18.06.06 „Mein Papa ist im Himmel!“

Wort zum Sonntag 17./18.06.06 „Mein Papa ist im Himmel!“

„Vater unser im Himmel,…..“ so beten alle Christen. Vater, Abba, Papa. Mein Papa ist gestorben, schon lange. „Vater unser im Himmel,…….“ im Himmel ist er auch, mein Papa. Gerne bete ich: „Vater unser im Himmel, …..“, dann denke ich an Papa. Oft stelle ich mir Gott auch so vor wie Papa. Nicht ganz, nur in manchen Dingen, aber so möchte ich dann auch gerne sein, wie mein Papa. Manchmal gelingt es, natürlich nicht immer. Mein Papa hatte Ähnlichkeit mit Gott. Vielleicht ist mein Gedächtnis auch getrübt aber macht nichts, ich will so denken. Mein Papa war ein guter Vater.

Seine Anforderungen an Charakter und Werte waren hoch. Wer wird seinen Eltern schon gerecht?

Ich brauchte oft gar nichts sagen, er schaute mich nur an: „Mein Junge?“ Er sah sofort, wenn mein Gewissen mir Sorgen machte. „Mein Junge“, sagte er gerne, da konnte man alle Sorgen bei ihm loswerden. Sie kennen die Geschichte von Abraham, dem reichen Prasser und Lazarus in der Totenwelt. Abraham sagte zu dem Prasser – der wusste warum er dort große Qualen litt – sah ihn liebevoll an: „Mein Freund!“ Selbst Jesus sagt nach dem Verrat zu Judas „Mein Freund!“ Welcher Gott wird einen Freund verderben lassen? Ein guter Vater wird seine Töchter und Söhne doch nicht fallen lassen. Darum beten und glauben wir „Jesus, hinabgestiegen zu den Toten“ – zu uns – für uns, zu unserer Rettung. Und sein Blick wird uns dann reichen um unsere Schuld zu begreifen, wie bei Papa. Meistens waren es dann auch wenige Worte nur: „Mach das nicht noch mal, mein Junge!“ Das traf tief, aber damit war alles gut, sofort habe ich es begriffen.

So bete ich auch mein „Vater unser“. Er weiß wie ich heiße, er kennt mich zutiefst, er braucht keine Worte, wenn er mich anschaut werde ich erkennen, es tut sicher auch weh, macht traurig, aber sein Blick, wenige Worte vielleicht doch, werden mich heil machen. Ich bin doch sein Sohn, Abba, Papa, darf ich auch zu ihm sagen.

Ich brauche die Worte für mein Gespräch mit ihm, oft viele Worte. Gerne spreche ich, noch lieber singe ich: „Vater unser im Himmel,….“, Papa unser im Himmel, kann man wahrscheinlich nicht laut beten, vielleicht in plattdeutsch. Aber genau das wär’s, so stell ich mir meinen Gott vor. Er wird nie wirklich böse auf mich, nur ganz traurig oder still, so wie Papa, wenn ich nicht ehrlich war. Von seinem Jungen hat er erwartet, dass er auch zu den Fehlern steht. Aber dann war er da, „ich bring das mit dir in Ordnung“! Das ist Recht sprechen, wenn Papa mich nicht abweist, sondern meine Fehler mit mir in Ordnung bringt, wieder richtig macht. Ohne Worte, ohne Gegenleistung zunächst, einfach nur so, weil er ja mein Papa ist. So stelle ich mir Gott vor, meinen Gott, der darf auch meine Schuld und mein Versagen sehen. Er schaut mich an, das reicht, ich hab begriffen, keine Worte – ist nicht nötig. Er macht mich wieder heil.

Natürlich musste ich mitgehen zum Nachbarn und mich entschuldigen, natürlich musste ich die Schulaufgaben nachholen, selbstverständlich wurde ein Teil meines Taschengeldes für die Schäden eingesetzt. Aber dann war es in Ordnung, man brauchte nicht mehr drüber reden. So war mein Papa. Papa hatte auch Fehler, Papa war auch nur ein Mensch, aber ein bisschen war er wie „Vater unser im Himmel“.

Neulich war „Vatertag“, von vielen in Deutschland tüchtig gefeiert. Ein Fest für alle Väter, für „Vater unser im Himmel“, für Papa – auch im Himmel – , für alle Väter auf der Erde. Ein verantwortungsvoller Name für diese Vielfalt. Auch ich bin Vater. Es gibt so viele Väter, so verschiedene. Wahrscheinlich sehen sie nur unterschiedlich aus. Sicher haben alle etwas von Gott. Gerne wahrscheinlich möchten alle so sein wie er, oder wie mein Papa. Einfach da sein für seine Kinder. Ohne viel Worte. Das wieder in Ordnung bringen, richtig machen, was die Kinder falsch machen. Ohne Berechnung, Ohne Geld, einfach so. Und Papa schaute mich oft an, ganz lieb, nur wohlwollend und sagt nur: „Mein Junge!“

Und wenn ich dann spreche: „Vater unser im Himmel,….“ und meine Hände öffne, dann spüre ich, wie ich wieder mal an die Hand genommen werde, wie ich erahne wo der richtige Weg ist, wie meine Hände, wie ich mit dem Geist des Vaters gefüllt werde. Und dann kann ich weitermachen, vielleicht neu anfangen, dann kann ich losgehen, denn ich weiß „Papa “ ist da, auch wenn ich ihn nicht sehe, wie die Sonne, die scheint auch wenn es regnet. So ist er nun mal, er kann nicht anders, unser Vater im Himmel.

Den vielen Mädchen und Jungen, die in diesen Wochen bei der Konfirmation und Firmung durch den Geist Gottes zu Töchtern und Söhnen des einen Vaters werden, wünsche ich, dass sie in Ihrem Leben seinen Blick und seine Hand spüren.

Einen gesegneten Sonntag wünscht Ihnen allen Ihr Arthur Springfeld, Diakon

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