Advent (nicht gehalten)

Predigtidee Advent – noch nicht gehalten

Es ist schon so etwas wie ein Zauberwort geworden mit dem man scheinbar alle Probleme lösen kann: Delegieren muss man können. Ohne zu delegieren, ohne die Arbeit zu verteilen, geht heute fast nichts mehr.

Und auf den ersten Blick schaut es auch im heutigen Evangelium so aus, als würde Jesus von nichts anderem sprechen.

Liebe Schwestern und Brüder,

Jesus ist es doch, der den Türhüter ins Spiel bringt. Sie erinnern sich: „Er übertrug alle Verantwortung seinen Dienern, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.“

Was ist das anderes, als Verteilung von Aufgaben?

Da wird einer ausgewählt, der eine bestimmte Aufgabe übernimmt. Wir haben jetzt einen Türhüter, der eben an der Türe wacht und der uns weckt, wenn es soweit ist, der dafür sorgt, dass keiner den entscheidenden Augenblick verschläft und niemand von etwas überrascht werden kann.

Wenn ein Türhüter da ist, dann können alle im Haus ganz beruhigt schlafen.

 

Wenn das keine geniale Verteilung von Aufgaben ist! So muss man den Text doch wohl verstehen können.

Also müssen wir uns jetzt – was unser Christsein angeht – nur umschauen, wer diese Aufgabe übernehmen kann und dann können wir uns alle guten Gewissens einfach zur Ruhe legen. Toll!

Wir brauchen nur einen Türhüter, der auf alles aufpasst und dann haben wir das mit der Wachsamkeit schon geregelt.

Und eigentlich brauchen wir da auch gar nicht lange zu suchen.

Wenn wir in die Geschichte – nicht nur unserer Gemeinden – hineinschauen, dann werden wir den Türhüter ganz schnell und ganz unschwer entdecken können.

Die Aufgabe des Türhüters – ist ganz einfach an den Pastor delegiert worden- manches hat er sich sicher auch selbst an Land gezogen.

„Unser Pastor macht das schon.“

 

Der erinnert daran, dass man wieder mal in die Kirche gehen sollte, der ermahnt wieder einmal, dass man nicht allzu arg über die Stränge schlagen darf, der schaut einen streng an, wenn man schon lange nicht mehr beim Beichten war, und ist auch so etwas, wie das personifizierte schlechte Gewissen.

Der wird schon rechtzeitig Alarm schlagen, wenn wir den rechten Zeitpunkt zu verschlafen drohen. Für was haben wir ihn denn?

Man kann sich ja nicht um alles kümmern, manches muss man ganz einfach delegieren, und sei es an einen entsprechenden Türhüter. Schließlich hat es Jesus ja genauso gesagt: „dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein.“

Auch auf die Gefahr hin, den ein oder anderen zu enttäuschen – auch auf die Gefahr hin liebgewordene und über lange Jahrzehnte hinweg gepflegte Vorstellungen als falsch zu erkennen: Man kann das heutige Evangelium nur auf diese Weise interpretieren, wenn man es nicht zu Ende liest.

 

Denn am Ende stolpert man unweigerlich über die Stelle, in der Jesus diese falsche Interpretation selbst korrigiert. Er selbst sagt nämlich ausdrücklich, dass man sein Bild so nicht verstehen darf.

Sie haben den Schlusssatz noch im Ohr? „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“

Allen sagt er es, jedem einzelnen, nicht nur einigen ausgewählten Türhütern!

Jeder hat wachsam zu sein. Jeder ist der Türhüter seines eigenen Lebens.

Von wegen, unser Pastor macht das schon! Es gibt Dinge, die kann ich eben nicht delegieren. Und mein Christsein gehört dazu!

Ich kann vielleicht noch darum bitten, dass andere für mich beten, aber ich kann nicht andere bitten, Gott „für mich“ zu lieben.

Ich kann andere nicht beauftragen an meiner Stelle Gutes zu tun, nur um dann selbst nichts tun zu müssen.

Und ich kann andere erst recht nicht damit betrauen an meiner Stelle andere Menschen zu lieben.

 

Es gibt Dinge, die kann ich eben nicht delegieren. Menschlichkeit und Glaube gehören dazu.

Christsein ist eben nicht delegierbar.

Ich kann diese Aufgabe auf niemanden abwälzen. Man kann nicht einmal die Verantwortung auf andere schieben.

Viele haben das schon begriffen. Die aktiven Kinder, Männer und Frauen in den Kolpingfamilien.

Die Mitarbeiter in den christlichen Gruppen und Gemeinschaften.

Die Feuerwehrleute, die ihr Leben riskieren um Andere zu retten.

Der Nachbar der hellhörig ist für die Not des Anderen.

Und es gibt noch viele Beispiele!

 

„Was ich aber sage, das sage ich allen.“ sagt Christus ganz ausdrücklich. Darum lasst uns bedenken, wo es uns fehlt an Hilfsbereitschaft an tätiger Nächstenliebe, an Engagement für das Gemeinwohl.

 

Seid wachsam, denn Christsein kann man nicht delegieren.

Hier ist jeder sein eigener Türhüter.

Jeder ist der Türhüter seines eigenen Herzens und Gewissens.

Amen.

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