Allerheiligen / Allerseelen 2011

Allerheiligen / Allerseelen 2011

 

Lied: 621 Ich steh vor Dir mit leeren Händen Herr

 

Allerheiligen ist heut.
Viele Leute werden heute auf den Friedhof gehen.
Die Gräber unserer Verstorbenen sind uns wichtig. Wir brauchen diesen Ort. Da hat unsere Trauer ihren Platz.
Viele Trauernde, die einen lieben Menschen verloren haben, besuchen das Grab, lange Zeit, manchmal mehrmals täglich, um zu reden und zu weinen und um die Nähe zu dem geliebten Menschen zu spüren, der doch so weit weg ist.
Unsere Friedhöfe sind noch immer einer der zentralsten Treffpunkte.
Wer regelmäßig zu einem Grab geht, lernt Menschen kennen, trauernde Gefährten, die wenig sagen und viel verstehen.
Und unsere Friedhöfe sind außerdem die schönsten Gärten weit und breit.
Und das hat seinen Grund und seinen Sinn.
Wir pflegen die Verbindung, die Erinnerung.
Unsere Liebe, die zur Trauer geworden ist, will und kann sich hier äußern im Hegen und Pflegen, will mit Blumen und Pflanzen das Andenken schmücken.
Unsere Trauerkultur ist immer auch ein Spiegel unserer Gemeinschaft
Und solange wir noch zu den Gräbern gehen, sind wir noch verwurzelt und verbunden im Kommen und Gehen der Generationen.
Jesus selbst hat den Friedhof und seine Pflege geradezu geadelt.
Es ist eine kleine Begebenheit im Johannesevangelium, aber ganz beeindruckend wie ich finde.
Am Ostermorgen kommen die Frauen zum Grab. Auch hier geht es um Trauerkultur und um das Erweisen der letzen Ehre für den Verstorbenen.
Aber er ist nicht tot.
Er lebt. Und er erscheint der Maria von Magdala. Und sie hält ihn für den Gärtner und fragt:
Wo hast Du ihn hingetragen.
Und erst, als Jesus sie bei ihrem Namen nennt, Maria sagt, da erkennt sie ihn und wird zur Botschafterin des neuen Lebens.

Jesus als Gärtner auf dem Friedhof.
Eine wunderschöne Vorstellung.
Eine tröstliche auch.
Er ist dabei, wenn Leute an ihren Gräbern stehen und sich fragen, wohin sie gebracht wurden, die geliebten Menschen.
Jesus der Gärtner im Gottesacker, er steht da und sagt, dass niemand verloren geht, dass alle bis in den Himmel wachsen dürfen, weil das Grab zum Beet des neuen Lebens wird.
Für alle an Allerheiligen.

 

Wir stellen uns unter den Schutz des Höchsten, unseres Bruders und Vaters:
Im Namen des Vaters und des Sohnes …………………..

(Mt 22,34-40) In jener Zeit, als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Was wäre eigentlich, wenn ich morgen sterben müsste? Was, wenn ich jetzt gesagt bekäme: Ganz sicher, morgen ist es soweit! Wie würde ich reagieren?

Liebe Schwestern und Brüder,

ich weiß es nicht. Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass ich alles andere als begeistert wäre. Ich würde mich – glaube ich – mit Händen und Füßen dagegen wehren.

Vielleicht würde ich zu verhandeln versuchen, um noch einen Tag, eine Woche, einen Monat oder auch mehr herausschinden zu können.

Sollte das verkehrt sein? Müsste ich nicht begeistert sein?

Es geht doch um das Reich Gottes!

Christus verheißt uns ja die ewige Seligkeit und auf die müsste ich mich doch freuen und mit wehenden Fahnen ihm entgegengehen und das lieber heute als morgen.

Ich gebe zu: Ich tue es nicht! Ich hänge an diesem Leben – ein Leben, das so viel bietet und bei all seiner Mühsal und Beschwer, doch noch so viele glückliche Stunden bereit hält, wenn man sie nur zu entdecken weiß.

Und liege ich da so falsch? Ich glaube nicht.

Warum sollte ich das Leben nicht lieben, wenn Gott es doch auch tut.

Ja, ganz im Gegenteil, wenn ich von diesem Leben nichts halten würde, das würde doch bedeuten das ich das größte Geschenk Gottes an uns Menschen im Letzten gering achten würde.

Ich darf das Leben lieben – ja, ich glaube, ich muss es sogar.

Denn ich bin davon überzeugt, dass ich gar kein anderes Leben bekomme!

Das Evangelium macht uns an vielen Stellen deutlich, dass das neue Leben in Christus mit Jesus Christus bereits begonnen hat.

Die Vollendung unseres Lebens steht noch aus, aber begonnen hat es schon lange.

Unser Leben wird verwandelt werden, aber es wird kein ganz anderes sein.

Und wenn ich mit diesem Leben hier nicht zurecht käme, wenn ich es mit mir oder mit anderen Menschen zusammen nicht aushalten würde, ich dürfte mir dann nicht einbilden, eine ewige Seligkeit wirklich genießen zu können.

Das haben die Menschen schon von alters her gewusst. Ich habe das Bild eines Künstlers vor Augen über die Auferstehung der Toten.

Da werden zwei Gruppen unterschieden: auf der einen Seite quälen sich die Menschen ganz allein aus den Gräbern. Das sind die, die unter der Last der Steine, der Last ihres Lebens verzweifeln und zusammenbrechen.

Auf der anderen Seite werden Menschen gezeigt, die freudig einander beistehen, sich gegenseitig helfen die Steine wegzuräumen und dabei fröhlich strahlen.

Das sind die Seligen, denen es in diesem Leben gelungen ist, eines zu lernen: Miteinander zu leben, nämlich, dieses Leben miteinander zu tragen und es gemeinsam genießen zu können.

Mein Leben mit den anderen Menschen gemeinsam schon hier als Gottes großes Geschenk genießen und gemeinsam gestalten zu lernen, das ist für mich die große Aufgabe dieses Lebens.

Christus selbst hat es so beschrieben: Sich und den anderen, so wie mich selbst, lieben zu lernen, das ist – gepaart mit der Liebe zu Gott – die Erfüllung all dessen, was er von uns erwartet.

Nachfolge Christi kann deshalb nie bedeuten, nur auf das Jenseits zu schielen oder die Menschen links liegen zu lassen, ihnen aus dem Weg zu gehen und noch viel weniger, nichts für sie übrig zu haben.

Nachfolge Christi kann auch nicht bedeuten, das Leben nicht mehr genießen zu können. Nicht umsonst sagt das Sprichwort, dass der, der nicht mehr genießen kann am Ende ja selbst völlig ungenießbar wird.

Ja, ich glaube, es ist alles andere als verkehrt, dieses Leben zu lieben.

Gott hat es mir geschenkt.

Und er will nichts anderes von mir, als dass ich es zu leben lerne, so, dass es für mich und für die Menschen mit denen ich zusammen lebe, zu einem guten, einem erfüllten Leben wird.

Und genau dieses Leben, das wird sich durchhalten, das wird er hindurch tragen – durch den Tod hindurch. Das hat er, Jesus, verheißen und darauf darf ich vertrauen.

Ich werde deshalb vermutlich kaum begeisterter sein, wenn es dann wirklich daran geht, dass ich sterben muss.

Aber ich darf darum wissen, dass dieses keinen wirklichen Bruch bedeuten wird.

Es wird sich all das, was mir in diesem Leben wichtig geworden ist – meine Gedanken, mein Gefühl, ich selbst, und all die Menschen, die mir teuer und wertvoll waren, all die Beziehungen und die gemeinsame Geschichte mit ihnen – all das wird sich durchhalten, durch das Sterben und den Tod hindurch.

Es wird diese neue Wirklichkeit von Leben, genauso positiv und liebenswert prägen, wie es mein Leben hier schon lebenswert gemacht hat.

Das macht Christus mir deutlich, das ist sein Wille.

Und dieser Wille, sein Wille, der möge geschehen.

Amen.

 

Lied: 622 Hilf, Herr meines Lebens

 

Johannes 14

Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.

 

Auch seit dem Fest Allerheiligen, hat Gott der Herr wieder einige Glieder unserer Gemeinde zu sich geholt und ihnen den Platz gegeben, den er seit Jahrtausenden vorbereitet hat.

Wir wollen Ihrer in Stille gedenken, ebenso all der Verstorbenen die in unserem Leben wichtig waren und die andern Orts bestattet wurden.

 

Herr Klaus Ostermayer         86     Breslauer Straße 32

Herr Hubert Ellers            76     Memelweg 3

Frau Anna Aufderstroth        87     St.-Anna-Straße 15

Frau Luise Brechmann         89     Breslauer Straße 8a

Frau Clementine Kowalik         86     Am Hüttenbrink 124

Frau Maria Matzke             60     Libellenstr. 81

Herr Christoph Germer         45     Tannenbergstr. 9

Frau Hedwig Hamschmidt         85     Zollhausweg 66a

Herr Willi Dewner             81     Bernsteinweg 9

Herr Georg Franke             74     Ermlandstr. 5

 

Zu Ehren unserer Verstorbenen, auch derer niemand gedenkt, wollen wir uns erheben und gemeinsam beten:

Vater Unser

Gegrüßet seist Du Maria

Lasset uns beten:
Gott, des Lebens,
in deine Hände legen wir das Leben aller unserer Verstorbenen.

Du kennst ihr Leben:
– ihre Geburt,
– ihr Aufwachsen,
– ihr Lernen und Studieren

Du kennst ihre Ängste.

Du kennst ihre Sorgen und Bemühungen
um Familie und alle Anvertrauten.

Du warst bei ihnen:
– in ihrem Ringen
– in den Tagen ihrer Krankheit.

Du allein weißt um ihre Schmerzen, 
ihre Gedanken und Ängste in den letzten Tagen.

Wir glauben und bekennen, dass unsere Verstorbenen nun zusammen mit allen unseren verstorbenen Freunden und Angehörigen, dich schauen können, so wie du bist:

Lied: 985.1 Fest soll mein Taufbund

 

Unsere Gebete mögen unsere Verstorbenen auch weiter begleiten:
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
Sie mögen ruhen in Frieden.
Amen.

Euch aber die zurückbleiben segne der treue und gute Gott, der Vater …………….

Nach dem Lied, geht zu den Gräbern, haltet Frieden und nutzet Gottes Chance: Liebt Gott und den Nächsten und vor allem auch Euch selber. Ihr dürft jeden Tag damit neu anfangen!

LIED: 955 1-5 Von guten Mächten

Die Angehörigen von den Verstorbenen der letzten 12 Monate möchten bitte eine Kerze mitnehmen und auf das Grab zu stellen.

Wenn Sie jetzt zu den Gräbern gehen, werde ich mit den Messdienern die Gräber segnen.

 


 

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