Ökumenischer Gottesdienst 3. Advent 2014 Erlöserkirche – Herbergssuche – Flüchtlinge

Ökumenischer Gottesdienst 3. Advent 2014 Erlöserkirche – Herbergssuche –

Liebe Mitchristen,

liebe Freunde,

liebe Mitschwestern – und brüder,

liebe Menschen.

Sie haben das Bild noch? Zwei Menschen mit einem Holzkarren suchen einen Platz für die Nacht. Die junge Frau – fast thronend auf der Karre. Man ahnt den Lärm den die Räder machen, wenn sie über das Pflaster rattern. Ihre Arme hat die Frau um ihren Leib gelegt, als ob sie etwas wertvolles noch unsichtbares beschützen will. Sie erinnert uns an Maria, die mit ihrem Mann auf Herbergssuche ist. So heißt dieses Bild von Beate Heinen auch. Sie hat den Weg von Maria in unsere heutige Zeit verlagert.

Mit diesem fast schrottigen Karren, auf dem Maria durch die Straßen gezogen wird, mit dem ganzen Umfeld hat sie die Armut, die Armseligkeit des Kommen Jesu in unserer Welt dargestellt.

„Nun komm, der Heiden Heiland!“ heißt es in einem alten Adventslied von Martin Luther. Natürlich soll er kommen. Aber so?

Im Lied heißt es „Ja!“ – „Dass sich wundert alle Welt, dass Gott solch Geburt ihm bestellt!“

Sehen sie auf dem Bild die Häuser, an denen der Karren vorbeizieht? Sie haben keine Türen! Sie haben hell erleuchtete Fenster – man kann rausschauen.

Die Schattenrisse einzelner Menschen sind zu erkennen, die wohl von dem Karrengeräusch neugierig geworden sind.

Es gibt nur Fenster um zu schauen, zu beobachten – keine Türen.

Die drinnen – aber auch die draußen – sind ausgesperrt. Es kann sich keine Tür öffnen um sie aufzunehmen, sie reinzulassen.

Auf dem Bild wird klar, was Jesus von Anfang an war. Er bleibt draußen, ausgesperrt von der Gemeinschaft der Menschen, zu der er geschickt worden war.

In den Häusern von Bethlehem, später in Nazareth wo sie die Türen vor ihm verschlossen haben, dann in Jerusalem, wo Jesus über die Stadt weint und später wird er draußen vor den Toren der Stadt Jerusalem gekreuzigt.

„Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf!“ so könnte dieses Bild auch heißen. Dieses Bild zwingt uns fast dazu darüber nachzudenken, wo denn unser Platz in der Adventszeit ist.

Sind wir die Beobachter hinter den Fenstern? Halten wir uns im Schatten, damit wir nicht bemerkt werden?

Natürlich nicht! Werden sie sagen. Aber wie kommen wir dann raus aus unserer Rolle, aus der Rolle des Beobachters, des Unbeteiligten?

Die Botschaft dieses Bildes und die Botschaft des Evangeliums sagt uns: Es müssen Türen eingebrochen werden in die Häuser, damit Gott dort Mensch werden kann.

Auch bei uns hier in Verl, egal welcher Konfession, müssen Türen geöffnet werden, Türen die verschlossen, abgeriegelt sind. Diese „Tür des Herzens“, die offen stehen muss, wie es in einem Adventslied auch heißt, damit Christus dort einziehen kann, dass er dort Platz und Wohnung findet.

Und dort wo sich das Herz öffnet, da gehen viele andere Türen mit auf. Da wachsen Verständnis und Offenheit füreinander, da erkennen wir die Not, die Ängste, die Sorgen und Bedürfnisse unserer Mitmenschen.

Und da haben wir alle die Bilder von Flüchtlingen, von Aussiedlern, von riesigen Zeltlagern, von Bettlern vor Edeka, Bilder von absaufenden Booten im Mittelmeer, von Ruinen und Toten und schreienden Kindern vor Augen.

Sie haben am Anfang einen Steckbrief bekommen.

Oder wie man heute sagt: ein Profil.

Wie ist das, wenn einem plötzlich wichtiges daraus entrissen wird?

 

Die Heimat, die Familie, der Beruf.

Wenn plötzlich ganz andere Stationen darin stehen: Gefängnis in der Türkei, Flüchtlingslager Lampedusa, vorläufige Adresse Wideischule…

Können wir uns das überhaupt vorstellen?

Und wie es dann sein muss, wenn sich die Türen vor einem schließen?

Weil man nicht arbeiten darf und einem der Stolz genommen wird.

Wenn man als gebildeter, ausgebildeter Mensch nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann? Und viele denken: der will nur unser Sozialsystem ausnutzen?

 
 

Aber da fragt uns der Herr auch, er der selber ein Flüchtling, er der später selber Asylsuchender in Ägypten war, er fragt uns und nicht nur zu Weihnachten, wie wir mit seinesgleichen umgehen, mit welcher Gesinnung und Liebe wir denen begegnen.

Herbergssuche kann auch anders noch aussehen. Es muss nicht immer Unterkunft sein, die der andere benötigt.

Vielleicht braucht auch einer meine Zeit.

Vielleicht braucht einer mein Ohr.

Vielleicht sucht einer meinen Rat.

Vielleicht freut sich einer auch nur über mein Lächeln.

Offene Herzen und Sensibilität für den anderen werden erwartet.

Eigentlich haben wir das alle.

Vielleicht ein bisschen versteckt, oder auch untergebuddelt.

Aber es ist da!

Das ist das Geschenk von Weihnachten an uns.

 

Der Evangelist Johannes schreibt:

Wir alle dürfen, wenn wir wollen, seit Weihnachten „Kinder Gottes“
sein, denn

„Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf!“

Und dann heißt es:

„Die ihn aber aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden“

Amen

 

Bitte um Segen

Gott segne diese Zeit des Advents,
damit sie für uns eine Zeit
der liebevollen Zuwendung werde.

Berühre unsere Augen,
damit alle Blindheit von uns abfalle.

Segne unsere Ohren,
damit sie hellhörig werden
für die Menschen um uns.

Öffne unsere Lippen,
damit wir Worte sprechen, die Gemeinschaft stiften.

Wecke in uns die Kräfte des Herzens,
damit wir Menschen der Hoffnung
und der Zuversicht sein können.

Gott segne diese Zeit des Advents
Und segne uns
Im Namen des Vaters………..

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