6. So. Ostern B Joh 15,9-17 ¬ -Ich bin der Weinstock-

6. So. Ostern B Joh 15,9-17 -Ich bin der Weinstock-

 
 

Liebe Schwestern und Brüder!

 
 

„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Rebzweige. Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Das war das Evangelium des letzten Sonntags. Das heutige Evangelium schließt unmittelbar daran an. Noch einmal geht es um das Stichwort „bleiben“. Heute werden uns im Evangelium die Früchte vorgestellt, die bei uns wachsen, wenn wir mit Jesus verbunden sind.

 
 

Drei dieser Früchte schauen wir uns heute einmal an:

Die erste und wichtigste Frucht, die in uns wächst, wenn wir mit Jesus verbunden sind, ist die Liebe. Aber Liebe nicht in erster Linie als Gebot: „Liebt einander!“ Nein, Liebe bedeutet zunächst einmal etwas ganz anderes, nämlich die Tatsache: Du bist von Gott geliebt!

„Bleibt in meiner Liebe“, sagt Jesus. Es geht nicht darum, dass wir uns Liebe irgendwie aus den Fingern saugen, sondern dass Gott uns liebt. Die Lesung aus den ersten Johannesbrief, die wir eben gehört haben, hat gesagt: „Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass Gott uns geliebt hat.“ Und erste derjenige, der sich so richtig angenommen und getragen weiß von der Liebe Gottes, der kann überhaupt erst den Anderen lieben.

Es ist wie bei einem Überlaufbrunnen: Der Brunnen läuft erst dann nach allen Seiten über, wenn er selbst ganz voll von Wasser ist. Darum dürfen wir uns zunächst einmal erst selbst mit der Liebe Gottes gleichsam volllaufen lassen, bevor dann diese Liebe überstrahlt auf die anderen Menschen.

Diese Liebe ist auch nicht etwas, das wir selber tun müssten. Diese Liebe ist eine Frucht, die einfach wächst. Ein Zweig am Baum produziert ja auch nicht Früchte, sondern er ‚trägt‘ gleichsam diese Früchte.

Für uns als Frucht gilt: Du bist von Gott geliebt, ohne Wenn und Aber. Und selbst wenn nichts Liebenswertes mehr in dir ist, wenn du dich selber schon nicht mehr ausstehen kannst, wenn alle mit dem Finger auf dich zeigen, dann gilt das immer noch, dass Gott dich liebt.

Der Apostel Paulus schreibt einmal im Römerbrief … Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.“ Es kann mit uns passieren, was will. Gott wird nicht aufhören, uns zu lieben. Denn so sagt der erste Johannesbrief: „Gott ist die Liebe“ einfach so! Er ist seinem Wesen nach Liebe. Er kann gar nicht anders, als lieben.

 
 

Die zweite Frucht, die in unserem Evangelium genannt wird, die wächst, wenn wir mit Christus verbunden sind, ist die Freude. Es ist der gesagte Wille Gottes, dass unser Leben voll ist von einer überschäumenden und überströmenden Freude, dass wir randvoll frohe Menschen sind. Nicht umsonst heißt die Botschaft, die wir alle zu verkünden haben, nicht „Liebesbotschaft“, obwohl die Liebe ganz wichtig ist, sondern sie heißt „Frohe Botschaft“. Es ist eine Nachricht der Freude.

Rein statistisch gesehen kommt das Stichwort „Freude“ in der Bibel viel häufiger vor als das Stichwort „Liebe“. Unser Leben soll geprägt sein von einer ganz tiefen Freude.

Aber damit wir uns nicht missverstehen: Freude, die hier gemeint ist, ist etwas anderes als Lustigkeit. Manche Menschen sind nicht froh, sie sind nur lustig. Manche Menschen können sich freuen, wenn zum Beispiel Verl beim Fußball gewinnt, oder Sie können sich freuen beim Karneval, wenn sie reichlich getrunken haben. Dann kann man leicht froh sein. Aber die Freude, die Jesus meint, die Frucht, die aus der und Nähe mit Jesus wächst, die existiert auch dann noch, wenn es – menschlich gesehen – nichts Frohes mehr gibt in unserem Leben. Wenn man vielleicht von Sorge niedergebeugt ist, wenn man Lasten zu tragen hat, wenn man kaputt und krank ist, dann gilt diese Freude Jesu immer noch. Denn diese Freude hat ihre Wurzeln nicht im Verler Fußballspiel, nich in oberflächlichem, diese Freude hat ihre Wurzeln in Jesus Christus.

 

Der Apostel Paulus, der weiß Gott genug Sorge zu tragen hatte, sitzt einmal im Gefängnis. Er muss damit rechnen, dass sein Prozess mit dem Todesurteil endet, dass er den wilden Tieren vorgeworfen wird. Er schaut dem Tod ins Auge. Und aus dem Gefängnis heraus schreibt er einen Brief an seine Lieblingsgemeinde in Philippi, im Norden Griechenlands. Dieser Brief aus dem Gefängnis strotzt nur so von Freude. Aus diesem Brief ist die berühmte Adventslesung genommen: „Freut euch allezeit im Herrn! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ „Und selbst wenn ich jetzt als Opfergabe dargebracht werde, dann sollt ihr euch mit mir freuen.“

 
 

Wo her kommt diese Freude? Paulus schreibt nicht: Freut euch „über“ den Herren. Er schreibt: Freut euch „im“ Herrn. Wenn ein Mensch in Christus ist, mit Christus verbunden ist, dann wächst diese Frucht der Freude.

Und das Tiefste bei dieser Freude ist dies: Das ganz große Fragezeichen hinter jeder menschlichen Freude ist ja der Tod. Der Tod scheint nur noch Schmerz, Mühsal und Trauer. Aber die christliche Freude, die aus der Verbundenheit mit Jesus wächst, die bleibt auch dann noch, wenn Menschen dem Sterben in ins Auge sehen müssen. Ich habe das schon oft erlebt, wie Menschen, bei aller menschlichen Trauer einen tiefen Frieden hatten, ja sogar Freude. Diesen Glauben und diese Hoffnung wünsche ich auch für mich.

 
 

Schließlich eine dritte Frucht die wächst, wenn man mit Christus verbunden ist. Diese Frucht ist die Freundschaft mit Jesus Christus. Jesus sagt heute im Evangelium: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, ich nenne euch Freunde.“

 
 

Das typische Kennzeichen von Freunden ist, dass sie keine Geheimnisse vor einander haben. Jesus sagt: „Ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Ich habe keine Geheimnisse vor euch. Jesus nimmt uns mit hinein in die ganz tiefe Beziehung, die zwischen ihm und seinem Vater besteht. Und wenn jemand für sich entdeckt: Mein Leben ist eine Freundschaft mit Christus, dann hat das Auswirkungen auf ganz viele praktische, christliche Lebensbereiche. Das hat Auswirkungen auf unser Beten. Dann ist Beten nicht mehr eine Pflichtübung, dann wird Beten eine Art „Freundschaftsverkehr mit Gott“, wie Theresa von Avila einmal sagt. Wie ein Freund mit seinem Freund redet. Eine Freundschaft muss man auch pflegen, sonst geht das nicht. Auf dem Weg zu seinem Freund darf man kein Gras wachsen lassen.

 

Jesus erwartet nicht, dass wir einen Katalog von religiösen Pflichten erfüllen. Nein, Jesus bietet uns seine Freundschaft an, einfach so. Und er wirbt, er bittet darum, dass wir uns auf seine Freundschaft einlassen.

Im Evangelium sagt Jesus heute: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben hingibt für die Freunde.“ Jesus hat sein Leben in den Tod gegeben für uns, für seine Freunde. Sein Tod am Kreuz ist gleichsam das Siegel, der Stempel auf die Freundschaft, die er uns anbietet. Wenn wir in jeder Heiligen Messe den Leib Christi in die Hand gelegt bekommen, und wenn dann der Pastor oder ich sagen: „Der Leib Christi“, und wenn wir dann unser deutliches „Amen“ dazu sagen, dann ist es gleichsam das Amen zu der tollen Freundschaft, die Jesus uns anbietet.

Dieses Amen bedeutet dann: Ja Jesus, ich will, ich will auch dein Freund sein. 

Amen.

 

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