25. Sonntag A Mt 20,1 16a -Weinberg-

Predigt 25. Sonntag A – Weinberg – MATTÄUS 20,116a

 

Manche Leute sind doch echt ne Katastrophe! Kennen sie doch sicher auch solche. Was die für ne Einstellung haben! Und dann noch wie die sich anziehen, geht gar nicht. Aber Hartz 4 – schwarzarbeiten und zwei Mal im Jahr ab in den Urlaub. Ist wirklich schlimm! Gut, dass ich mit denen nicht so viel zu tun habe. Und wenn ich mir dann vorstelle, dass auch solche in den Himmel kommen, dann will ich dort eigentlich nicht hin!

 

Sie kennen bestimmt solche Menschen! Es gibt schließlich Nichtsnutze, die sich ein Leben lang einen Dreck um den anderen, einen Dreck um ihre Mitmenschen, die sich nur um sich selbst und den persönlichen Vorteil kümmern. 

Und sie kennen auch das Gefühl, das damit oft verbunden ist: dieser große Wunsch nach Gerechtigkeit.

Irgendwann müssen doch solche Menschen auch einmal auf die Nase fallen.

Und wenn das schon nicht in diesem Leben der Fall ist, dann soll es doch wenigstens im Jenseits sein. Spätestens dann, wenn Gott selbst den Strich unter die Rechnung zieht, wenn er am Ende danach schaut, wer den Lohn empfangen soll, dann werden sie hoffentlich alt aussehen, all die, die jetzt den lieben Gott ’nen guten Mann sein lassen und sich kein bisschen um die Religion scheren. –

So denken wir, und wir tun es immer wieder.

 

Aber hoffen wir denn wirklich darauf, dass Gott am Ende alles fein säuberlich auf- und auseinander rechnet?

Bei diesen Anderen, natürlich soll er das – aber soll er das etwa auch bei uns tun?

Soll er auch bei uns immer und überall so genau hinschauen? 

 

Einen Moment die Augen zu! Welche Leichen haben Sie denn im Keller? Von dem ihre Frau/ Ihr Mann/ Ihr Arbeitgeber/Ihr Nachbar nichts weiß?

 

Ok reicht schon, aber was ist mit denen, die sich mehr angestrengt haben als wir selber, sollen die dann einen extra Himmel bekommen, einen für ganz besonders verdiente Menschen?

Soll das Spiel dann am Ende genauso weiterlaufen wie hier auf der Erde, mit einem zweiten Himmel, für die eher Durchschnittlichen, einen dritten oder auch noch einem vierten?

Und worauf soll Gott dann, bei der großen Abrechnung besonderen Wert legen?

Was wenn er gerade auf die Dinge am meisten schaut, die uns gar nicht so wichtig waren? 

 

Was wenn wir dann plötzlich feststellen müssten, dass auch wir durch sein Raster ganz einfach noch durchfallen, dass unsere Anstrengungen, die wir ein Leben lang gemacht haben, sogar noch zu wenig gewesen sein sollten?

Man kann schon ins Grübeln kommen, wenn man sich auf solche Gedankenspiele einlässt.

Gott sei Dank macht Jesus klar, dass es keinerlei Grund gibt, sich im Blick auf unseren Gott solche Gedanken zu machen.

Jeder, den der Herr des Weinbergs gerufen hatte, jeder, der seinem Ruf gefolgt ist – und hätte er auch noch so kurze Zeit und noch so wenig gearbeitet -, jeder erhielt den gleichen Lohn. Jesus sagt das in aller Deutlichkeit.

Und er macht uns damit klar, dass wir mit unseren Vorstellungen von Gott sehr häufig auf dem Holzweg sind.

 

Gott ist doch kein Buchhalter, der genauestens darüber Buch führt, was wir im einzelnen geleistet haben, um dann am Ende mit uns fein säuberlich abzurechnen.

Jesus sagt uns, dass es genau so eben nicht ist.

Denn Gott liebt seine Menschen und er wird uns dieses versprochene Glück letztendlich ganz einfach schenken, und zwar unabhängig von unserer persönlichen Leistung.

So sagt es die Bibel.

So drückt es Jesus immer wieder aus.

Warum sind wir nur so fixiert auf dieses Leistungsdenken, unter dem wir hier am Ende doch tagtäglich leiden?

Warum sind wir so darauf fixiert, dass wir sogar unsere Beziehung zu unserem Gott nicht anders als in diesem Schema denken können.

 

Gott wird dieses Leistungsdenken durchbrechen.

Wer auf seinen Ruf hört und wer ihm in seinen Weinberg folgt, der wird den abgemachten Denar erhalten.

Mehr kann es nicht geben, und weniger zu bekommen, davor braucht keiner von uns Angst zu haben.

Gott ist kein Krämer und erst recht kein Bürokrat.

Gott ist Gott.

Und er sagt von sich selbst, dass er ein barmherziger Gott ist. Wer Gott seine Barmherzigkeit glaubt, der braucht keine Angst vor ihm zu haben, der braucht nicht darum zu bangen, dass Gott sein Versprechen auch hält.

 

Es gibt dann nur noch ein Problem: Gott ist dann nämlich wahrscheinlich weit barmherziger und weit großzügiger als wir! Und unsere Vorstellungen von Gerechtigkeit, die dürften sich an seiner Vorstellung ganz mächtig reiben.

 

Deshalb sollte ich mich mit einem Gedanken schon einmal vertraut machen: Bei diesem Gott muss ich nämlich damit rechnen, dass am Ende alle, auch die, die ganz am Schluss, so gleichsam in letzter Minute, gerade noch den Bogen bekamen, dass die am Ende genau so dastehen wie ich selbst.

 

Denn es würde Gott sicher sehr traurig machen, wenn er zu uns sagen müßte: „Bist du neidisch, weil ich zu anderen gütig bin?“

 

Amen

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