Danke – mir geht es gut

Wort zum Sonntag 30.08.2015 “ Danke – mir geht es gut!“

 

Da gibt es eine Frau, wäre in zwei Wochen hundert Jahre geworden, diese Woche gestorben, seit sechs Jahren bettlägerig, unfähig sich selbst zu bewegen und zu versorgen, aber fit im Kopf. Liebevoll zu Hause von der Familie mit Hilfe der Caritas gepflegt. Klagt nicht, stöhnt nicht, ist dankbar für ihr Leben.

Da gibt es den jungen Mann aus Afghanistan, durch Bombenexplosionen im Gesicht total entstellt. Weit weg von zu Hause in Deutschland durch Spenden und viel privater Hilfe vielfach operiert, dennoch bleiben hässliche Narben zurück. Er ist dankbar für die Hilfe, spricht gut Deutsch und startet eine Ausbildung.

Da gibt es die alte Mutter, der ich einen Kondolenzbesuch abstatte um mit Ihr die Beerdigung ihres dritten und letzten Kindes zu besprechen. Liebevoll spricht sie über alle Kinder und dankt dem Herrn für die gemeinsamen Jahre.

Da gibt es die syrische Familie, Ehepaar mit 5 Kindern. Unter dramatischen Umständen dem Bombenhagel in Aleppo entflohen. In Verl angekommen und behelfsmäßig in zwei Zimmern untergebracht. Kein Wort Deutsch, kein Spielzeug, kein Buch, keine Freunde. Freundliche Menschen kommen und bringen das Nötigste, vor allem Kontakt und Wohlwollen. Sie sind so dankbar für jede Hilfe und jedes freundliche Wort.

Da gibt es das junge Ehepaar mit einem Kind, von Geburt an querschnittsgelähmt und mit weiteren Erkrankungen behaftet. Ein fröhliches Kind und dankbare Eltern, die schon lange vor der Geburt über alles informiert waren. Ein Leben im Rollstuhl mit strahlendem Gesicht.

Da gibt es den Mann, weit über 80 Jahre, der Sohn beim ersten Unfall behindert und beim zweiten zu Tode gekommen. Die Tochter verstorben und zwei kleine Kinder zurückgelassen. Die Ehefrau schon lange tot. Als Folge des Krieges beide Beine amputiert. Tolle Freunde in der Nachbarschaft, Verwandtschaft die sich kümmert und jeder der ihn besucht, staunt über den Frohsinn und die Zufriedenheit dieses Mannes, dem Gottvertrauen diese Kraft schenkt.

Alles Menschen, die ich aus meinem kleinen Umfeld kenne. Und viele weitere Beispiele wüsste ich noch. Jetzt will ich aber auch über mich sprechen. Wie geht es mir? Manchmal tut mir mein Kreuz weh. Mein Auto kommt in die Jahre, brauche bald ein Neues. Nicht selten wäre ein Tausender mehr oder ein Lottogewinn auch nicht schlecht. Die Zeit läuft mir weg, wenn ich an all meine Pläne denke und die Kinder könnten auch öfter anrufen! Immer wenn ich Rasen mähen will, regnet es und wenn meine Frau mich ärgert, habe ich schlechte Laune – ach und schlafen kann ich auch nicht gut und meinen Garten kriege ich nicht in den Griff. Und dann liege ich abends im Bett, bedenke zusammen mit meinem Gott den Tag und bin unendlich dankbar, dass es mir so gut geht. Viele nette Kontakte gehabt, glänzende Kinderaugen gesehen, dankbare Hände geschüttelt und viele freundliche Worte gewechselt.

Die Kinder und Enkelkinder sind fleißig und gesund und meine Frau ist wirklich die Beste.

Mir geht es gut und ich danke Gott, dass ich danken kann, denn „eine klagende Seele beschwert sich auch, wenn sie im Paradies lebt!“ Und was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen auch gut? Einen gesegneten und zufriedenen Sonntag wünsche ich Ihnen und allen, die Sie lieb haben. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

 

14.08.04 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Wort zum Sonntag am 14.08.04 „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Stellen Sie sich vor, Jesus lebte heute in Darfur im Sudan, in den Überschwemmungsgebieten in Bangladesch oder sonst wo in einem Land unserer Erde in dem die Menschen Stunde um Stunde vor Hunger und Unterernährung krepieren wie die Fliegen. Stellen Sie sich vor, Jesus täte heute das, was wir die wundersame Brotvermehrung oder die Speisung der vielen Tausend nennen. Die Zeitungen von New York bis zur Bildzeitung würden Riesen Schlagzeilen über den neuen Wundertäter bringen. Jesus löst die Ernährungsprobleme der Dritten Welt. Natürlich ist das ein Gedankenexperiment, natürlich wird das so nicht eintreffen auch wenn das unseren Wünschen sehr nahe kommt.

Aber – nahe geht es uns doch, täglich werden wir mit diesen furchtbaren eindringlichen Bildern konfrontiert – wohlwissend dass wir theoretisch und praktisch alle Möglichkeiten haben, alle Menschen auf der Welt zu ernähren.

Hunger bezeichnet das Bedürfnis nach dem was wir zum Leben brauchen. Die Nahrung gibt uns das was uns am Leben hält. Das Lebensnot-wendige lässt sich aber nicht auf Kalorien reduzieren. Lebensnot-wendig sind auch Beziehungen zu Gott und den Menschen, in welchen Farben sie auch immer gemalt sind. Lebensnot-wendig ist ein Raum wo ich Luft zum Atmen und Zeit zum Durchatmen habe. Lebensnot-wendig ist die Liebe, die ich erfahren darf von den Menschen und von Gott, weil sie mich aufrichtet und trägt.

Die Jünger bitten Jesus, dass er die Menschen wegschickt, damit sie sich was zum essen holen. Jesus schickt sie nicht weg, er fordert seine Jünger auf „Gebt Ihr ihnen zu essen!“

Wie wir heute werden die Jünger an ihre Grenzen geführt, wie wir heute erkennen sie nicht ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten die Menschen satt zu machen. Sie hören auf Jesus. Jesus dankt dem Vater und gibt den Menschen mit dem irdischen Brot ein himmlisches Brot, damit sie bleibendes Leben haben. Es ist nicht Brot und Fisch allein, was verschenkt und vom Magen verdaut wurde, zugleich ist es das Lebensnot-wendige, was mein Leben sinnvoll macht und mich aufleben lässt. „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch“.

Dieser Befehl, die Anordnung Jesu „Gebt Ihr ihnen zu essen!“ ergeht an uns und geht uns alle an. Damit sind wir in die Verantwortung gerufen, allen anderen Menschen das Lebensnot-wendige zukommen zu lassen, sei es den Hunger in der Dritten Welt stillen zu helfen, aber auch vielmehr den Hunger um uns herum und in uns, den Hunger nach Beziehung / Freundschaft, nach Freiheit und Zeit, den Hunger nach Liebe und Geborgenheit und eine Antwort in der Liebe Christi darauf zu geben.

Wenn wir diesen Auftrag an uns ernst nehmen und unser Herz dafür öffnen muss Jesus nicht mehr als Wundertäter in unserer Zeit wirken. Dann sind wir Christi Hände und Füße, dann können wir sein Werk und seine Liebe in der Welt spürbar werden lassen.

„Gebt Ihr ihnen zu essen!“ Bevor wir diesen Auftrag erfüllen, dürfen wir uns von Gott stärken lassen und zu seinem Tisch kommen, um uns vom Brot des Lebens speisen zu lassen, damit wir fähig werden, den Auftrag Gottes in der Welt zu erfüllen und den Hunger nach Leben zu stillen.

Continue reading

10.12.05 „Der Friede sei mit Dir!“

Wort zum Sonntag 10.12.05 „Der Friede sei mit Dir!“

Viele Jahre ist es her – ich war mit meiner Frau in Paris. Natürlich besuchten wir auch die berühmte Kirche Sacre Couer. Ein herrlicher Bau auf dem Berg, mit wunderschöner Aussicht über den Montmartre. Der Zufall wollte es, wir kamen relativ zu Beginn einer Heiligen Messe und nahmen ganz bescheiden in den hinteren Plätzen platz, obwohl ausreichend Bänke vor uns frei waren. Natürlich war der ganze Gottesdienst in französisch und wir verstanden nichts, wussten aber immer an welcher Stelle der Messe wir uns befanden – es war eben katholisch – weltumfassend. Nach dem Vaterunser machte sich eine Dame aus den vorderen Reihen sich auf den Weg nach hinten, kam zu uns, lächelte uns an und reichte uns die Hand zum Friedensgruß. Wir standen auf und gingen an den leeren Bänken vorbei nach Vorne und nahmen Platz in der Gemeinschaft der Anderen. Das tat so gut. Wir waren zuhause. Wir kannten einander nicht aber waren gut zueinander.

Für mich ist das einer der Höhepunkte in jeder Messe – der Friedensgruß. Das Zeichen zum anderen, zum Fremden, dessen Namen und Geschichte ich nicht kenne, aber das Signal – ich will Dir gut sein, wir wollen keinen Streit, keinen Konflikt, keine miese Stimmung, nein ich will mit Dir Frieden haben, deinen Frieden mit meinem verbinden.

In vielen Gottesdiensten und vielen Kirchen wird der Gläubige aufgefordert ein Zeichen zu geben, ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Nicht überall geschieht das, manche mögen das nicht, Fremden Menschen die Hand zu reichen und auch noch dabei freundlich zu gucken, das passt doch nicht in die Ehrfurcht der heiligen Messe.

Nur wenige Wochen , ja nur wenige Tage noch und die Engel singen das „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seiner Gnade“. Nur wenige Tage noch haben wir Zeit von uns aus Zeichen des Friedens und der Versöhnung zu geben. Niemand muß uns auffordern, niemand muß uns sagen, dass wir Frieden halten müssen. Niemand muß uns zeigen, dass das freundliche Gesicht zum Frieden gehört. Niemand kann uns hindern dem Anderen die Hand zu reichen und den Frieden Gottes zu wünschen, nicht im normalen Alltag, nicht über Kultu- und Ländergrenzen hinweg und schon lange nicht im Gottesdienst.

Warten Sie nicht auf die Engel von Weihnachten, warten Sie nicht auf die Aufforderung des Pastors oder des Diakons sondern reicht doch einfach einander die Hand zum Frieden, Gottes Nähe, Weihnachten, Versöhnung und Freude, alles ist darin schon enthalten.

21.01.06 „Jeder Mensch ist ein Künstler!“

Wort zum Sonntag 21.01.2006-01-17 „Jeder Mensch ist ein Künstler!“

„Ich begreif es nicht!“. „Ich versteh es nicht!“. „Ich spüre nichts!“. „Ich will es verstehen!“. „Ich hab keine Antenne dazu!“ „Ich erkenne nichts!“ Tonnen von Unschlitt – Unschlitt kennen Sie auch nicht – vielleicht Tallow?, auch nicht? – das tut gut – bin ich nicht alleine. Jedenfalls Tonnen davon liegen da rum, scheinbar gegossen und nachgeformt, scheinbar wahllos auf dem Boden abgelegt. Es fällt bald auseinander, zum Teil gehalten von schweren Stahlbändern, angeschlossen an elektronische Geräte zur Überwachung. Gruppen stehen drum rum, unterhalten sich, diskutieren – scheinbar Fachleute aus der ganzen Welt. Ich hab keine Idee, ich verstehe es nicht, warum hilft mir den keiner – und das ganze kostet Millionen. „Unschlitt/Tallow“ ein Kunstwerk von Joseph Beuys von 1977, gesehen, erlebt in Berlin vor 2 Wochen im Deutschen Museum, eine ganze Halle voll, Talg mit Stearin soll es sein. Die ganze Welt spricht darüber und ich – ich verstehe nichts, erkenne nichts und begreife nichts. Joseph Beuys, weltweit anerkannt, ist seit 1986 tot, aber ich kenne den jetzigen Besitzer dieses Kunstwerks, ein Kunstmäzen, er hat viele davon. Gerne spricht er nicht mit mir über Kunst, überhaupt nicht, lieber mit Fachleuten, aber wenn er anfängt leuchten seine Augen, sein Herz läuft über und Tonnen von Talg bieten Stunden von Erklärung, Stürme von Begeisterung und nicht enden wollende Faszination und er könnte den Rest seines Lebens erzählen. Kunst muss man nicht nur anschauen, Kunst muss man lieben, erleben, ertasten, erklärt bekommen, mit dem Auge und Herzen fühlen. An dem Tag hab ich es nicht begriffen. Worte, endlose Worte, unverständliche Worte, Worte aus einer anderen Welt, Worte, die ich höre und die nicht ankommen. Schwerverständliche Worte, Worte die mein Herz nicht erreichen.

Anders auf dem Kirchentag 2003 in Berlin, Tausende von begeisterten Menschen, strahlende Augen, Freundlichkeit und Verständnis füreinander oder auf dem Weltjugendtag 2005 in Köln, Millionen junger Menschen aus aller Welt, begeistert, motiviert, angesteckt. Sie hatten verstanden, selbst beim Moderator im Fernsehen war die Botschaft angekommen. Die Stimmung hatte sein Herz erreicht. Er hatte auch verstanden, er spürte den Geist dieses Treffens. Und dann hörten wir in diesen Tagen diese Worte – „Und das Wort ist (Mensch) Fleisch geworden!“ und hat unter uns gewohnt. Jetzt habe ich es verstanden. Endlich, natürlich, so ist es. Jetzt ist es auch mir gesagt, jetzt ist es angekommen. Er ist einer von uns, nicht abstrakt, keine fremde Welt, nicht Kunst – unverständlich und unbegreiflich, nein ganz nahe, neben mir, hinter mir und in mir. Einer von uns. Jetzt versteh ich ihn, jetzt erst kann ich ihn begreifen – oder doch nicht?! So ist das gemeint: „Das WORT ist Fleisch geworden“, nicht mehr nur theoretisch, nicht mehr nur Klang, kein Kunstwerk, nicht reduziert auf das Notwendige, nein wirklich, ganz und real, lebendig, ein Mensch, einer von uns. Warum hat mir das keiner so gesagt? Warum habe ich es jedenfalls nicht gehört, nicht so jedenfalls, nicht so ansteckend? Es ist doch so einfach. Er ist Mensch geworden, einer von uns, wie Schwester oder Bruder oder Mutter oder Vater. Endlich habe ich es scheinbar begriffen, jetzt ist mir das Ganze nahe, endlich ist es drin. Lasst es doch so, so kann ich damit leben, so hilft er mir wirklich. So kann ich ihn fühlen, anpacken, begreifen, mitnehmen und er mir zu eigen werden. Lasst doch das Wort bei den Menschen. Lasst ihn doch selbst sprechen, dann kann ich es spüren, dann erahne ich den Menschen im Wort. Versucht doch nicht immer wieder das Fleisch wieder zum Wort zu machen. Keiner wird es begreifen. Keiner wird es lieben, keiner wird es suchen und auch nicht finden. Es ist gut so – das Wort ist Fleisch geworden und wohnt bei den Menschen. Mehr Erklärung braucht keiner, der verstehen will. Ob ich das WORT wirklich verstanden habe? – wahrscheinlich nicht, aber das was ich verstanden habe, erreicht mein Herz. Das was ich verstanden habe kann ich weitererzählen. Das was mein Herz erreicht hat, damit kann ich leben. Das Feuer, das in mir brennt kann ich weitergeben. Das tut so gut. Das steckt an. „Jeder Mensch ist ein Künstler“ hat Beuys gesagt. Das kann ich jetzt auch verstehen. So kann und will ich mit ihm an dieser Welt mitgestalten und, auch wenn ich es doch nicht ganz begriffen habe, in diese Welt rufen „Das Wort ist Fleisch geworden!“ Er ist da – spürst du ihn nicht? Wer sich nicht anstecken lässt, wird ihn nie begreifen, nie erfahren und spüren – schade eigentlich.

Ihr Arthur Springfeld, Diakon (oder Künstler?)

05.08.06 „Schulden machen glücklich“

Wort zum Sonntag 5.8.06 „Schulden machen glücklich“

„Schulden machen glücklich!“ Wir haben gebaut, das Studium der Kinder finanziert, zu gut gelebt – ich müsste eigentlich nur glücklich sein. Bin ich auch – nicht wegen der Schulden, sondern trotzdem. Schulden habe ich genug – nicht nur Geldschulden, nein vielen Menschen schulde ich etwas, nicht Geld, nein Dank, Anerkennung, Zeit, ein freundliches Wort, eine Geste der Versöhnung, eine helfende Hand. Ich werde in meinem Leben meine Schulden nicht einlösen können, selbst wenn ich alt werde.

„Schulden machen glücklich?“ Wie denn dann? Meine schönste Aufgabe als Diakon ist das singen des Exultet, den Lobgesang auf die Osterkerze. Da Heißt es „oh glückliche Schuld“, Jesus Christus hat Adams Schuld bezahlt – mit seinem Blut. – welch großen Erlöser hast du gefunden.

: In Wahrheit ist es würdig und recht, den verborgenen Gott, den allmächtigen Vater, mit aller Glut des Herzens zu rühmen und seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn Jesus Christus, mit jubelnder Stimme zu preisen. Er hat für uns beim ewigen Vater Adams Schuld bezahlt und den Schuldbrief ausgelöscht mit seinem Blut, das er aus Liebe vergossen hat. Gekommen ist das heilige Osterfest, an dem das wahre Lamm geschlachtet ward, dessen Blut die Türen der Gläubigen heiligt und das Volk bewahrt vor Tod und Verderben.

Dies ist die Nacht, die unsere Väter, die Söhne Israels, aus Ägypten befreit und auf trockenem Pfad durch die Fluten des Roten Meeres geführt hat.

Dies ist die Nacht, in der die leuchtende Säule das Dunkel der Sünde vertrieben hat.

Dies ist die Nacht, die auf der ganzen Erde alle, die an Christus glauben, scheidet von den Lastern der Welt, dem Elend der Sünde entreißt, ins Reich der Gnade heimführt und einfügt in die heilige Kirche.

Dies ist die selige Nacht, in der Christus die Ketten des Todes zerbrach und aus der Tiefe als Sieger emporstieg. Wahrhaftig, umsonst wären wir geboren, hätte uns nicht der Erlöser gerettet.

O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin! O wahrhaft heilbringende Sünde des Adam, du wurdest uns zum Segen, da Christi Tod dich vernichtet hat. O glückliche Schuld, welch großen Erlöser hast du gefunden! O wahrhaft selige Nacht, dir allein war es vergönnt, die Stunde zu kennen, in der Christus erstand von den Toten. Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: „Die Nacht wird hell wie der Tag, wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben.“ Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten.

In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater, nimm an das Abendopfer unseres Lobes, nimm diese Kerze entgegen als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche durch die Hand ihrer Diener. So ist nun das Lob dieser kostbaren Kerze erklungen, die entzündet wurde am lodernden Feuer zum Ruhme des Höchsten.

Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes. Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.

O wahrhaft selige Nacht, die Himmel und Erde versöhnt, die Gott und Menschen verbindet!

Darum bitten wir dich, o Herr: Geweiht zum Ruhm deines Namens, leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtem am Himmel. Sie leuchte, bis der Morgenstern erscheint, jener wahre Morgenstern, der in Ewigkeit nicht untergeht: dein Sohn, unser Herr Jesus Christus, der von den Toten erstand, der den Menschen erstrahlt im österlichen Licht; der mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit. A: Amen.

(Quelle Erzabtei Beuron)

18.06.06 „Mein Papa ist im Himmel!“

Wort zum Sonntag 17./18.06.06 „Mein Papa ist im Himmel!“

„Vater unser im Himmel,…..“ so beten alle Christen. Vater, Abba, Papa. Mein Papa ist gestorben, schon lange. „Vater unser im Himmel,…….“ im Himmel ist er auch, mein Papa. Gerne bete ich: „Vater unser im Himmel, …..“, dann denke ich an Papa. Oft stelle ich mir Gott auch so vor wie Papa. Nicht ganz, nur in manchen Dingen, aber so möchte ich dann auch gerne sein, wie mein Papa. Manchmal gelingt es, natürlich nicht immer. Mein Papa hatte Ähnlichkeit mit Gott. Vielleicht ist mein Gedächtnis auch getrübt aber macht nichts, ich will so denken. Mein Papa war ein guter Vater.

Seine Anforderungen an Charakter und Werte waren hoch. Wer wird seinen Eltern schon gerecht?

Ich brauchte oft gar nichts sagen, er schaute mich nur an: „Mein Junge?“ Er sah sofort, wenn mein Gewissen mir Sorgen machte. „Mein Junge“, sagte er gerne, da konnte man alle Sorgen bei ihm loswerden. Sie kennen die Geschichte von Abraham, dem reichen Prasser und Lazarus in der Totenwelt. Abraham sagte zu dem Prasser – der wusste warum er dort große Qualen litt – sah ihn liebevoll an: „Mein Freund!“ Selbst Jesus sagt nach dem Verrat zu Judas „Mein Freund!“ Welcher Gott wird einen Freund verderben lassen? Ein guter Vater wird seine Töchter und Söhne doch nicht fallen lassen. Darum beten und glauben wir „Jesus, hinabgestiegen zu den Toten“ – zu uns – für uns, zu unserer Rettung. Und sein Blick wird uns dann reichen um unsere Schuld zu begreifen, wie bei Papa. Meistens waren es dann auch wenige Worte nur: „Mach das nicht noch mal, mein Junge!“ Das traf tief, aber damit war alles gut, sofort habe ich es begriffen.

So bete ich auch mein „Vater unser“. Er weiß wie ich heiße, er kennt mich zutiefst, er braucht keine Worte, wenn er mich anschaut werde ich erkennen, es tut sicher auch weh, macht traurig, aber sein Blick, wenige Worte vielleicht doch, werden mich heil machen. Ich bin doch sein Sohn, Abba, Papa, darf ich auch zu ihm sagen.

Ich brauche die Worte für mein Gespräch mit ihm, oft viele Worte. Gerne spreche ich, noch lieber singe ich: „Vater unser im Himmel,….“, Papa unser im Himmel, kann man wahrscheinlich nicht laut beten, vielleicht in plattdeutsch. Aber genau das wär’s, so stell ich mir meinen Gott vor. Er wird nie wirklich böse auf mich, nur ganz traurig oder still, so wie Papa, wenn ich nicht ehrlich war. Von seinem Jungen hat er erwartet, dass er auch zu den Fehlern steht. Aber dann war er da, „ich bring das mit dir in Ordnung“! Das ist Recht sprechen, wenn Papa mich nicht abweist, sondern meine Fehler mit mir in Ordnung bringt, wieder richtig macht. Ohne Worte, ohne Gegenleistung zunächst, einfach nur so, weil er ja mein Papa ist. So stelle ich mir Gott vor, meinen Gott, der darf auch meine Schuld und mein Versagen sehen. Er schaut mich an, das reicht, ich hab begriffen, keine Worte – ist nicht nötig. Er macht mich wieder heil.

Natürlich musste ich mitgehen zum Nachbarn und mich entschuldigen, natürlich musste ich die Schulaufgaben nachholen, selbstverständlich wurde ein Teil meines Taschengeldes für die Schäden eingesetzt. Aber dann war es in Ordnung, man brauchte nicht mehr drüber reden. So war mein Papa. Papa hatte auch Fehler, Papa war auch nur ein Mensch, aber ein bisschen war er wie „Vater unser im Himmel“.

Neulich war „Vatertag“, von vielen in Deutschland tüchtig gefeiert. Ein Fest für alle Väter, für „Vater unser im Himmel“, für Papa – auch im Himmel – , für alle Väter auf der Erde. Ein verantwortungsvoller Name für diese Vielfalt. Auch ich bin Vater. Es gibt so viele Väter, so verschiedene. Wahrscheinlich sehen sie nur unterschiedlich aus. Sicher haben alle etwas von Gott. Gerne wahrscheinlich möchten alle so sein wie er, oder wie mein Papa. Einfach da sein für seine Kinder. Ohne viel Worte. Das wieder in Ordnung bringen, richtig machen, was die Kinder falsch machen. Ohne Berechnung, Ohne Geld, einfach so. Und Papa schaute mich oft an, ganz lieb, nur wohlwollend und sagt nur: „Mein Junge!“

Und wenn ich dann spreche: „Vater unser im Himmel,….“ und meine Hände öffne, dann spüre ich, wie ich wieder mal an die Hand genommen werde, wie ich erahne wo der richtige Weg ist, wie meine Hände, wie ich mit dem Geist des Vaters gefüllt werde. Und dann kann ich weitermachen, vielleicht neu anfangen, dann kann ich losgehen, denn ich weiß „Papa “ ist da, auch wenn ich ihn nicht sehe, wie die Sonne, die scheint auch wenn es regnet. So ist er nun mal, er kann nicht anders, unser Vater im Himmel.

Den vielen Mädchen und Jungen, die in diesen Wochen bei der Konfirmation und Firmung durch den Geist Gottes zu Töchtern und Söhnen des einen Vaters werden, wünsche ich, dass sie in Ihrem Leben seinen Blick und seine Hand spüren.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen allen Ihr Arthur Springfeld, Diakon

23.09.06 „Es liegt ganz in Deiner Hand!“

Wort zum Sonntag 23.09.2006 „Es liegt ganz in Deiner Hand!“

Zeige den Politikern und Mächtigen dieser Erde Wege auf, der Welt den Frieden zu bringen – Wir bitten Dich, erhöre uns

Schenke den Unterdrückten und Kranken Menschen, die sie aufrichten und ihnen beistehen – Wir bitten Dich, erhöre uns!

Lass uns die Not der Welt sehen und schenke uns helfende Hände für die Hungernden – Wir bitten Dich erhöre uns!

Sei den Sterbenden nahe, schenke Ihnen Hoffnung und nehme sie auf in dein Himmelreich – Wir bitten Dich erhöre uns!

So oder ähnlich beten wir täglich oder mindestens sonntags im Fürbittgebet der Kirchen.

Warum sollte Gott das erhören?

Auf einem hohen Berg in der Nähe ihres Dorfes lebte ein alter Greis, von dem die Leute sagten, dass er alles wisse. Die beiden Jungen Ying und Yang hatten sich nun in den Kopf gesetzt, dem alten Greis eine Frage zu stellen, die er nicht beantworten konnte.

Stundenlang saßen sie auf einer Wiese und überlegten und überlegten, welche Frage sie dem Alten stellen könnten. Ying kletterte auf einen Baum, um besser überlegen zu können. Auf einem Ast neben ihm saß ein kleiner Vogel, der leise zwitscherte. Ganz plötzlich schnappte Ying sich den Vogel und hielt ihn in seiner Hand fest. Als er zu seinem Bruder Yang hinunterkam rief er: „Ich hab’s! Ich weiß, was wir den Alten fragen werden.“ Er zeigte seinem Bruder den Vogel in seiner Hand und sagte: „Wir fragen ihn, was ich in der Hand halte!“

„Er wird antworten, dass du einen Vogel in der Hand hältst.“ erwiderte Yang wenig begeistert. Ying sagte: „Ich weiß. Aber dann werde ich ihn fragen, ob der Vogel tot oder lebendig ist! Und wenn er sagt, dass der Vogel lebt, dann drücke ich meine Hände zusammen. Wenn er aber sagt, dass der Vogel tot ist, dann lasse ich ihn fliegen!“

Diese Idee fand auch Yang gut und so rannten sie aufgeregt den Berg hinauf zu dem alten Mann. Schon von weitem riefen sie: „Alter Mann, wir haben eine Frage für dich!“ Der Greis saß meditierend vor seiner Hütte. Nach einer Weile öffnete er langsam die Augen und blickte die beiden zappeligen Jungen an.

„Alter Mann, wir haben eine Frage an dich!“ sagte Yang. „So fragt.“ antwortete der Greis. „Alter Mann, was halte ich hier in der Hand?“ fragte Ying und die Brüder starrten den Alten gespannt an. Er schloss die Augen, dachte einen Augenblick nach und öffnete sie wieder. Er sagte:“ Du hast einen Vogel in deiner Hand.“ Ying guckte siegesgewiss zum Greis und fragt: „Nun denn. Weiser Mann, ist der Vogel tot oder ist er lebendig?“ Daraufhin schloss der Greis seine Augen wieder. Ying und Yang wurden ganz ungeduldig und als er endlich seine Augen wieder öffnete, sprach er: „Mein Sohn. Ob der Vogel tot oder lebendig ist, das liegt ganz in deiner Hand.“(Aus dem Tao)

Es liegt ganz in Deiner Hand, ob Du in Deiner Familie oder im Freundeskreis die Hand zum Frieden reichst.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du den kranken Nachbarn oder Bekannten endlich besuchst.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du dem der am Boden liegst die Hand zum Aufstehen reichst.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob du weiter wenig wohlwollend über Andere redest.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du Dich ansprechen lässt vom Elend und Hunger in der Welt und wirklich teilst.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob Du dem Sterbenden die Hand hältst.

Es liegt ganz in Deiner Hand ob Dein Glaube Hoffnung und Freude ausstrahlst.

Es liegt ganz in Deiner Hand anzunehmen, dass ein anderer Deine Schuld trägt.

Es liegt ganz in Deiner Hand zu glauben, dass eine andere Hand Dich nicht fallen lässt.

Darum kann ich glauben und will jeden Tag neu beginnen, weil ich weiß, dass der, der schon im Mutterleib seine Hand auf mich gelegt hat, mich an die Hand nimmt, mich führt und wenn es sein muss, mich auch auf seinen Händen trägt.

„Herr, ich vertraue dir, ich sage: „Du bist mein Gott.“ In deiner Hand liegt mein Geschick“

(aus Ps 31)

Es liegt ganz in Deiner Hand ob es ein schöner Sonntag und eine gute Woche wird!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

05.10.06 „Was sollen wir wählen – was dürfen wir hoffen?“

Wort zum Sonntag Oktober 2006 „Was sollen wir wählen – was dürfen wir hoffen?“

Vor ca. 2500 Jahren wurden die Klagelieder des Alten Testaments geschrieben. Der Dichter beschreibt den Zustand seines Volkes, das Daniederliegen der Wirtschaft, die Zerstörung des Landes. Die Not war so groß damals, dass selbst die Toten beneidet wurden. Die Menschen verhungerten, der ganze Staat war zusammengebrochen und es herrschte das Faustrecht. Ähnliche Bilder habe ich im Fernsehen jetzt aus New Orleans gesehen, nach der Hurrikankatastrophe. Über Tage – bis heute – herrschte Chaos und Anarchie. Die Naturbedrohung ist weg aber jetzt bekriegen sich die Menschen untereinander, plündern und morden, vielleicht auch um ihr eigenes Leben zu retten, um nicht zu verhungern.

Wie kann man unter solchen Verhältnissen noch leben, wie kann man noch nach Vorne schauen? Ähnliche Situationen gibt es an vielen Stellen dieser Erde. Wie findet man wieder Hoffnung, wieder Vertrauen, wieder Zuversicht.

Liebe Leser, wer solche Katastrophenzustände nicht selbst erlebt hat, kann sich wahrlich nicht vorstellen wie das ist wenn man alles verliert, Hunger und Durst leidet und der Tod einem im Nacken sitzt. Die Alten, die jetzt um Ihre Renten bangen, wissen wovon ich rede.

Uns hier – besonders in Verl – geht es dagegen gut. Eigentlich müssten wir lachen und singen, tanzen und jubeln, müssten uns des Lebens freuen und von morgens bis abends Halleluja singen. Aber es ist doch merkwürdig – wir machen das nicht, wir lieben die Beerdigungsstimmung, wir geben der Freude im Gesicht oft wenig Platz. Wir sehen das Elend beim Anderen, aber erkennen unser eigens Glück nicht. Es gibt bereits Depressionsbarometer auf denen aktuell veröffentlicht wird, wie deprimiert wir Menschen in Deutschland doch sind. Und an diesem Sonntag fragen sich aus dieser Not heraus dann viele: „Was sollen wir eigentlich noch wählen – was dürfen wir eigentlich noch für unsere Zukunft hoffen?“

Ob es einem schlecht geht, oder ob man das Gefühl hat, dass es einem schlecht geht, das sind zwei paar Schuhe.

Wo ist die Lösung? Der Psalmist schreibt: Ich will mich an etwas anderes erinnern, damit meine Hoffnung wiederkommt.

Das Gute im Leben ist schnell vergessen, dafür kommen im Wahlkampf jetzt markante Sprüche, schöne Wahlversprechen, die Mut machen sollen. Starke, durchsetzungskräftige Männer oder Frauen braucht das Land. Der Staat muss das endlich gut regeln. Von uns eine gute Wahl? Der Psalmist sagt: Ihr Mächtigen, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?

Meine Kinder konnte ich auf einer sehr langen Wanderung nur damit bei Laune halten, dass ich hinter jeder Bergkuppe eine Pommesbude vermutete. Lange konnte ich das nicht durchhalten. Leere Versprechungen sind gefährlich, für den der sie abgibt aber besonders für den der sie glaubt. Viele Parteien versprechen uns wünschenswerte Dinge, Süßigkeiten hinter dem nächsten schweren Berganstieg, aber bestenfalls zeigen sie uns nur das Bonbonpapier. Kinder würden darauf nicht reinfallen.

Die Wahrheit gab es schon vor 2500 Jahren: Ihr Mächtigen, warum liebt ihr den Schein und sinnt auf Lügen?

Solange wir noch eine Wahlmöglichkeit haben, sollten wir sie auch verantwortlich nutzen, müssen wir sie nutzen. Am Sonntag wählen heißt: nach Vorne in die Zukunft schauen, unsere Hoffnung auf Veränderung setzen, die Ärmel aufkrempeln und sich nicht von Schreckensbildern und leeren Versprechungen irritieren lassen.

Ob es einem schlecht geht oder man nur das Gefühl hat, dass es einem schlecht geht, das sind immer noch zwei verschiedene Dinge. Auch in Verl geht es nicht allen gut, auch in Verl haben viele Menschen Sorgen, daran muß man arbeiten, das kann man verbessern.

Tausende von Menschen (meistens Kinder) sterben täglich in den Hungerzonen der Welt, die Folgen des Wirbelsturms in Amerika – mein Gott ist das furchtbar, aber die Benzinpreis-erhöhung um 20 Cent, das ist wahrlich eine Katastrophe und wenn ich auch noch auf die Pendlerpauschale und andere Steuervergünstigungen verzichten soll, wovon und wofür soll ich dann noch leben?

Worauf setzen wir unsere Hoffnung? Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß.

Liebe Leser, in dieser Zuversicht, mit dieser Hoffnung dürfen wir immer wieder Neues wagen, können den Mut aufbringen positiv zu denken und nach Vorne zu schauen. Wir können uns auf Neues einlassen, weil es uns eigentlich ganz gut geht. Nur wer nicht wählt, hat schon verloren.

? „Drei Dinge braucht der Mensch“

Wort zum Sonntag (?) „Drei Dinge braucht der Mensch“

Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife und …… eine bestimmte Tabaksorte. Ein Spruch den man von früher aus der Werbung kennt.

Sie, eine Sünderin, zeigte Jesus ihre Liebe, indem sie mit ihren Tränen seine Füße wusch, mit ihren langen Haaren trocknete und dann mit Öl einrieb.(nach Lukas 7)

Jesus lobt diese Frau, die ihn über alles liebt. Bei der Überlegung was man braucht um Jesus zu lieben fiel mir die obige Werbung ein. Drei Dinge …. Oder? Nein vier Dinge braucht diese Frau um ihre Liebe zu zeigen: Lange Haare, etwas Öl, Hände und staubige nackte Füße.

Jesus hatte nach langer Wanderung die Sandalen ausgezogen, und die Tränen der Frau fielen auf seine Füße. Nach längerem Weg sind Füße nicht der angenehmste Teil eines Menschen. Vielleicht sagt das Evangelium, dass richtige Liebe nicht nur die Schokoladenseiten liebt. Man kann nicht sagen, dass man Gott liebt, wenn man nur das annimmt, was in den eigenen Kram passt. Wenn man einen Menschen lieben möchte, muss man den ganzen Menschen lieben. Man bekommt nicht nur den klugen Kopf oder die tolle Figur, letztlich bekommt man auch Schnarchen und Schweißfüsse dazu.

Niemand heiratet nur die Stärken des anderen. Sich mit den Schwächen des anderen auseinandersetzen, sie tragen helfen und manchmal auch ertragen lernen, gehört zu jeder Partnerschaft wie selbstverständlich dazu.

Nicht mit dem Handtuch, mit ihrem langen Haar, mit sich selbst trocknet sie Jesus die Füße. Ganz gibt sie sich in diese Liebe ein.

Und dann sind da die Hände. Mit ihren eigenen Händen greift diese Frau dann zu. Sie fasst Jesus ganz sanft an, berührt ihn zärtlich. Wenn ich jemanden mitteilen will, dass ich ihn liebe, dann bin ich gefragt, dann bin ich gefordert, kann nicht unbeteiligt sein und muss meine Hände schon einsetzten. Bei Menschen ist das schnell einleuchtend, das weiß man. Kein glühender Liebhaber wird seine Liebe, mit beiden Händen in der Tasche, der Liebsten eingestehen.

Bei Gott dürfte das nicht viel anders sein. Wer Gott gut findet, wer das was die großen Kirchen in seinem Namen tun als wichtig und notwendig erachtet, dabei aber lediglich an andere denkt, liebt nicht wirklich. Wer nicht mal den kleinen Finger für den Glauben krumm macht, von der Hand nicht zu sprechen, da muss die Liebe ganz schön weit weg sein. Ja, Hände braucht es schon um zu lieben.

Und dann braucht es ein wenig Öl, wohlriechendes Öl, nicht ganz billig. Liebe braucht Einsatz, Liebe rechnet nicht, sie bringt sich ganz ein, sie plant nicht. Liebe schenkt blind, maßlos. Liebe ist nicht billig, sie kostet den ganzen Menschen.

Das kleine Geschenk, das Öl, das diese Frau hier mitbringt, das braucht es eben, genauso wie die Hände, die zärtlich liebend berühren, und genauso, wie der Kuss der den Füssen gilt, jenem Teil des Menschen der nur in seltenen Fällen zum Küssen einlädt.

Nackte Füße, Hände, Öl und lange Haare – mindestens die ersten drei Dinge braucht es nach dem Evangelisten offensichtlich um jemanden zu zeigen, dass man ihn wirklich liebt.

Und dann sind da noch die langen Haare. Wenn ich mich anstrenge, bekomme ich das mit den ersten drei Dingen einigermaßen hin, aber ich glaube aus tiefem Herzen, dass Jesus diese drei Dinge auch reichen, denn lange Haare um die Füße zu trocknen, damit kann ich auch bei bestem Willen nicht dienen.

Er aber sagte zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden!

20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

Wort zum Sonntag 19/20.02.05 „Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“

„Bitte nicht – es ist Fastenzeit!“ Wie blöd man ist, merkt man leider oft hinterher, zu spät, man könnte vor Scham im Boden versinken oder vor Zorn über sich laut schreien.

Es war kurz vor Ostern 1987, ich war das erste Mal als Tourist in Calcutta. Ein indischer Bekannter bot mir an einen Termin bei Mutter Theresa zu machen, seine Schwester gehörte auch zu dem Orden der „Sisters of Charity“. Gerne nahm ich das Angebot an. Bald darauf standen wir vor dem Haus in der Lower Circular Road. Beeindruckend diese meist zarten Schwestern in ihren weißen Gewändern mit blauen Streifen, dem Gewand der Ärmsten.

Mutter Theresa sei gerade in einer Besprechung hieß es, käme aber gleich. Wir standen vor der Tür, plötzlich dachte ich, bist du verrückt Arthur, störst diese so tolle Frau!? Aber da war es zu spät, Mutter Theresa kam heraus, ich musst runter schauen, so klein war sie und zierlich, gebeugt und dennoch eine gerade Frau. Ich habe nie schönere Falten im Gesicht eines Menschen gesehen und Augen, fröhliche Augen, die bis tief in mein Herz sahen. Eine lebendige Heilige! Ich hatte mir soviel ausgedacht was ich sagen wollte, aber ich stotterte nur sehr schlecht und sagte hilflos „Danke, für all das was sie tun“. Sie schaute mich noch intensiver an, lächelte und sagte: „Ich bete für Dich!“ Noch heute geht mir dieser Satz durch und durch. Einfach nur und dennoch so unendlich viel „Ich bete für Dich!“

Gott sei Dank – ich hatte später noch öfter Gelegenheit mit Mutter Theresa im Gottesdienst zu beten, selbst wenige Wochen vor ihrem Tod 1997.

„Ich bete für Dich!“ – Schlüsselworte auch für meine Fastenzeit. Beten für Menschen, die ich kaum kenne. Beten für Menschen, die meine Gespräche und Termine stören. Beten für Menschen die mir auf den Geist gehen. Wenn ich mit einem Menschen gar nicht zurecht komme, bete ich für ihn und ich sehe diese Person in ganz anderem Licht. Es funktioniert.

Und als ich um ein Foto bat, natürlich von Mutter Theresa und mir, noch blöder diese Idee, schaute sie mich wieder tief an, lächelte und sagte: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“ Mit diesen zwei Sätzen war das Gespräch zu Ende und für mich die Lehrstunde meines Lebens.

Wie schwer ist es für mich jedes Jahr durchzuhalten und in der Fastenzeit keinen Alkohol zu trinken – so oft gibt es einen Anlaß und oft traut man sich nicht zu sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“

„Von den Besten lernen“ – das gilt nicht nur in der Wirtschaft sondern besonders auch für uns Christen. Es gibt viele „Mutter Theresas“, auch unter uns, aber die kleine liebenswerte heilige Frau aus Calcutta zählt zu den Allerbesten.

Vielleicht gelingt es auch uns in dieser Fastenzeit Menschen zu überraschen indem wir sie liebevoll anschauen und ihnen sagen: „Ich bete für Dich!“ oder indem wir häufiger mit fröhlichem Gesicht sagen: „Bitte nicht, es ist Fastenzeit!“