22. So. Jk. C – 29.8.2010 „Himmlische Hochzeitsmahl“

Predigt 22. Sonntag im Jahreskreis C – 29.8.2010 „Himmlische Hochzeitsmahl“

Heute ist Jesus von einem führenden Pharisäer zum Essen eingeladen worden. Es ist Sabbat, und es ist durchaus üblich, dass die frommen Pharisäer sich nach dem Sabbat-Gottesdienst zum gemeinsamen Essen und Meinungsaustausch treffen. Man kennt sich, man trifft sich, man versteht sich.
Wir vermuten richtig, dass man Jesus nicht eingeladen hat, damit er endlich mal was besonders Gutes zu essen bekommt. Der Gastgeber und seine Gäste wollen diesen neuen Rabbi in ihrem kleinen Kreis mal gründlicher unter die Lupe nehmen. Was wird er sagen, wo wird er vielleicht Fehler machen?
Wie damals üblich, kommt man zu einem Gastmahl eher ein wenig zu spät. Und besonders wichtige Leute kommen gerne auch mal noch ein wenig später, denn dann haben sie ihren erhofften Extra-Auftritt. Die bereits Anwesenden haben sich längst einen Platz ausgesucht, der ihrer Meinung nach ihrer Stellung und ihrer persönlichen Beziehung zum Gastgeber entspricht.

Dann passiert immer mal wieder das fast Unvermeidliche: Die Tür geht auf, und ein richtig prominenter und vielleicht auch wichtiger Zeitgenosse gibt dem Gastgeber die Ehre.
Dem bleibt jetzt gar nichts anderes übrig, als einen Gast, der schon ganz in seiner Nähe Platz genommen hat, höflich und doch deutlich um Räumung seines Sitzplatzes zu bitten. Das ist für den, der da umziehen muss, natürlich alles andere als lustig, alle anderen guten Plätze sind natürlich besetzt. So eine Blamage!
Und das macht Jesus bei den Pharisäern zum Thema, weil er bemerkt, wie sie sich heute mal wieder um die besten Plätze drängeln.
Wie so oft, nimmt er einfach ein Alltagsgeschehen zum Anlass, um seine Zuhörer auf einige Besonderheiten bei Gott im Himmelreich hinzuweisen.
„Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist…“ – so beginnt er seine Unterrichtsstunde. Jeder wird ihm da zustimmen müssen, wie er anschaulich schildert, was einem passieren kann, wenn man sich da vordrängelt, möglichst direkt in die Nähe der Gastgeber, gleich neben das Brautpaar.
Der Rat Jesu, sich dann doch besser an den untersten, an den letzten Platz zu setzen, klingt ein wenig wie Verler Bauernschläue: Tu am besten ganz bescheiden und demütig, dann muss man dich im wahrsten Sinne des Wortes hochloben, hoch in die Nähe des Gastgebers, des Bosses.

Ist diese Belehrung Jesu wirklich ein Aufruf an uns, als Christen immer schön brav in gebückter Haltung aufzutreten? Fordert er uns damit auf, unser Licht immer unter den Scheffel zu stellen und bloß nicht aufzufallen? Will Jesus damit gar zu Heuchelei und überzogener Demut auffordern?
Ganz gewiss nicht. Jesus hat die Dinge immer beim Namen genannt. Es geht ihm also keines-
falls um eine Empfehlung zum Duckmäusertum. Sich den letzten Platz aussuchen – damit meint er ganz sicher nicht, dass man in der Kirche nur die letzten Bankreihen besetzen soll, wie das hier viele tun, die haben Jesus an der Stelle falsch verstanden.
„Wenn du zu einer Hochzeit eingeladen bist…“ !

Die damaligen Zuhörer Jesu und wir alle sind zu einer ganz großen Hochzeit eingeladen, und wir wissen auch, wer bei diesem himmlischen Fest der Gastgeber ist: Gott selbst ist es, der die Einladung ausgesprochen hat. Das will uns Jesus immer wieder so eindringlich klarmachen.
Wir alle sind Eingeladene, und das große Hochzeitsmahl findet garantiert statt. Doch als Christen sollten wir anders sein als die mehr oder weniger Prominenten, die nichts Besseres zu tun haben, als sich über die Rang- und Sitzordnung und über ihr Erscheinungsbild so schrecklich viele Gedanken zu machen.
Das Geschachere um die besten Plätze ist der Christen unwürdig. Bei diesem oft üblen Gesellschaftsspiel um Wichtigkeit und Anerkennung, um Neid und Ehrsucht sollten wir nicht mitspielen. Christen haben das auch gar nicht nötig, denn es genügt, wenn sie sich auf den Weg machen. Auf den Weg mit mit Jesus zum Vater.
Und der Vater hat bereits für alles gesorgt. Der Streit um die Plätze ist vollkommen über-
flüssig, denn Papa, unser himmlische Vater hat längst für jeden von uns längst reserviert. Es gibt Platzkarten für Jeden! Und so dürfen wir vertrauensvoll abwarten, welcher Platz auf uns wartet. Wir werden uns wundern!

Zum Schluss des Evangeliums greift Jesus noch kurz eine andere Fragestellung auf: Wen soll man denn einladen, wenn man selbst etwas zu feiern hat?
Na klar, da denkt jeder zuerst an Verwandte, an Freunde, an Menschen, die einem besonders wichtig sind. Jesus als unser Lehrer hofft aber, dass man das gerade vorhin Gehörte jetzt auch auf diese Situation anwenden wird: Frage dich doch dann einfach mal, ob du bei diesem ewigen Spiel „Wie du mir, so ich dir“ als Christ immer mitspielen musst! Ist doch furchtbar anstrengend, der Kreislauf von Schenken und Wiederschenken, von Einladen und Gegeneinladung.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Nichts spricht dagegen, lieben Menschen eine Freude zu machen, ganz im Gegenteil!
Jesus wünscht aber, dass wir unsere Augen und Ohren weit öffnen. Dann bemerken wir, dass da viele Mitmenschen sind, die von Gott ebenfalls herzlich eingeladen sind. Genau, der blöde Chef, der ungeliebte Nachbar und viele viele Menschen aus der Türkei, aus Afghanistan und fremden Religionen auch. Und zwar auch dann und vielleicht sogar gerade dann, wenn sie nicht zu den Wichtigen und Prominenten dieser Welt gehören, sondern ganz unten sind und ein Leben voller Not und Sorgen führen müssen.

Jesus appelliert an uns: Ladet diese Mitbrüder und Mitschwestern ebenfalls ein, wenn ihr feiern wollt. Das ist seine Benimm-Regel für Christen: Holt die Armen und Benachteiligten dieser Welt an eure Tische und an eure Herzen – das wird Gott euch nie vergessen. Dereinst werdet ihr dann über seine Großzügigkeit euch gegenüber staunen! Dadurch, dass wir unseren Pfarrfesterlös auch mit den Armen und Bedürftigen in Mexico und Pakistan teilen, haben wir in der Sürenheide ein Zeichen gesetzt, dass wir Jesus an dieser Stelle verstanden haben.

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