11.06.05 “Schlaflabor oder Kapelle?“

Wort z. Sonntag am 11.06.05
„Schlaflabor oder Kapelle?“

Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Schlaflabor und einem gottesdienstlichen Raum – einer Kapelle? Sie sollten da auch ganz sicher sein, denn beide Eingänge liegen im St. Elisabeth Hospital unmittelbar nebeneinander. Ein Raum lädt ein zum ausruhen, zum still werden, vielleicht auch zum Schreien, der andere technisch perfekt ausgestattet, total überwacht – hier muss man schlafen. Schnell ist man im falschen Raum. Oder ist es egal und das Eine vielleicht so notwendig und hilfreich wie das Andere?

Bei Matthäus sagt Jesus in etwa: Kommt doch alle zu mir, die ihr am Boden seid, krank, überarbeitet und müde, vor Sorgen nicht mehr schlafen könnt, ich will euch wieder auf die Beine helfen, ich will euch aufatmen lassen.

„Schlafen“ bedeutet ursprünglich „schlapp werden“ und ist mit dem Eigenschaftswort „schlaff“ verwandt. Wer nicht richtig schlafen kann ist schon arg gebeutelt, ist kraftlos und manchmal schwer krank – gut dass es Schlaflabore gibt. Wir Menschen brauchen den Schlaf, zwar oft weniger als manche denken, aber „Der Schlaf heilt vieles“, hat schon Goethe gesagt und ein anderer Dichter sagt: „Gebt den Leuten mehr Schlaf – und sie werden wacher sein, wenn sie wach sind (Tucholsky).

Wenn ich unsere alte Standuhr nicht jeden Sonntag aufziehe, bleibt sie stehen. Die Feder muss Spannung haben, den Zug der Gewichte spüren.

Woher kommt denn dann unsere Kraft zum Leben? Was tun, wenn unsere Motivation nicht mehr reicht? Manchmal macht uns die Welt müde. Die Welt und ihre Schrecken machen selbst unseren Glauben müde. Und wenn der Glaube müde und schlaff wird, dann fühlt sich der ganze Mensch müde und krank. Aus welchen Quellen, aus welcher Kraftreserve schöpfen wir, wer oder was spannt unsere Feder?

Ein schönes Altarbild in der St. Judas Thaddäuskirche, Sürenheide zeigt uns

den Propheten Elia: Herr, ich kann nicht mehr, ich bin fertig, alle, kaputt!“ Und er legte sich unter den Ginsterstrauch und will nur noch schlafen. Wer müde – vielleicht lebensmüde – ist, braucht dringend mal Erholung. Rein körperliche Erholung, er soll wieder zu Kräften kommen, auftanken, Feder spannen.

Bald ist es soweit. Für viele steht der Urlaub kurz vor der Tür auf den man viele Monate gewartet hat, auch wenn man zuhause bleibt oder bleiben muß. Endlich Erholung, endlich einmal ausschlafen, endlich weg aus dem kaputtmachenden Trott von Arbeit Stress, Belastung und Alltag.

Aber Körper und Seele sind eine Einheit. Der Engel lässt den Elia erst mal ausschlafen, abgestellt wird der Wecker. Und dann sagt der Engel: Wenn du nicht vernünftig bist und isst und trinkst, dann wirst du dein Ziel nicht erreichen. Eine neue Aufgabe wartet auf Elia, er wird noch gebraucht. Der Schlaf, die Erholung geben uns neuen Lebensmut, neue Kraft, eine neue Chance – solche Angebote, diese Engel sind ein Geschenk Gottes.

Gott weiß, wie müde wir manchmal sind. Immer wieder will er uns Hoffnung geben, stärken, uns Mut machen, uns Kraft zusprechen, damit wir unseren Weg unser Leben schaffen. „Kommt alle zu mir“, Kommt, macht euch auf den Weg, rafft euch wieder auf, bleibt nicht liegen oder stehen. Alle sind eingeladen, groß und klein, arm und reich, fromm und fern stehend. Und wohin? Zu
mir
– Jesus ist es, der das zu uns gesagt hat. Holen wir uns im Schlaflabor die Kraft für den Körper und in der Kapelle – bei Ihm – neuen Lebensmut, Kraft die Zukunft anzupacken, Stärkung der Seele, die den ganzen Körper wieder aufrichten kann.

Verschlaft nicht die Zeit, aber gönnt euch einen sorglosen, gesunden Schlaf – Gott ist „nebenan“, seine Hand reicht spielend auch bis ins Schlaflabor.

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