23.03.14 – Jakobsbrunnen –

Predigt 23.03.14 – Jakobsbrunnen –

Eine Samariterin und ein Jude – um das zu verstehen, was das bedeutet, denkt man sich am besten – der eine ist katholisch und die andere evangelisch.

Nein nicht wie das heute ist, früher – als ich noch Kind war, als wir noch glaubten, oder glauben sollten, dass alle evangelischen in die Hölle kommen.

So muss man sich das vorstellen, wenn ein Jude mit einer Samariterin spricht.

Das Treffen war schon ein Skandal und wenn man sich mal anhört, was da gesagt wird – ist das die Krönung.

Liebe Gemeinde, da fragt doch diese Frau den Jesus was denn wohl richtig sei.

Die einen sagen, man müsse in Jerusalem beten, das wäre dann hier wie St.Anna oder Marienkapelle und die andern sagen – richtiger ist auf dem Berg Garizim zu beten – das wäre dann wie Erlöserkirche (Auferstehungskirche).

Und Jesus sagt – irgendwann ist das überhaupt nicht mehr wichtig, weil man im Geist und in der Wahrheit beten wird –

und das sind dann natürlich nur die Christen, so hat auch Johannes das damals schon interpretiert, als er das Evangelium niederschrieb.

 

Aber ob das auch die Idee von Jesus war, als er das sagte, das muss man bezweifeln.

Denn dann hätte sich gegenüber damals ja nichts geändert!

Anstelle des Streites zwischen Juden und Samaritern ist ja nicht der Geist der Wahrheit gekommen, das kleinkarierte Denken ging ja weiter!

Dann stritten sich Judenchristen und Heidenchristen, Lateiner und Griechen, Evangelische und Katholische, Papsttreue und Papstkritiker – und das bis heute, teils in böser Form – und ein Ende ist kaum in Sicht.

Aber was ist dann richtig?

Jesus wollte doch nicht, dass der alte Streit immer von neuem abgelöst wurde.

Trotzdem würde er der Frau, oder uns heute das Gleiche sagen!

 

All diese Auf Splittungen, all diese Verketzerungen und Anfeindungen sind doch letztlich vom Bösen.

Es muss doch eine Zeit kommen, dass wir, jeder von uns begreift, dass überall da wo Menschen auf der Welt nach Gott suchen, sie nur den ein und denselben Gott entdecken können!!

Und wie dieser Gott ist, was ihn ausmacht und was man alles von ihm sagen kann, wird letztlich kein Mensch wirklich und in Gänze erfassen können.

In vielen Konzilen vor hunderten von Jahren wurde schon festgehalten, dass unser Denken und Sprechen über Gott immer mehr falsch als richtig ist.

Niemand kann Gott wirklich fassen und begreifen – und ich schon lange nicht.

 

Was unser Gott aber von uns will, lässt sich an vielen Aussagen von Jesus erkennen.

Barmherzigkeit will er – nicht Opfer – so wie Papst Franziskus das sagt und lebt. Mitmenschlichkeit und Güte will er – und nicht Gehässigkeit und Rechthaberei.

Liebe und Versöhnung will er – nicht Nachttragend sein und kleinkariert.

Mir wird immer mehr klar, je mehr Jesus mein Denken und Tun bestimmt, dass Jesus in so vielen Aussagen deutlich machte, dass unser aller Gott, der Vater und die Mutter aller Menschen ist – dass er das Heil, Heilung aller Menschen will.

 

Es gab viele und böse Irrungen in unserer nicht immer geliebten römischen Kirche.

Aber unser Gott – und nichts anderes will ich glauben, will nicht nur das Heil der Katholiken, vielleicht auch gerade noch das der Protestanten.

Ich bin mir sicher, der Gott den Jesus von Nazareth verkündet macht mit seiner Liebe an den Grenzen des bekannten Christentums nicht halt, vielleicht fängt er da erst richtig an.

 

Überall da, wo Menschen es schaffen, über diese Welt hinauszudenken und etwas vom göttlichen erkennen, da werden sie auch etwas von dem Gott spüren, den Jesus als unseren Vater verkündet hat – und das ganz gleich welchen Namen sie ihm gegeben haben, ob sie ihn richtig beschreiben oder auch nur etwas von ihm erahnen – viel mehr können wir alle nicht.

 

 

„Aber es gibt doch nur das Heil durch Jesus Christus!“ wird uns von überall gepredigt.

„Er allein ist doch der Weg, die Wahrheit und das Leben!“

 

Ja – das stimmt.

 

Aber wie und wodurch erkenne ich ihn denn?

Wann stehe ich denn auf seiner Seite?

Wann bin ich denn sein Freund?

Wenn ich ihn mit Worten bekenne?

Wenn ich hier meine Sonntagspflicht erfülle und fromm vor mich hin schaue?

Wie diene ich ihm denn wirklich?

 

Erinnern Sie sich?

Überall dort, wo Menschen sich für ihre geringsten Brüder und Schwestern einsetzen, überall dort dienen sie Christus.

Da begegnet er uns im Antlitz des Anderen.

Was Menschen den Anderen tun – das haben sie ihm getan!

 

Nicht am Gesangbuch, auch nicht mit dem neuen Gotteslob entscheidet sich, ob Menschen sich für Christus entschieden haben oder nicht.

Es entscheidet sich nur an der Güte und Barmherzigkeit im Miteinander.

Überall wo diese Mitmenschlichkeit auf der Welt gelebt wird, auch hier in Verl, da wird etwas von dem gelebt, was Christus wollte und was allein den wirklich Gottsuchenden ausmacht.

 

Johannes hat sich bestimmt was gedacht, als er diesen Dialog an einen Brunnen verlegte.

In einem Land, mit mehrheitlich Wüste und Steppe, wusste man um den Wert eines funktionierenden Brunnens.

Man wusste um den Wert des Wassers, so wie immer mehr Menschen auf unserer Welt, das Verlangen nach Wasser und seinen Mangel immer bedrohlicher erfahren.

 

Aber wir müssen doch immer deutlicher erkennen, dass Menschen das Wasser des Lebens zu bringen, nicht nur bedeuten kann,

vom Leben zu reden,

religiöse Weisheiten zu verkünden und darüber zu streiten was der richtigere Glauben ist.

 

Vielleicht müssen wir – und das ist jeder von uns – uns immer deutlicher vor Augen führen, dass nur der allein recht redet und gemäß Jesu Auftrag lebt, der Menschen dazu verhilft, ein menschenwürdiges Leben zu führen – und das gilt nicht nur für Afrika sondern auch für Verl.

 

Danach wird Christus uns beurteilen, wenn er dir und mir dann ins Gesicht schaut, vielleicht schon heute oder morgen.

Er wird mich und dich dann fragen, wer ihn wirklich aufgenommen hat, als er krank, als er nackt, als er obdachlos war.

Wer zu ihm gehalten hat, als andere ihn verlachten oder hämisch auf ihn herab blickten.

Wer die Hand zur Versöhnung gereicht hat, auch wenn er sich im Recht glaubte.

 

Das ist die tiefe aber lebensnahe Frage des heutigen Evangeliums.

Wie kann ich, durch meinen Glauben an Jesus Christus – aus der Quelle aus der ich trinke und für mein Leben schöpfe – zu einer Lebensquelle für andere werden.

 

Die richtige Antwort kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Und Gott wartet drauf!

Viel Erfolg!

 

 

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