FEST DER HL. FAMILIE 2015

Fest der Hl. Familie 2015

Liebe Schwestern und Brüder der weltweiten Christenfamilie.

Wieder war die Kirche beim Krippengottesdienst randvoll. Dieses Mal hatten wir ein Jesuskind aus Afrika. Es ist schon länger her, nachmittags in der Kirche, am Ende der Krippenfeier. Die Kirche war genau so voll, viele Eltern, Omas und Opas mit ihren Kindern. Am Schluss durften alle Kinder wie immer noch zur Krippe, unser lebendiges Jesuskind anschauen und sich ein kleines Geschenk holen.

Als dann die Kirche schon fast leer war, kam ein kleines Mädchen auf mich zugelaufen, ganz unruhig und besorgt: „Ich finde meine Mama nicht mehr“…

Ich bin mit ihr suchen gegangen, da kam uns schon die Mutter entgegen, noch besorgter. Das Mädchen ist ihr in die Arme gefallen und jetzt konnte sie weinen, die ganze Anspannung, die ganze Verzweiflung des Suchens konnte sich jetzt unter Tränen lösen. Gott sei Dank.

Sehr ähnlich die Erfahrung des heutigen Evangeliums. Da ist ein Junge von etwa zwölf Jahren, Pubertät gab es damals auch schon, ein selbstbewusster Bengel mit auf dem Weg zum Paschafest nach Jerusalem und zurück. Von Nazareth sind das ca. 3 Tage Fußmarsch, den die Menschen zur damaligen Zeit in kleineren oder größeren Pilgergruppen gemeinsam zurücklegten. Es gab sicher keine Straße oder sicheren Radweg – ach und Handys auch nicht.

In Jerusalem selbst war unendlich viel los – kaum Platz in den engen Straßen.

Alle möglichen Leute waren da, auch aus ganz verschiedenen Ländern – kommt mir so aktuell vor.

Wahrscheinlich war das Ganze ein Ereignis, auf das man sich sehr freute und von dem man dann froh war, wenn man es gut hinter sich gebracht hatte, vielleicht wie unser Weihnachten.

Auf dem Rückweg wird man sich wahrscheinlich viel erzählt haben, was soll man sonst auch tun und man war müde und froh, bald zu Hause zu sein.

Jesus war mit seinen Eltern als zur Wallfahrt zum Paschafest unterwegs gewesen.

Und plötzlich merken die Eltern, der Junge ist gar nicht mehr da.

Wo steckt er? Sie fragen nach! Niemand hat ihn gesehen.

Wahrscheinlich hat sich bei Maria und Josef ein Wechsel von Sorge, Angst und Wut abgespielt. Weiß Gott, auch sie hatten es nicht leicht mit diesem Jungen.

Aber es bleibt ihnen nichts übrig, sie müssen ihn suchen und da er in der großen Gruppe nicht zu finden ist, machen sie sich auf den Weg zurück nach Jerusalem. Das war bestimmt nicht lustig.

Drei Tage suchen sie – denken sie mal drüber nach – drei Tage suchen sie ihn und finden ihn dann endlich, im Tempel.

Aus Marias überliefertem Wort klingen dann Erleichterung, Erschöpfung, aber ebenso eine große Enttäuschung und Ärger mit: „Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht“.

Und sie wird das nicht ganz leise zu ihm gesagt haben! Arthur kann das nachvollziehen.

Aber, warum erzählt Lukas diesen kleinen Abschnitt aus dem Leben Jesu?

Ist das so was Besonderes ist das so wichtig?

Ist das ein so wichtiges Ereignis?

Und warum lesen wir diesen Text heute am Fest der Heiligen Familie?

Ich glaube, diese kleine Begebenheit ist schon ein Hinweis, ein Fingerzeig darauf, wie Jesus sein wird und worauf man sich einstellen muss, wenn man sich auf ihn einlässt, nämlich:

Es ist wahrlich nicht so einfach mit diesem Jesus, er bewegt sich immer irgendwie im Grenzbereich, geht Wege und knüpft Beziehungen, tut Dinge, die so nicht üblich waren und sind.

Dieser Jesus ist nie ganz greifbar und nicht nach unseren Maßstäben berechenbar.

Und er selber – er scheint erstaunt zu sein, dass andere ihn als schwierig ansehen: „Hey Leute, wusstet ihr denn nicht…“ ganz schön frech, diese Antwort auf den Vorwurf seiner Mutter.

Ich denke, dieses Evangelium, diese kleine Erzählung aus dem Leben Jesu passt wirklich wunderbar zum heutigen Fest der Heiligen Familie. Da sind Dinge gelaufen, die viele von uns kennen. Ähnliche Erfahrungen haben wir mit unseren Kindern auch gemacht.

Die tun, was sie wollen! Ihre auch?

Jeden Tag erleben wir Ähnliches mit unseren Kindern und jetzt auch schon Enkelkindern.

Gerade in der Familie machen wir oft die Erfahrung, dass Enttäuschung und Liebe, Zorn und Versöhnung, Distanz und Nähe ganz eng beieinander liegen.

Und wenn die Kinder dann älter werden, wenn sie eigene Wege gehen, wenn sie Orte aufsuchen, wo wir sie nicht vermuten würden, wenn sie Beziehungen pflegen, die wir nicht gerne sehen, wenn sie Partner anschleppen, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen, am Ende ist es dann doch die oder Richtige. Ja ganz einfach: wenn unsere Kinder langsam – Gott sei Dank – ihr Leben selber in die Hand nehmen und ihren Alltag selber gestalten.
Auch für uns sind unsere Kinder oft nicht mehr greifbar und unsere Vorstellungen und Maßstäbe von dem was gut und sinnvoll ist, lassen sie sich schon gar nicht vorschreiben.

Das bringt Konflikte, das macht Sorgen, das führt manchmal zu Ärger und Streit, zum Vorwurf: Kind, wie kannst du uns das antun…? Wir haben doch …………………!

Das heutige Evangelium ist so menschlich, so nah an uns dran.

Es tut gut sich vorzustellen, dass Maria und Josef unsere Sorgen kennen, dass sie das, was wir erleben und erlebt haben, alles auch mitgemacht haben.

Das heutige Fest der Heiligen Familie kann nur ein Fest aller unserer Familien sein.

Weil sie sich so gleichen – damals wie heute.

Weil es überall so ähnliche Erfahrungen gibt.

Lassen wir uns deshalb heute einfach von der Heiligen Familie Kraft und Hoffnung geben. Wir können oft nicht mehr tun, als einfach da zu sein. Für den Fall ……., ja auch für den Fall!

Bringen wir heute vor diese Familie, vor unsern Gott, alle unsere Sorgen, die kleinen und die großen Sorgen unserer eigenen Familie.

Aus dieser Feier, aus unseren gemeinsamen Gebeten und Liedern heute, möge viel Segen und Kraft erwachsen für unsere Familien.

  • Freude in den alltäglichen Sorgen,
  • Rat in mancher Ratlosigkeit und
  • Geduld in den Krisen, die es auch immer wieder durchzustehen gilt.
  • Freude, wenn wir sie in die Arme nehmen können
  • und immer wieder die Chance der Annahme und Versöhnung

Möge Gott am heutigen Fest der Heiligen Familie all unsere Familien segnen.

Quatsch was ich sage – nicht möge – Er tut es !! Amen

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