auch keiner von uns.

„Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein“ – wenn Jesus damit meint, dass wir voller Begeisterung, mit Jauchzen und Frohlocken das uns gegebene Kreuz auf uns nehmen und hinter ihm hermarschieren, dann sähe es wohl recht mager aus.

Ganz ehrlich, da wäre ich dann wohl auch nicht dabei.
Ich liebe das Leben genauso wie fast alle von Ihnen.
Und ich sehne mich nach Glück und Zufriedenheit und freue mich über jeden schönen Tag, nicht weniger als alle anderen.

Und das ist auch gut so. Denn ich bin davon überzeugt, dass unser Jesus Christus auch nichts anderes von uns will.

Alle, die aus solchen Stellen, wie dem heutigen Evangelium den Schluss ziehen, dass man das Leben, so wie wir es kennen, geringachten müsste, dass man keine Freude haben dürfte.
Oder dass es darum ginge, alles was diese Welt und das Leben darin ausmachen, möglichst weit von sich zu schieben.
Oder, dass man nach dem Leiden, dem Kreuz oder gar nach dem Martyrium regelrecht verlangen müsse, ich glaube, dass all diejenigen das Evangelium völlig falsch verstanden haben.

Wir bekamen das Leben nicht geschenkt, um es wegzuwerfen.
Wir bekamen es, um es zu leben.
Und wir dürfen dieses große Geschenk Gottes lieben, weil auch Gott das Leben liebt und nicht den Tod.

Jesus hat sich auch nicht nach dem Kreuz gedrängt. Er hat darum gebetet, das Gott diesen Kelch an ihm vorübergehen lasse.
Jesus wäre sicher, wenn es einen anderen Weg gegeben hätte, einen anderen gegangen. Lebensmüde war Jesus absolut nicht.

Und weltverachtend war er schon gar nicht. Hat er denn etwa zu den Kranken, die ihm begegneten, gesagt: „Toll dass ihr krank seid, das ist das Kreuz, das ihr mit Freuden tragen sollt!“?

Er hat sie gesund gemacht, er hat Menschen geheilt, damit sie leben konnten, so wie Gott uns das Leben geschenkt hat.

Und deshalb dürfen und deshalb müssen wir uns auch mit allen Kräften dafür einsetzen, dass das Leben von Menschen lebenswert ist.

Und trotzdem, trotz allem hat uns Jesus auch gezeigt, dass die Kreuze bleiben..
Es gibt das Leid und es gibt den Tod und es führt für niemanden ein Weg daran vorbei, weil der Tod das Tor in die neue Wirklichkeit von Leben ist, die uns Gott selbst als Fülle des Lebens vor Augen stellt.

Warum das so sein muss, das weiß keiner von uns.
Wann es so weit ist, kann niemand sagen.
Wie es genau aussehen wird, steht in den Sternen.
Und welches Kreuz ich zu tragen habe, wage ich mir nicht einmal auszumalen.

„Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen, oder wer begreift, was der Herr will?“ fragt sich selbst die Bibel – als Lesung haben wir es heute aus dem Buch der Weisheit gehört.

Ich glaube, genau das möchte uns Jesus im heutigen Evangelium sagen: Er will uns nicht die Freude am Leben nehmen.
Und er will auch keine Christenheit, die griesgrämig und trübselig wäre und auch nicht so schaut – auch nicht im Gottesdienst.
Aber Jesus macht keinen Hehl daraus, dass es für jeden von uns das Kreuz gibt.
Und wenn dieser Kelch an uns nicht mehr vorüber gehen kann, dann werden auch wir ihn trinken müssen.
Nicht mit Freude, schon gar nicht mir Begeisterung.
Einfach im Bewusstsein, dass kein Weg daran vorbeiführt;
einfach in der Erinnerung, dass auch Jesus der Herr,
keinen anderen Weg gefunden hat;
und in ganz festem, dass Jesus mir hilft, mein Kreuz zu tragen.

Amen.

STAY AND PRAY

STAY AND PRAY

Hier ist ein neuer „Bildstock“ entstanden, Ecke Pausheide und Bielefelderstrasse, aus einem Stück Brennmaterial für unsern Kachelofen. (7x36x130)

Stay and pray,
verweile, schweige und höre,
öffne dein Ohr und dein Herz,
ER spricht zu dir,
er will dir etwas sagen.
ER macht dir Hoffnung und
gibt dir gute Gedanken.
ER hat dich lieb,
möchte eins sein mit Dir.
Er ist die Zukunft,
er hilft dir zu leben.

16. Sonntag im Jahreskreis 2022 C – Abraham und 3 Fremde

16. Sonntag im Jahreskreis 2022 C – Abraham und 3 Fremde

Wow – das ist schon ein Hammer! Das muss man erst mal nachmachen oder selbst erleben. Da kommt ein Fremder, klopft an deine Tür, Du lässt ihn rein, er bekommt zu Essen kann das Bad benutzen und dann stellt sich heraus, dass es sich um Gott handelt, der da vor dir steht.
Verrückt – oder? Was ist das für eine Chance!
So konnten wir das in der Lesung eben hören.
Abraham hat die drei Männer nicht kommen sehen, plötzlich stehen sie da – und er bittet sie zu bleiben.

Als erstes kommt selbstverständlich damals zunächst das Waschen der staubigen Füße. – Und dann erst gibt es was zu essen.
Aber aus dem Bissen Brot und der kleinen Stärkung wird ein üppiges Mahl, so wie Nomaden es damals anbieten können: reichlich Backwaren, Milch und Butter, und zartes Kalbfleisch.
 
Ok, der Wein fehlt – Nomaden haben eben keinen und Bier gab es noch nicht, aber lebensspendendes Wasser.  
Bis hierher ist es die Schilderung ganz normaler orientalischer Gastfreundschaft.

Aber – dass Abraham sich dann vor den Männern auf die Erde wirft, macht deutlich, dass er erkannt hat, dass das hier keine gewöhnlichen Gäste sind.

Wir können es nachlesen, Gott selbst ist es, der zu ihnen gekommen ist.  Abraham und Sara aber, merken es erst nach und nach.

Für die Menschen des Alten Orients war die Gastfreundschaft damals eine überlebenswichtige Tugend. Es gab ja keine Hotels und Restaurants. Man war direkt darauf angewiesen, bei wildfremden Menschen unterzukommen.

In der Erzählung wird die gewährte Gastfreundschaft dann zur Gotteserfahrung.
So wie es in einem polnischen Sprichwort heißt: gość w dom, Bóg w dom , das bedeutet – kommt ein Gast ins Haus, ist Gott im Haus. Das sollte man sich über die Tür schreiben: „Kommt ein Gast ins Haus – ist Gott im Haus!“

Durch diese Begegnung wird Abraham plötzlich eine ganz neue Zukunft eröffnet.
Er erfährt, dass Sara doch noch einen Sohn bekommen wird: dieser alte Mann und die auch schon alte Sara.

Gastfreundschaft damals – so wie meistens auch heute, auch durch die Flüchtlinge in Verl – war ein Geben und Empfangen, ein investieren und beschenkt werden.
Man lernte völlig fremde Menschen kennen, man erfuhr die neuesten Nachrichten.
Nicht selten entstanden Freundschaften und manchmal auch Ehen.
Und man konnte damals sicher sein, auch auf den eigenen Reisen immer eine Unterkunft zu finden.

Man brauchte nie das Gefühl zu haben, unerwünscht zu sein.
Man konnte ohne Bedenken Speise und Trank annehmen. Eine eigentlich tolle Zeit damals.

Das hat sich in unserer Zeit und vor allem in unserem Umfeld gründlich geändert.
Würden Sie sich trauen, bei einem wildfremden Menschen an die Tür zu klopfen und um Aufnahme zu bitten?
Würden Sie jemanden in Ihre Wohnung lassen, der Sie um eine Übernachtungsgelegenheit ersucht und vielleicht sogar noch eine dunkle Hautfarbe hat?

Ja, natürlich laden wir auch Gäste ein und sind selbst oft zu Gast. Aber: Meist sind es doch Verwandte, Freunde oder Bekannte.
Und dann gibt es auch noch andere ganz wichtige Orte, wo Gastfreundschaft gelebt werden soll: unsere Kirche, unsere christliche Gemeinschaft.
Wir feiern – ok feiern sieht meistens anders aus – wir sind Teilnehmer an einem Gottesdienst.
Meist sind es ja immer die gleichen Leute, die wir hier treffen – man kennt sich.

Aber immer wieder passiert es, dass auch neue Gesichter auftauchen: Vielleicht Neu-Zugezogene, Flüchtlinge oder Gäste, die zu Besuch hier sind.
Vielleicht kommen sie sogar bald auch zum Pfarrfest. Und was geschieht dann?
Was tun wir?
Haben wir für sie ein freundliches Lächeln? Einen zugenickten Gruß?
Sprechen wir sie vielleicht sogar an und bedanken uns für das Kommen oder Mitbeten?
Oder werden wir von Neugier oder Sorge geplagt: Wer ist denn das – war noch nie da?
Oder denken wir vielleicht:
Was will denn der oder die hier bei uns? Gehört hier doch gar nicht hin.

Wie gastfreundlich sind die Menschen unserer christlichen Gemeinde?

Beim Einkaufen im Elli Markt?
Grüßen wir nur die, die wir sowieso kennen?
Grüßen wir nur die, die auch uns grüßen?

Fühlen wir uns durch Fremde belästigt oder sehen wir darin auch eine Chance?
Warten wir darauf, dass Neu-Zugezogene von sich aus auf uns zukommen, oder kommen wir ihnen entgegen?

Im Hebräerbrief steht: »Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu ahnen, Engel beherbergt.«

Gott kommt zu uns nicht mit Donner und Blitz, mit Macht und Herrlichkeit – das tut er am letzten Tag.
Bis dahin kommt er leise, unscheinbar, oft in menschlicher Gestalt, oft als Fremder, vielleicht sogar als Schwarzer. Die Chance, die Abraham hatte, haben wir auch.
Nur manchmal erfahren wir, so wie Abraham, erst hinterher: In diesem Gast ist uns Gott begegnet. Machen wir die Tür auf!

Amen.

Ehrennadel der Stadt Verl

Ehrennadel der Stadt Verl.

Am 30.06.2022 habe ich für meine Arbeit in der Flüchtlingshilfe die Ehrennadel der Stadt Verl erhalten. Nachfolgend meine Dankesrede:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Herr Esken,
verehrte Ratsmitglieder, liebe Gäste hier im Rathaussaal.

Vielen Dank Herr Bürgermeister für die liebevollen lobenden Worte, die Sie gesagt haben, Danke, darf ich auch sagen im Namen von Margret Lütkebohle und Josef Freisen.

Als ich im Winter vergangenen Jahres den Brief mit dem Logo der Stadt Verl sah, habe ich als erstes gedacht: Mist, wo haben sie dich denn dieses Mal wieder erwischt. Zu schnell gefahren, falsch geparkt?

Als ich dann das mit der Ehrennadel las, war ich ganz platt. Das war etwas, was ich mir nie gewünscht habe, aber dennoch habe ich mich sehr gefreut.
Aber wenn ich mir diese Nadel jetzt anschaue, bin ich zwar sehr dankbar, aber so ganz sind meine Erwartungen doch nicht erfüllt.
Habe ich mir zu diesem Termin heute doch viele Gedanken gemacht und extra diesen Seitenschneider mitgebracht, um diese Nadel aufzuteilen für die vielen Menschen, die geholfen haben, das zu tun, wofür ich hier heute geehrt werde. Dafür ist sie deutlich zu klein.

Begonnen hat das Ganze, wohl 2015, auf dem Wideiweg.
Viele Flüchtlinge waren dort in der Schule untergebracht.
Und dann, abends von der Pausheide nach Sürenheide auf dem Wideiweg: Nacht, alles dunkel, schwarzer Mann, schwarze Kleidung, schwarzes Fahrrad – und kein Licht.
Da haben wir mit der Kolpingfamilie einen Reparatursamstag an der Schule geplant. Viele Mithelfer waren da. Fahrrad Dieter Krax war auch da, unentgeltlich.
Und dann ging es weiter: Unmengen an Fahrrädern wurden gesucht, weil die Flüchtlinge mehrheitlich außerhalb des Ortes untergebracht waren.
Herrn Arthurs Telefonnummer hatte sich schnell rumgesprochen. Und durch Aufrufe in Zeitungen und im Pfarrblatt, konnte ich in kurzer Zeit mehr als 500 Fahrräder, zunächst durch Krax teilweise repariert, an die Flüchtlinge weitergeben. Und so kannte jeder Arthur.
Wenn weitere Hilfe erforderlich war, bekam ich oft auch Kontakt über Mustafa Haroglu und Barbara Menne.
Sehr vielen Anfragen konnte ich helfen, weil mein Bischof in Paderborn mir nahezu unbegrenzt Geld für die Flüchtlingshilfe gegeben hat und noch gibt.
Da kommt sicher auch meine Motivation ins Spiel. Wir alle, die wir mindestens das Fundament eines christlichen Glaubens erhalten haben, wissen, dass das Gebot der Nächstenliebe an oberster Stelle steht. Das versuche ich zu leben.
 
Nach den Fahrrädern kamen die Fernseher – mit viel Hilfe von Pollmeier und Heiner Stroth konnten wir wahrscheinlich nahezu allen helfen.
Und nach den Fernsehern kamen die ersten Wohnungen.  Möbel wurden gebraucht, hier war die AWO mit Rudi Raeder an vorderster Front mit dabei und das bis heute.

Und die Probleme, und Hilfsnachfragen in den Familien ließen nicht nach. Es ging um Jobsuche, um Schulbesuch, Sprachkurse und „Bürokratie in Höchstform“.

Da kamen die Patenfamilien, die ich finden konnte, ins Spiel, die mit viel zeitlichem Einsatz die meisten Probleme lösen konnten, und bis heute erste Ansprechpartner von vielen Familien sind.
Von ihnen waren nicht nur große bürokratischen Hürden zu überwinden, sondern oft gab es auch medizinische Probleme, die die geflüchteten Gäste allein nicht bewältigen konnten. Und viele Fahrten zwischen Verl – Gütersloh – Bielefeld und Münster waren angesagt, im Regelfall auf eigene Kosten und das von allen gerne.

Natürlich war das für alle Beteiligten oft ein ziemlicher Zeitaufwand, aber alle haben mir bestätigt, dass der Dank der Flüchtlinge und die oft strahlenden Kinderaugen meistens eine reichliche Entschädigung waren.

Viele Flüchtlinge, auch wenn ich sie heute nach längerer Zeit treffe, sagen zu mir Papa oder Daddy und erzählen mir stolz von ihrer Familie, ihrem Arbeitsplatz und ihrem Dank an Deutschland und Verl für alle Hilfe.

Und wenn ich bei einer Flüchtlingsfamilie klingele und ein Kind macht die Tür auf und ruft ganz laut erfreut: Mama, Mama, Opa ist da!
Wissen Sie, dann ist die Ehrennadel eine nette Zugabe.

Ganz herzlichen Dank an die vielen Menschen, die an meiner Seite den Flüchtlingen eine gute und liebevolle Willkommenskultur gezeigt haben, auch wenn sie auch nicht arabisch, nicht Farsi oder Paschtu sprechen konnten. Ich auch nicht. Oft zählt allein die Mimik und die offenen Hände.

Auch ganz herzlichen Dank an Barbara Menne, Mustafa und andere Mitarbeiter der Stadt Verl, für die Unterstützung, die sehr oft mehr war, als man unbedingt tun musste und im Regelfall unproblematisch und unbürokratisch.
Ähnliches kann ich auch über die VHS und das Jobcenter sagen.

Ganz lieben Dank an meine Familie, die sich oft mehrmals täglich an Besuch aus
-zig Staaten dieser Erde gewöhnen musste und mich in jeder Hinsicht unterstützt hat, auch wenn an manchen Tagen das Telefon nicht stillstand, nicht vor 23 Uhr jedenfalls.

Darum, die nächste Verdienstnadel bitte deutlich größer, denn viele, sehr viele haben diese in Verl verdient.

Und diesen Ausführungen schließen sich auch Margret Lütkebohle und Josef Freise an. Natürlich muss man manchmal die Initiative ergreifen, aber sehr schnell finden sich Helferinnen und Helfer, die oft scheinbar auf die Ansprache warten und mit viel Engagement einsteigen. Nur gemeinsam kann man diesen großen Nachfragen nach Hilfe ansatzweise gerecht werden. Das ehrenamtliche Engagement in Verl findet sich in jedem Viertel und jedem Straßenzug und jedem Verein unserer Gemeinde und das tut gut und nur so geht’s.

Und schön ist es, wenn man nach einigen Monaten oder auch Jahren, diese ehemaligen Flüchtlinge oder Familien wieder trifft, man kennt nur das Gesicht, aber meistens mit einem Strahlen vor Freude. Immer wieder bin ich sehr erstaunt, wie gut sie in Verl, bzw. Deutschland angekommen sind. Sie haben im Regelfall den größten Beitrag geleistet.  

Danke.