2. So Osterz. 2013 Joh 20,19-31 -Barmherzigkeit-

2. Sonntag der Osterzeit 2013 (Joh 20,19-31)

Papst Johannes Paul II hat den weißen Sonntag auch zum Sonntag der Barmherzigkeit ernannt. Vielleicht kann ich Ihnen das erklären.

Am besten machen sie mal einen Moment die Augen zu.

Da träumte jemand, er fände sich vor dem Grab wieder, dem leeren Grab, und Jesus, der Herr, stand davor.

Der Auferstandene legte ihm die Hand auf die Schulter und sprach: „Siehe, der Himmel steht auch Dir offen. Er steht nun allen Menschen offen. Das hab‘ ich für Dich und für alle getan.“

 

Und gleich darauf fand der Mensch sich wieder, mitten im Paradiesgarten, auf einer großen Wiese, auf einer Decke, die wie zu einem großen Picknick.

Und all die Menschen die ihm wichtig waren, saßen um ihn herum und hießen ihn willkommen.

Sie feierten eine große Party.

Doch plötzlich kamen welche und errichteten ein Haus, in diesem schönen Garten.

Sie bauten ein Heim für Asylbewerber.

Und dann kamen andere und bauten eine Herberge, direkt auf der anderen Seite – eine Herberge für Obdachlose.

Und Türken kamen und bauten eine Moschee und Juden eine Synagoge und Hindus einen Tempel.

Und dann kamen Spätaussiedler aus Russland dazu und Flüchtlinge, die nach dem Krieg aus Schlesien und Rumänien und woher auch immer vertrieben worden waren, und die ganzen Polen waren auch da.

Und da wachte der Mensch auf, hatte Schweiß auf der Stirn und wusste nicht mehr, ob es ein Traum gewesen war oder nicht doch viel eher ein Alptraum, den er gerade hatte.

 

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

wie ist der Himmel? Und wer ist alles da?

Kennen Sie das auch, dass Menschen sagen, wenn der oder die dort sind, dann will ich unter keinen Umständen im Himmel sein?

Manchmal denke ich, es müsste schon besten mehrere Himmel geben, so dass alle am Ende

schön fein unter sich sind: einen Himmel für die Türken, einen für die Politiker, einen für die Arbeitslosen, einen für die evangelischen –

und viele auch maßgebliche Katholiken meinen ja sowieso, dass sie im Himmel allein sind.

 

Dass einmal alle Menschen, egal woher sie stammen, egal was sie können und ganz egal, was

sie gemacht haben, selbst was sie verbrochen haben, dass einmal alle beieinander sein sollen,

eigentlich ist das doch unvorstellbar.

Können wir denn in echt damit leben, dass Gott alle Menschen liebt?

Können wir damit, dass er im Ernstfall sogar jedem vergibt,

er jeden und jede einzelne so annimmt wie sie ist, wie er ist?

 

Klar, dass er das bei mir tut, da bin ich ganz sicher und darauf baue ich ganz stark.

Aber die, die mich geärgert haben, die mir Unrecht getan haben, die wird er doch hoffentlich zur Rechenschaft ziehen.

Gerechtigkeit fordern wir von Gott!

Können wir auch mit seiner Barmherzigkeit leben?

 

Gott will, dass wir das Leben haben, dass alle Menschen das Leben in Fülle haben.

Er will und sorgt sich darum, dass keines seiner Kinder verloren geht – auch unsere Kinder und Enkelkinder nicht. Auch eine Hölle will Gott nicht.

 

Hoffentlich sind am Ende nicht wir es, die sie fordern – aber natürlich nur für die anderen.

Manchmal könnte man meinen, dass es eine Hölle eigentlich gar nicht geben muss.

Manchmal könnte man versucht sein zu glauben, die schaffen wir uns schon selber.

 

Oder stellen Sie sich einmal vor, wie das wäre: Da könnte Gott den schönsten Himmel

zaubern, zur Hölle würde er werden für den, der sich eine Ewigkeit darüber ärgern würde,

dass der und die es auch dorthin geschafft haben.

Häufig geht es ja lediglich darum, dass uns Menschen unsympathisch sind oder einfach nur

Fremd und wir ihnen gar nicht näher kommen wollen, weil wir sie vor lauter Vorurteilen und Missverständnissen gar nicht erst verstehen können.

 

Vielleicht ist genau das ja das eigentlich Entscheidende, was wir Menschen in diesem Leben

zu lernen haben, vielleicht ist das ja die eigentliche Herausforderung unseres Lebens:

die engherzigen Grenzen nämlich, die Menschen untereinander aufbauen, endlich zu überwinden.

 

In dem

Menschen, der nicht in unsere Nachbarschaft passt,

der nicht so aussieht wie wir,

der anders lebt und andere Schwerpunkte setzt,

dem anderes wichtig ist, als mir und meiner Familie -,

in diesem Anderen keine Bedrohung zu sehen,

sondern den Menschen,

der von diesem unserem gemeinsamen Gott als meine Schwester und mein Bruder,

genauso geliebt wird wie ich selbst.

 

Vielleicht müssen wir ja genau dies in unserem Leben lernen, uns nicht vor anderen

abzuschotten, sondern neugierig auf sie zu werden,

und nicht schon Urteile über sie gefällt zu haben,

bevor wir einmal mit ihnen gesprochen oder sie vielleicht sogar zum Kaffee eingeladen haben.

 

Barmherzigkeit ist nicht einfach mit Mitleid gleichzusetzen. Barmherzigkeit muss nicht von oben herab geschehen ist auch keine Geste von Großzügigkeit, sondern grundlegende Menschlichkeit, der alle Menschen bedürfen – immer wieder und immer wieder neu.

 

Vielleicht ist ja dieses Ostergeschenk unseres Gottes, dieses Geschenk der Liebe und Barmherzigkeit unser wirkliche Auftrag im Leben, damit der uns zugesagte Himmel zum Paradies wird und nicht zu einem Alptraum, den wir uns in unserer Lieblosigkeit selbst bereitet haben.

Amen.

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