Ostersonntag 2014 -Beerdigungsgesicht-

Predigt Ostersonntag 2014

Es war einmal ein guter Mensch.

Und dieser Mensch, vielleicht lebte er sogar in Verl, fand in seinem Garten, einen großen Strauch, übervoll mit Hunderten von Raupen.

Er hatte richtig Mitleid mit dem hässlichen Gewürm, das sich da Stunde für Stunde vorwärts plagte, um mühselig die Stängel zu erklettern und ihr Fressen zu suchen. –

„Arme Raupen“, dachte er, „sie sehen kaum die Sonne, haben keine Ahnung vom Regenbogen in den Wolken, kennen nicht die Frau von Arthur, nicht die Neugetauften von heute Nacht und auch nicht die Lieder der Nachtigall!“

 

Da dachte unser guter Mensch, vielleicht kam er auch aus Kaunitz: „Wenn diese Raupen nur wüssten, was einmal aus ihnen werden wird,

wenn sie nur ahnen würden, was ihnen als Schmetterling blüht,

sie würden ganz anders leben, froher, zuversichtlicher, mit viel mehr Hoffnung.

Und sie würden erkennen, dass Leben eben nicht nur aus Fressen besteht und dass der Raupentod nicht das Letzte ist.“

Er sagte es ihnen, aber die Raupen hörten nicht und verstanden nicht.

So versuchte er es mit Beispielen. Er versuchte Vergleiche zu finden: Er sagte: „Bald als Schmetterling, da wird es so schön sein, wie auf einem riesigen Feld voller Mohrrübenkraut…“

Und die Raupen nickten, aber mit ihrem Raupenverstand dachten sie nur an Fressen, Fressen, Fressen.

Deshalb versuchte der gute Mensch, wahrscheinlich kam er doch aus der Sürenheide, den Raupen ganz klar und deutlich zu sagen, was werden würde.

Er sagte ihnen, dass ihr nächster Zustand, der Puppensarg nicht das Letzte sein werde,

dass sie darin verwandelt würden,

dass Ihnen über Nacht Flügel wachsen würden und dass sie leuchten würden wie Gold.

Die Raupen aber sagten: Jetzt spinnt er endgültig, dieser Mensch aus Verl.

Hau ab! Halt die Klappe! Du hältst uns nur vom Fressen ab!

 

Liebe Schwestern und Brüder aus ganz Verl, liebe Kinder, Raupen sind ganz anders als Ihr,

Raupen sind dumm, Raupen kapieren so etwas nicht.

Raupen können die Botschaft von der Auferstehung als Schmetterling eben nicht verstehen.

Das hätte unserem guten Menschen eigentlich von vorneherein klar sein müssen.

Den Raupen etwas von einer zukünftigen Welt erzählen zu wollen, das war von Anfang an vergebliche Liebesmüh.

Bei Raupen ist das eben so!

Zum Glück ist das bei uns ganz anders! Selbst die Kinder hier im Kindergarten haben es am Donnerstag begriffen.

Es gibt zwar auch in unserer Sprache keine Worte, um den Himmel zu beschreiben, auch Jesus Christus musste Gleichnisse gebrauchen, um uns vor Augen zu führen, welches ungeahnte Land da vor uns liegt.

Er hat viele Beispiele gebracht, was das für uns bedeutet, dass er auferstanden ist, dass er uns damit den Weg in diese neue Dimension, das was wir Himmel nennen, vorbereitet hat.

Ganz ehrlich, wirklich verstehen können wir das auch nicht, aber wir feiern trotzdem Ostern, im Gegensatz zu diesen dummen Raupen feiern wir – auch ohne zu verstehen – den Glauben an diese Auferstehung, an unsere Auferstehung.

Unser Glaube der uns so froh machen soll ist ein Geschenk, das unser Leben total verändern kann.

Denn wer diesem unserem Jesus Christus glaubt, wer wirklich glaubt, dass auch wir praktisch über Nacht verwandelt werden, dass auch unser Leben mit unserem Tod an alles nur nicht an ein Ende stößt, wer das wirklich glaubt, der wird anders leben.

Der wird nicht mehr, wie diese dummen Raupen sein, die nur ans Fressen denken, der wird sein Herz nicht wirklich an Besitz und Reichtum und Macht hängen, an all die Dinge, die in dem Leben, von dem Christus spricht absolut nichts mehr zählen.

Wer wirklich glaubt, wird vor allem auf das achten, was bleibt.

Bleiben tun die Beziehungen zu anderen Menschen.

Bleiben tut der gute Draht zu unseren Freunden.

Bleiben tut die Liebe in der Familie und zu dem Partner.

Bleiben tut die Hand die immer wieder zur Versöhnung gereicht wird.

Auf all diese Dinge wird der, der an Christus im Herzen glaubt, vor allem achten, und dann wird auch selbst manches Schwere und Schmerzhafte und Traurige, ihn nicht so leicht aus der Bahn zu werfen.

 

Paulus sagt, all das was wir auf Erden erleben ist nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die uns im Himmel geschenkt wird.

Und dieser Glaube soll unser Leben schon jetzt reicher und fröhlicher machen, weil dieses Geschenk uns eine Hoffnung gibt, die trägt.

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder,

diese Hoffnung, dieses Geschenk, diese Zusage Jesu, müsste man dann doch eigentlich unter uns Christen auch spüren können.

Sie müsste eigentlich wirklich in unserem Leben, in unseren Gesichtern zu entdecken sein, in Gesichtern, die diese Freude des Osterglaubens dann doch eigentlich auch widerspiegeln müssten – wir sind doch keine dummen Raupen – nein, sind wir nicht!

Sie können ja einmal die Probe machen!

Schauen Sie mal hin, nur an diesem Tag, was uns die Gesichter der Christen in Verl von Ostern verkünden.

Probieren Sie’s am besten gleich hier aus!

Schauen Sie ihrem Nachbarn oder Ihrer Nachbarin in der Bank einfach einmal ins Gesicht und schauen Sie dann nachher – zuhause – ruhig auch einmal in einen Spiegel.

Man glaubt es nicht! Dumme Raupen haben ganz unterschiedliche Gesichter.

Unser Papst Franziskus, der mir nur Freude macht, der fast immer strahlt, wenn man ihn sieht, sagte neulich mit seiner klaren und ehrlichen Sprache:

Viele Christen schauen das ganze Jahr, als wenn immer Karfreitag wäre.

Ob der wohl schon mal in Verl war?

Mahatma Gandhi sagte:

Er wäre so gerne Christ geworden, aber er hat kaum Christen getroffen, die fröhlich geschaut haben.

Der bekannte Märtyrer Alfred Delp sagte:

Die Menschen, die uns begegnen müssen spüren, dass wie erlöste Menschen sind.

 

Schauen Sie ganz einfach, was die Gesichter, die Ihnen heute begegnen von der Hoffnung des Osterstages erzählen.

Und ich wünsche uns allen, dass es keine Gesichter von unverständigen und ungläubigen dummen Raupen sind, die wir sehen, ich wünsche uns allen, dass wir in die erlösten, glaubenden Gesichter österlicher Menschen blicken.

Gesichter, die etwas von der Hoffnung ausstrahlen, an die wir glauben,

die uns alle doch eigentlich froh machen soll,

eigentlich doch jeden Tag des Jahres,

aber ganz besonders an diesem Morgen.

In der Ostkirche laufen die Menschen nach dem Ostergottesdienst durch die Straßen und rufen laut:

Christus lebt!

Christus ist auferstanden!

Darum lasst uns Ostern richtig feiern,

lasst uns Ostern leben hier drin (Herz) und in unseren Gesichtern!

Halleluja.

Halleluja.

 

Halleluja.

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