16. So. Jk. 2004 – Reif für die Insel-

 

 

 

Predigt zum Evangelium 16. Sonntag im Jahreskreis

Reif für die Insel

Ausruhen, sich erholen, ist gerade jetzt in der Sommerzeit, wo die Kinder Schulferien und viele Erwachsenen Urlaub haben, der Wunsch vieler.

„Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus!“ könnte auch ein Werbeslogan sein, der gestresste Manager oder vielleicht auch Pastöre in das Urlaubsparadies lockt.

Weg von der Arbeit, von den Mitarbeitern, Chefs und Kunden, die einem schon auf die Nerven gehen.

Nichts tun, keinen Druck, keine Hektik, es sich gutgehen lassen.

 

Auch die Jünger Jesu haben eine spannende aber genauso anstrengende Zeit hinter sich. Jesus hat sie ausgesandt, das zu tun, was auch er tat: von einem Dorf zum andern ziehen, die Kranken heilen, Dämonen austreiben und die Menschen zu Gott hinführen.

Die Erfahrungen und Begegnungen dieses Abenteuers waren sicher einschneidend für die Jünger.

Auf der einen Seite die Menschen, denen sie helfen konnten, auf der anderen Seite Misstrauen und Neid der Pharisäer und anderer, schließlich die Römer als Besatzungsmacht, die für „Ordnung“ sorgen und nicht zuletzt das Wissen, dass so unendlich viele Menschen Hilfe brauchen würden, all das brachten sie mit, als sie zu Jesus zurückkehrten.

Es ist notwendig, darüber zu reden, die Erfahrungen auszutauschen, vielleicht ein wenig Lob und Anerkennung zu bekommen, heraus aus dem Trubel, ein bisschen in Ruhe mit Jesus reden.

Jesus weiss, dass seine Jünger das nötig haben und er lädt sie ein: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“

Und sie fahren mit dem Boot weg.
Aber aus dem Urlaub wird nichts.

Die Menschen verfolgen sie, eilen ihnen voraus und mit der Ruhe ist es wieder vorbei.


Etwas, was uns selber nur allzu bekannt vorkommt.

Gerade dann, wenn man dringend eine kleine Pause nötig hätte ruft jemand an, wollen die Kinder etwas, ist noch dringend was zu erledigen . . .

 

Ich bin mir sicher, dass es nicht der Sinn dieser Erzählung ist, Aufopferung bis zum Letzten zu fordern.

Im Gegenteil habe ich eher den Eindruck, dass die Jünger an die Grenze ihrer Möglichkeiten stoßen sollten.

Mit der Vollmacht Jesu handeln zu können, hat auf alle Fälle tiefen Eindruck auf die Jünger gemacht und vielleicht auch den Wunsch hervorgerufen, jetzt gleich „die ganze Welt in Ordnung zu bringen“.

Die Sehnsucht nach Heilung und nach Hilfe ist groß.

Die Erzählung endet nicht da, wo Jesus die Menschen lehrt.

Nicht nur für den Geist, für die Seele braucht der Mensch Nahrung, sondern für den ganzen Leib.

Ehe sich die Jünger auf ihren Taten ausruhen können, stellt Jesus sie vor die nächste unlösbare Aufgabe: Sie sollen für die vielen Leute, die ihnen gefolgt sind, etwas zu essen beschaffen.

 

Aussichtlos nach menschlichem Ermessen.

Es sind nicht die Jünger oder wir Menschen, die aus eigener Kraft die Welt retten.

Gott ist es, der schenkt, so wie bei der Brotvermehrung, die alle Menschen die dort bei Jesus sind satt macht und noch viel mehr Brot als notwendig gibt.

Natürlich sind wir als Christen aufgerufen zu helfen, wo wir können, aber nicht bis zum Umfallen, nicht so, dass wir meinen: ich allein werde es schaffen.

Wir dürfen und wir sollen uns auch beschenken lassen, von anderen und nicht zuletzt von Gott, dessen Handeln keine Grenzen kennt.

 

Ausruhen können, vor allem dann, wenn ich sagen kann: ich hab mein Bestes versucht, heißt sich dem Wirken Gottes anvertrauen, auch anderen Menschen etwas zuzutrauen, anstatt sich unentbehrlich zu machen.

Die Orientierungslosigkeit und Bedürftigkeit der Menschen sind heute sicher nicht geringer als damals, vielleicht brauchen die Menschen heute sogar noch dringender einen Hirten.

 

Auch wenn wir nur bruchstückhaft zum Heil anderer beitragen können oder manchmal sogar dagegen arbeiten, trotzdem dürfen wir die Hoffnung und die Zuversicht haben, dass unser Tun nicht umsonst ist.

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