11.1.2015 Taufe des Herrn – B –

Predigt Taufe des Herrn – B – 11.1.2015

 

Liebe Gemeinde,

2 Dinge sollten Sie heute nicht tun.

Als Erstes: Also, dass mit der Stimme aus dem Himmel, sollten Sie sich nicht so vorstellen wie im Kino. So mit lautem Getöse und Lichteffekten – meine ich. Da war auch kein Donner, da erfuhr nicht plötzlich die ganze Welt – hier steht jetzt Gottes Sohn. So war es sicher nicht.

Und als Zweites: Fragen Sie mich bitte auch nicht, wie das Ganze denn wohl in echt gelaufen ist. – Ich weiß es nicht!!

 

Ok, eins weiß ich doch, wenn wir damals dabei gewesen wären, wir hätten wahrscheinlich überhaupt nichts Außergewöhnliches gemerkt.

Denn – so einfach, dass da Stimmen vom Himmel kommen, dass Gott per Mail, Whats App oder über die Tagesschau uns zeigt, dass er da ist, dass er mitmischt oder direkt eingreift, so einfach macht Gott uns Menschen das nicht.

Und hat er nie getan – auch damals nicht – da bin ich mir ganz sicher.

 

Weder Moses, und auch nicht die Propheten, auch nicht Papst Franziskus und Mutter Teresa, ja sicher auch nicht unser Jesus von Nazareth, wussten von Anfang an und ganz sicher, wohin ihr Weg genau führen würde.

Dass es wirklich unser Gott war, der da in ihr Leben eingebrochen war, das mussten alle ganz einfach glauben. Punkt!

Und alle, auch Jesus, haben bis zum Ende gerungen mit ihren Fragen, mit ihrem Glauben und auch mit unserm Gott.

Sie haben auch Zweifel gehabt und auch verdammt dunkle Strecken erlebt.

Nein – Leicht macht es Gott den Menschen wahrlich nicht.

 

Ich glaub schon, dass er das könnte!

Er könnte deutlich sagen, Arthur: das und das erwarte ich von Dir.

Oder: An alle Verler: Ab sofort: Schluss mit allem Unfrieden, Schluss mit Sünde und Schuld, es reicht!

Wenn wir ihn dabei sehen würden und ihn erkennen könnten: Ratz Fatz – hätte er die ganze Welt überzeugt.

Könnte er!! – will er aber scheinbar nicht!

 

Gott will niemanden überrumpeln, er will uns gewinnen – so wie ein Mensch die Liebe des Anderen gewinnt.

 

Befehle geben, anordnen – das geht leicht. Wenn es aber um Liebe geht, das geht nicht mit Gewalt, das geht nicht mit verordnen und Gesetzen.

Liebe braucht Zeit.

Liebe braucht Gefühle.

Liebe hat wenig mit Fakten zu tun, auch nicht mit Beweisen und Erklärungen.

 

Wenn ich vor der Frage stehe, ob ich dem Liebesangebot, dem Liebes werben des Anderen nachkomme, ob ich mich darauf einlasse, dann ist das immer ein Wagnis.

Dass die Liebe des Anderen echt und ehrlich ist, dass es ihm wirklich um mich geht, dass sie es ernst meint und mich nicht verletzen und enttäuschen will, das kann ich nicht belegen, das kann ich nicht beweisen, das kann ich nur annehmen und das Wagnis eingehen.

Aber es wird nur funktionieren, wenn ich an diese Liebe auch glaube – der andere kann seine Absichten nicht wirklich beweisen.

Und darum geht es unserem Gott.

Er wirbt um uns und will unsere Liebe gewinnen.

Und das ist ihm so wichtig, dass er das Risiko eingeht, uns bis ans Lebensende zweifeln zu sehen.

 

 

 

 

Darum: Das mit der Stimme aus dem Himmel – tolle Beschreibung, aber vermutlich haben die, die dabei waren gar nichts gehört.

Vermutlich war da, mit normalen Ohren gar nichts zu hören.

Das was Gott uns vermittelt, hört man eher seltener mit den Ohren, oder sieht es mit den Augen und kann es eher kaum mit den Händen fühlen und begreifen.

 

Unsere Evangelien sind keine Zeitungsberichte, keine Dokumentationen von neutralen Beobachtern.

 

In den Evangelien berichten Menschen, die wie wir, das Wagnis eingegangen sind, an diesen unseren Gott zu glauben.

Sie berichten davon, dass sie zutiefst zu der Überzeugung gelangt sind, dass dieser Jesus, dessen Taufe wir heute feiern, der Messias ist.

Und sie sagen uns, sie versichern uns, dass wir dies auch glauben können.

 

Das – und nicht mehr, aber auch kein bisschen weniger – sagen uns die Evangelien.

 

Dass wir es glauben können, darum wirbt dieser unser Gott!

Dass wir erkennen, dass er uns liebt, darum wirbt unser Gott!

Dass wir spüren, dass er uns trägt, darum wirbt unser Gott!

 

Und er wirbt um jeden einzelnen Menschen, und das immer und immer wieder – oft jeden Tag, und er hört nicht auf damit.

Und wer es heute noch nicht glauben kann, dem läuft er nach, er läuft ihm hinterher, und das oft ein Leben lang.

 

Denn zu jedem von uns sagt dieser unser Gott ohne Wenn und Aber:

 

DU, gerade DU bist meine geliebte Tochter.

DU, gerade DU bist mein geliebter Sohn.

 

Den Satz nehmen sie mit nach Hause, mehr brauchen sie nicht.

 

Amen

 

 

 

 

 

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