10. So. Jk. „Jüngling von Nain“

10. Sonntag im Jahreskreis „Jüngling von Nain“

In der Nachmittagssonne eines heißen Tages ziehen Menschen in Trauerkleidung aus der kleinen Stadt Nain im Norden Israels heraus zum Friedhof. Ein Anblick des Jammers.

Besonders schlimm wird es, wenn wir näher hinschauen: der Tote ist der einzige Sohn einer Witwe. Welch ein Leid!

Welche Gedanken gehen dieser Frau im Kopf herum? Sie kann es überhaupt noch nicht fassen, dass ihr geliebter Sohn nun dort im Sarg davon getragen wird. Nicht mehr nach Hause kommt, nicht mehr seine Freunde mitbringt, nicht mehr laut lacht – wie eben die Jugend lachen darf.

Und es legt sich schwer auf ihre Brust zu wissen, dass mit dem Tode ihres Sohnes der einzige Ernährer von ihr gegangen ist. Sie wird künftig auf die Almosen ihrer Freunde, Verwandten und Nachbarn angewiesen sein. Das macht die Not riesengroß.

In ihrem unermesslichen Leid spürt sie nicht, dass seit einiger Zeit ein Mann an ihrer Seite mitgeht auf diesem Weg zum Totenacker. Ihre von Tränen fast blinden Augen lassen gerade noch den Weg erkennen, damit sie nicht stolpert.

Da spricht sie der Fremde an ihrer Seite an: „Weine nicht“ sagt er. Leise, aber bestimmt. Und die Witwe bleibt erstaunt stehen und versucht, den Mann zu erkennen. Aber, er ist ihr fremd und sie versteht nicht, was er von ihr will. Will er sie trösten mit diesen Worten? Was weiß denn er, wie es in ihr aussieht? „Ich soll nicht weinen“ meint er? Aber, was soll ich stattdessen machen? Mir bleiben doch nur noch die Tränen der Trauer und der Verzweiflung.

Nichts und niemand kann mich trösten!

Da geht der Mann neben ihr schneller und erreicht die Sargträger vor ihr. Er spricht sie an und bittet sie stehen zu bleiben. Die Männer blicken ihn ungläubig an. Aber, sie bleiben stehen.

Da tritt dieser Fremde an den Sarg heran und spricht auf den Toten ein. Es ist still geworden in der Menschenmenge. Keiner sagt mehr etwas. Alle wollen hören und sehen, was jetzt passiert. Und sie hören den Fremden laut und deutlich sagen: „Ich sage dir, stehe auf!“

Ein Raunen macht sich breit, das kurz darauf in erstaunte Rufe, ja bei manchen in spitze Schreie des Erschreckens mündet. Denn: der Tote richtet sich auf und redet!

Der Fremde – es handelt sich um keinen anderen als Jesus von Nazareth – lächelt freundlich und hilft dem jungen Mann aus dem Sarg und bringt ihn zu seiner sprachlosen und erschütterten Mutter.

Jesus von Nazareth – viele Juden hatten schon ihm gehört. Die Nachrichten über diesen Mann waren sehr unterschiedlich. Manche meinten, er wäre Johannes der Täufer, der auch sehr berühmt war, andere dachten, ein berühmter Mann mit Namen Elia, der schon seit 800 Jahren tot war, sei wieder lebendig geworden. Dann wussten aber auch einige, dass dieser Jesus eigentlich ein ganz einfacher Zimmermann aus Nazareth war.

Wer war er wirklich?

In der Bibel wird Jesus von Nazareth als der Sohn Gottes, den Schöpfer des Himmels und der Erde bezeichnet. Aber, dass fiel den Leuten damals, als sie ihn persönlich erleben konnten, schon schwer, zu glauben. Obwohl sie diese ungeheuerlichen Geschehnisse, wie die Auferweckung eines Toten, mit eigenen Augen sehen konnten. Anderenorts waren Blinden sehend geworden, Lahme konnten wieder gehen. Epileptiker wurden geheilt. Alles durch diesen Jesus.

Also: doch der Sohn Gottes?

Die Menschen von Nain, die gerade Zeugen dieses wunderbaren Ereignisses geworden waren, hatten keinen Zweifel: sie priesen Gott mit singen, beten und tanzen.

So war aus einem jämmerlichen Haufen Menschen in Trauerkleidung eine fröhliche Menge geworden, die sich vor Freude und Lachen kaum halten konnten. Und mitten drin die Witwe mit ihren Sohn. Was für ein Anblick!

Trauer kennen wir alle. Auch ich:

Es ist aber nicht immer der Tod eines geliebten Menschen, der mich trauern lässt. Manchmal schmerzt die Wunde über eine zerbrochene Freundschaft oder Beziehung zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern genau so oder noch schlimmer. In Deutschland wird jede 2. Ehe geschieden. Und in jeder 3. geschiedenen Ehe bleiben Kinder zurück. Bei Mama oder Papa. Manchmal auch im Heim oder bei Oma oder Opa.

Welch ein Jammer!

Und diese zerbrochenen Beziehungen scheinen in vielen Fällen unheilbar zu sein. Weil aus Liebe Hass wurde.

Das hat Gott bei der Erschaffung der Welt und der Menschen nicht gewollt. Aber: die Menschen meinten, sie wären klüger als ihr Schöpfer und machten sich ihre eigenen Gesetze. So trat diese Welt mit ihren Menschen darin den Weg in die Zerstörung an.

Weil Gott das nicht wollte, sandte er seinen Sohn Jesus zu uns Menschen. Zu Ihnen und zu mir. Um uns vom Weg in die Zerstörung abzubringen. Uns vor dem Absturz zu bewahren. Weil er uns liebt und vor Kummer und Leid bewahren will. Und: wenn das Leid nicht zu verhindern war: um uns zu trösten und die Not zu lindern. Wie bei der Witwe aus Nain. Sie und ich sind Jesus genau so wichtig, wie diese Frau und ihr Sohn.

Wenn ich das glauben kann, werde auch ich Wunder sehen. Vielleicht nicht die Auferweckung eines Toten. Vielleicht aber die Heilung einer Krankheit. An mir selbst oder einem lieben Angehörigen. Bestimmt aber die Heilung einer zerbrochenen Beziehung oder die Bewahrung vor dem Zerwürfnis. Damit Mann und Frau, Eltern und Kinder, Freunde und Verwandte zusammen bleiben und in Frieden und Freude leben können. Das will Gott. Das ist sein Geschenk an Sie und an mich. Nehmen wir es an. Es gibt nichts besseres.

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