6. So. Osterzeit – Lj. C (Joh 14,23-29)

6. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr C (Joh 14,23-29)

Sie wollten im Garten spielen, die beiden Sprösslinge der Familie. Sie hatten sich zwei kleine Schwerter aus Holz gebastelt und die mussten doch nun auch ausprobiert werden. Also stürmten die beiden Helden davon, um sich draußen auszutoben. Und eine ganze Zeitlang scheint es ihnen auch wirklich Spaß gemacht zu haben. Die Eltern begannen sich schon zu wundern: wie ruhig es doch bei den beiden war – ein ganz ungewohntes Gefühl. Dann aber, nach einer guten Viertelstunde, da konnte man von draußen plötzlich lautstarkes Geschrei hören, und ganz deutlich war dann bald darauf lautes Weines zu vernehmen.

„Jetzt ist aber Schluss!“ sagte die Mutter bestimmt, ging zu den beiden, drohte ganz eindringlich mit dem Zeigefinger und nahm ihnen ganz einfach die Schwerter weg. Mit halboffenem Mund, aber mucksmäuschenstill sahen die beiden der Mutter nach, und ganz besonders ihren beiden Schwertern. Die Mutter nahm sie einfach mit.

Die Stille hielt denn auch einen ganzen Augenblick lang an. Keine zwei Minuten später aber war das Geschrei wieder da. Nein, Schwerter hatten die beiden jetzt keine mehr, aber sie hatten nun damit begonnen, sich mit Steinen zu bewerfen.

Liebe Schwestern und Brüder,

die Mutter dieser beiden Kinder, war nicht die erste, die diese Erfahrung machen musste.

Zwei Streithähnen die Schwerter aus der Hand zu nehmen, das reicht eben noch lange nicht aus um den Frieden wiederherzustellen. Wer keine Schwerter hat, der kann sich auch mit Steinen den Schädel einschlagen, wer keine Schwerter hat, der muss noch lange nicht im Frieden leben.

Diese Mutter war nicht die erste, die das entdecken musste. Was hier für diese Kinder gilt, gilt schließlich überall im Leben.

Über 40 Jahre lang hat man zum Beispiel die zerstrittenen Volksgemeinschaften auf dem Balkan, daran gehindert aufeinander loszugehen, hat sie mit viel Härte und Unterdrückung gezwungen in einem Staat, in Jugoslawien, zu leben und miteinander auszukommen.

Sie haben das hingenommen. Wie wenig sich die Menschen dort dadurch wirklich nähergekommen sind, das hat der schreckliche Balkan-Krieg vor einigen Jahren nur zu deutlich gemacht. Frieden gewachsen ist dort nicht.

Und auch wer sich ausgerechnet hatte, dass das militärische Eingreifen im Zweistromland , bei Euphrat und Tigris den Frieden dort sichern würde, der muss sich wohl eines besseren belehren lassen.

Sicher, wir können mit Gewalt für Ruhe sorgen, wir können Aufruhr und Unruhe unterdrücken, wir können mit Gewalt gegen Unruhestifter einschreiten; Frieden machen, ich fürchte, das können wir nicht.

Bei all den Anstrengungen, die mir aus der Geschichte bekannt sind, angefangen von den sogenannten Befriedungen bei den Römern bis hin zu den gegenwärtigen verzweifelten Versuchen im Nahen Osten,egal ob Irak oder Israel und Palästina, bei all diesen Anstrengungen ist selten ein Friede entstanden, ein Friede, der diesen Namen auch wirklich verdient, ein wirklicher Friede, einer, der mit Zufriedenheit zu tun hat.

Menschenmachbar ist der Friede nicht, machbar ist bestenfalls ein Zustand, wie er auf unseren Friedhöfen herrscht. Der Friede der Friedhöfe, der ist machbar.

Einsicht aber, etwas, was für echten Frieden unerlässlich ist, Einsicht, das ist etwas, was ich nicht herstellen kann.

Vernunft, ohne die eine solche Einsicht nie zu erreichen ist, Vernunft, das ist etwas, was ich nicht erzwingen kann.

 

 

 

Und wirkliches Umdenken, neues Denken über andere, und ganz besonders über die, die früher Gegner waren, wirkliches Umdenken das kann ich nicht produzieren. Ich kann Hilfestellungen geben, ich kann vielleicht versuchen zu vermitteln, aber Sie wissen ja selber, wie schwer es ist, allein schon im eigenen Bekanntenkreis, Menschen die sich zerstritten haben, dazu zu bewegen, wieder aufeinander zuzugehen.

Es ist notwendig, dass wir Brücken bauen, ohne Brücken kann ich einen Graben nicht überqueren, aber die schönsten Brücken helfen nichts, wenn diejenigen, die sie überschreiten sollen, sich einfach weigern solche Brücken zu betreten.

Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir, dass es keine hohle Formel ist, wenn wir im Hochgebet der Versöhnung hören: „Dein Geist bewegt die Herzen, wenn Feinde wieder miteinander sprechen, Gegner sich die Hände reichen und Völker einen Weg zueinander suchen. Dein Werk ist es, wenn der Wille zum Frieden den Streit beendet, Verzeihung den Hass überwindet und Rache der Vergebung weicht.“

Da, wo verhärtete Fronten plötzlich weich und fließend werden, da, wo Menschen wirklich aufeinander zugehen, da ist mehr im Spiel als einfacher plötzlicher Sinneswandel, viel mehr als bloße menschliche Diplomatie oder gar reines taktisches Verhandlungsgeschick.

Für mich wird da konkret, was Jesus Christus im heutigen Evangelium verheißt, was es bedeutet, wenn er sagt: „Meinen Frieden gebe ich Euch. Ich gebe Euch Frieden, und zwar nicht einen Friede der Friedhöfe sondern den Frieden, der von innen kommt, den Frieden der Versöhnung und der Zufriedenheit. Ich gebe ihn Euch“, sagt Jesus, und es ist bitter notwendig, dass er es tut, denn machen können wir diesen Frieden nicht!

Amen.

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