28. Dezember 2014 FEST DER HL. FAMILIE

Sonntag, 28. Dezember 2014 FEST DER HL. FAMILIE

 

Heute am Hochfest der Heiligen Familie sind wir gut beraten, mal zu schauen, wie die Familie Jesu so gelebt hat. Können wir von der Heiligen Familie eigentlich was lernen? Worin ist sie uns Vorbild?

Also – so richtig heile Welt, war das sicher nicht. Stall und Krippe sind nicht lustig. Wandernde Handwerkerfamilie ist nicht lustig und die Zeit damals war schon lange nicht lustig.

 

Und heilig im Sinne von jenseits aller menschlichen Wirklichkeit, von dem, was wir uns unter heilig vorstellen, war die Heilige Familie sicher nicht.

Jesus kommt nicht auf die Erde als nur ein den Menschen ähnliches Wesen, nein, Jesus wird ein ganz normaler Mensch bis in sein innerstes Wesen hinein.

 

Und glauben sie mir – er pinkelt in die Hose, muss Laufen und Sprechen lernen, macht Mist, und wie andere Jungs auch, muss er von seinen Eltern lernen, rechnen und schreiben üben und sein Denken trainieren und auf das Gute hin ausrichten.

Ok, blöderweise hatte er noch kein Handy und es gab sicher auch noch nicht WhatsApp, aber all das, was ihn später auszeichnet, was seine Jünger und Freunde anzieht – das Feingefühl und die Liebe zu den Einfachen und Armen, seine Bereitschaft, Not zu wenden, Leidenden beizustehen, bei der Wahrheit zu bleiben, auch Schwerem nicht auszuweichen – das alles erlernt er Schritt für Schritt in seiner Familie.

Und darum dürfen wir davon ausgehen, dass Maria und Josef neben aller Freude an ihrem Kind auch ihre Schwierigkeiten und Sorgen mit Jesus hatten. Es lief mit Sicherheit nicht einfach alles glatt und harmonisch ab, sicher so wie in allen unseren Familien.

Denken wir nur an die Beschreibung, die uns Lukas vom Tempelbesuch der Heiligen Familie mit ihrem zwölfjährigen Jesus berichtet. Sie lassen ihm Freiheit, damit er sich seinen Altersgenossen anschließen und mit ihnen zusammen sein kann.

Aber was tut dieser Bengel! Er setzt sich ab, ohne auch nur eine Wort zusagen.

Und als die Eltern ihn schließlich nach drei Tagen qualvoller Suche im Tempel finden, geht er nicht feinfühlig auf ihre Angst ein, sondern fragt sie fast vorwurfsvoll:

Is was? Hättet ihr euch doch denken können, dass ich hier im Tempel geblieben bin, ich muss doch in dem sein, wo mein Vater zuhause ist!

Auch in der weiteren Entwicklungszeit Jesu hat es sicher manch harte Auseinandersetzung zwischen Eltern und Sohn gegeben – kommt ihnen das bekannt vor?

So wie Jesus sich später den Konflikten stellt und ihnen nicht ausweicht, muss er auch das Streiten gelernt haben – nicht kleinkariert, bissig und gehässig, sondern offen und ehrlich und ohne den andern aufs Tiefste zu verletzen oder an die Wand zu drücken.

Die Heilige Familie schwebte – weiß Gott nicht – abgehoben über den Menschen, unter denen sie lebte. Sie musste sich wie alle andern ganz dem normalen menschlichen Leben stellen – mit allen Höhen und Tiefen.

 

Trotz aller Normalität der Heiligen Familie ist eines an ihr echt bewundernswert, ja da können wir lernen: Sie lebte auch in ihrem Alltag in tiefer Gottverbundenheit und sie bemüht sich, den Willen Gottes zu erfüllen. In der Familie Jesu stehen die Herzen offen für die Botschaft und Gesetze Gottes.

 

Und genau darum kann Gott neben seiner Zuwendung und dem Geschenk der Gnade, auch mit seinen Zumutungen immer wieder bei Maria und Josef landen.

Beide sind bereit, ihre eigenen Ideen und eigenen Lebenspläne von Gott durchkreuzen zu lassen.

Dieses Verhalten ist vorbildlich, es setzt enormes Gottvertrauen voraus.

Aber dies ist genau der entscheidende Punkt, um den es geht – auch bei uns.

Welchen Stellenwert darf Gott und seine Botschaft in meinem Leben einnehmen?

 

 

 

Spielt Gott in meinem alltäglichen Leben, Gedanken, Arbeiten Handlungen und Gesprächen eine Rolle? Bin ich bereit, den Weg Gottes mit mir – an seiner Hand zu gehen?

Und glauben sie mir – sein Weg mit mir wird in vielem anders verlaufen, als ich es geplant habe.

 

Darüber muss sich jeder im Klaren sein. Ist Gott mir das wert? Geht meine Liebe und Dankbarkeit soweit? Das ist die entscheidende Frage – das ist der Knackpunkt für jeden von uns!

Äußerlich hat sich das Familienleben von damals im Vergleich zu heute natürlich in den Abläufen verändert, aber gleichgeblieben ist für uns Menschen heute der Wunsch Gottes, dass wir ihn immer wieder in die Gestaltung und Abläufe unserer Familie einbeziehen. Und da sind wir dran!

 

Erbitten wir beim gemeinsamen beten in der Familie Gottes Segen für unser Miteinander und auch für andere?

Erleben Kinder, dass ihre Eltern nach Gottes Willen fragen, ihm danken und gerade auch in kniffligen Situationen auf Gott vertrauen?

Stehen Eigenliebe und Nächstenliebe in einem guten Verhältnis zueinander?

Spüren die Kinder die Wertschätzung der Eltern auch in ihren Worten für andere Menschen?

 

Bei aller Mühe der Eltern werden Kinder ganz sicher – und auch Gott sei Dank – ihre eigenen Wege gehen und neben aller Freude den Eltern auch so manche Enttäuschung bereiten. Sie können sicher alle ein Lied davon singen. Für viele Eltern ist es nicht einfach, ihre Macht- und Hilflosigkeit auszuhalten.

 

Da wo Eltern, da wo sie sich beizeiten Mühe gaben, ihren Kindern Ehrfurcht vor Gott und jedem Menschen ins Herz zu legen, sich selbst zu achten und die eigene Größe und Würde nicht leichtfertig preiszugeben, da sollten Eltern aber auch fest darauf vertrauen, dass der Weg ihrer Kinder bei aller Eigenwilligkeit letztlich nicht in die Irre geht. Nichts von dem was sie ehrlich grundgelegt haben, wird verloren gehen.

Was Eltern bei aller Ohnmacht dann oft bleibt, ist ihr Gebet. Und da dürfen Eltern auch mal sagen, Herr Gott – es ist auch Dein Kind – jetzt bist Du dran!

 

Maria und Josef weihen ihr Kind Gott. Sie haben in Gott tiefes Vertrauen.

Wie oft sie es im Laufe der darauf folgenden Jahre auch außerhalb des Tempels getan haben, wird uns nicht berichtet. Aber es wird ganz sicher wiederholt stattgefunden haben. Das Wachsen, Reifen und Erstarken ihres Kindes haben sie sicher neben aller eigenen Mühe auch von Gott erfleht – und niemand weiß, wie oft Maria und Josef über diesen Jesus geweint haben.

Auch hierin können Maria und Josef uns und allen Eltern Vorbild sein.

Nichts, gar nichts prägt die Gesellschaft so sehr wie das, was jeweils in den einzelnen Familien gelebt und vermittelt wird.

Keine Persönlichkeit, kein Heiliger, aber auch kein Gauner ist je wundersam vom Himmel gefallen.

Wie sehr die einzelnen von unseren Kindern auch selbst an ihrem Charakter gearbeitet und ihn geformt haben, grundgelegt wurde ihr Wesen auch durch die Gaben des Himmels, aber besonders auch durch die Mühe von uns Eltern – und an vielen Stellen auch durch die Großeltern.

Wir feiern heute das Fest der Heiligen Familie. Heilig werden bedeutet nicht über den Wolken schweben. Es fängt mit so vielen kleinen Dingen am Boden an.

Heute ist ein guter Tag für einen neuen Anfang.

Amen

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