15. Sonntag im Jahreskreis – 16. Juli 23 – Sämann
Die meisten von Ihnen haben sicher schon mal versucht, eine Hofeinfahrt, oder die gepflasterte Terasse sauber zu halten?
Fast alle vierzehn Tage kämpfe ich damit. Meistens ziehe ich das Grün raus oder reiße es ab, das sich dann schon wieder zwischen den Pflastersteinen zeigt.
Wenn man das regelmäßig macht, sagen die Fachleute, dann würden die nicht gewünschten Pflanzen allmählich absterben.
Von wegen absterben! Nach wenigen Tagen sieht man schon wieder Gras und Klee. Und nach jedem Urlaub haben sich meist wieder ganze Ansätze eines Urwaldes im Pflasters angesiedelt.
Von wegen: Die Saat verdorrte auf steinigem Grund, weil sie keine Wurzeln hatte.
Der Evangelist kannte offenbar unsere Hofeinfahrt nicht!
Da verdorrt nichts, da ist das Kraut einfach nicht auszurotten.
Liebe Freundinnen und Freunde von Jesus,
natürlich ist mir klar, was das Gleichnis des Evangeliums letztlich sagen will.
Natürlich hat es die Saat mancherorts leichter und an anderer Stelle schwerer, wirklich aufzugehen.
Selbstverständlich gibt es Boden, der geeigneter ist und Umstände, die eine prächtige Vegetation geradezu garantieren.
Und es gibt Gegenden, die einfach Wüste sind, die einfach nur tot erscheinen.
Aber auch die Wüste lebt. Und unsere Hofeinfahrt besonders.
Und die ist damit für mich nicht weniger ein Gleichnis – und ein ganz wichtiges dazu.
Ohne dieses Gleichnis macht mir das heutige Evangelium nämlich Angst.
So kann es doch auch nicht gemeint sein, dass Gott seinen Samen ausstreut, – und manche kapieren es, manche nehmen sein Wort auf und die anderen haben dann eben verloren.
So kann ich das nicht glauben.
Da möchte ich das Bild unserer Hofeinfahrt auf jeden Fall dazu legen.
Dieses Bild nämlich sagt mir, dass letztlich kein Same, den Gott ausstreut, auf Dauer verloren bleibt.
Mag sein, dass er ganz anders aufgeht, als wir uns das vorstellen oder wünschen.
An einer Steilküste entsteht eben kein maschinengerechtes Weizenfeld.
Und wer von einem Barockgarten träumt, wird von einer Blumenwiese wahrscheinlich enttäuscht sein.
Aber kommt es denn darauf an, was wir uns vorstellen?
Ich möchte darauf vertrauen, dass das, was Gott erwartet, auch wirklich geschieht, dass das, was er sät, nicht verloren geht.
Da mögen noch so viele Unkrautvernichtungsversuche drüber gehen, da mögen noch so schwierige Umstände herrschen – Gott und seine Sämlinge werden sich durchsetzen!
Darauf vertraue ich.
Am Ende wächst es auch unter den Dornen und auf steinigem Boden.
Das auch zum Trost für all diejenigen, die sich um dieses ausgestreute Wort Gottes mühen: die Lehrerinnen und Lehrer, alle in der Pastoral Tätigen und vor allem die Eltern.
Denn wer kennt deren Probleme nicht?
Und auch jene, die die Probleme mit den eigenen Kindern im Moment noch nicht kennen – ich garantiere Ihnen: Die Probleme werden kommen.
Enttäuscht aber werden Sie nur sein, wenn Sie sich ganz feste Vorstellungen gemacht haben, wenn Sie sich ein Bild davon machen, was am Ende für eine Pflanze entstehen soll.
Wer von der strammen Katholikin träumt, der wird schon fast verzweifeln, wenn die Tochter kaum noch zur Kirche geht, sich aber mit allem Einsatz bei Amnesty für Menschenrechte oder in der Flüchtlingsarbeit vor Ort engagiert.
Enttäuscht wird nur, wer sich ganz feste Vorstellungen macht.
Aber was für eine Ahnung haben wir denn letztlich davon, welche Pflanze sich Gott in den Kopf gesetzt hat.
Nur darauf aber kommt es an!
Er ist der Sämann.
Wir können das Wachsen nur begleiten.
Und maßen wir uns nicht an, entscheiden zu wollen, was für Gott Nutzpflanzen und was Unkraut zu sein hat.
Was weiß ich, von welchem Löwenzahn oder Franzosenkraut Gott träumt.
Eines aber, da bin ich mir ganz sicher, eines glaube ich wirklich zu wissen:
Dass beide am Ende ganz sicher blühen werden.
Amen.