16.10.04 „Nobelpreis“

Wort zum Sonntag 16.10.04 „Nobelpreis“

Jedes Jahr erhalten bedeutende Menschen für hervorragendste Leistungen den Nobelpreis. Mein Respekt. Bedeutender noch als das viele Geld ist die weltweite Anerkennung und Würdigung. Da werden teils scheue Menschen die an Lösungen der Menschheitsprobleme mitwirkten, die oft in aller Stille forschten und arbeiteten für kurze Zeit ins Licht der Öffentlichkeit gestellt. Dauerhafte Aufmerksamkeit genießen meist andere: Schauspieler, Politiker Adlige, na eben die High Society.

Hat Jesus nicht etwas Ähnliches getan, als er uns die Seligpreisungen überlieferte. Für kurze Zeit hat er die Aufmerksamkeit von den Honoratioren, den Angesehenen, den Hochwürden auf jene Menschen gelenkt, die seiner Ansicht die Preisträger durch Gott sind. Die Armen, die das Reich Gottes erwarten, die Friedfertigen, die Trauernden usw. Er hat die herrschende Rangordnung auf den Kopf gestellt.

Müßten wir nicht wie die Stiftung des Alfred Nobel die Seligpreisungen auch jedes Jahr aktualisieren und die Menschen in das Licht der öffentlichen Anerkennung rücken, die Jesus heute selig preisen würde. Meine Vorschläge wird man sicher nicht in maßgeblichen Kreisen von Kirche und Gesellschaft lesen, aber dennoch möchte ich laut nachdenken über Menschen und Gruppen, die Jesus heute selig preisen könnte.

Ich schlage zur Seligpreisung die Männer und Frauen (auch Jugendliche) vor, die sich selbst durch Prügel von oben oder von unten nicht davon abhalten lassen sich in unseren Gemeinden aktiv zu engagieren.

Ich schlage die vor, die stundenlang beim Arbeitsamt sitzen und ihre hundertste Bewerbung abgegeben haben, weil sie unbedingt arbeiten wollen, auch um ihrer Familien willen.

Seligzupreisen sind sicher auch jene, die trotz großer Ärgernisse, Skandale und peinlicher Vorfälle in den Reihen kirchlicher Amtsträger, ihr Leben weiter an Gottes Botschaft ausrichten und der Kirche nicht den Rücken zu

drehen.

Selig gepriesen wünsche ich mir auch die, die sich bemühen nach bestem Wissen und Gewissen ein christliches Leben zu führen, obwohl sie nicht ins offizielle Schema passen: wiederverheiratet Geschiedene, gleichgeschlechtlich Liebende, vom Zölibat überforderte u.v.m.

Gerne würde ich aus meinem persönlichen Bekanntenkreis noch welche vorschlagen, aber ich fürchte denen wäre diese Öffentlichkeit peinlich.

Ich denke da an Menschen, die mit höchstem persönlichen Einsatz über Jahre Hilfstransporte für die Ärmsten organisieren.

Ich denke da an Frauen und Männer, die unter großen persönlichen Opfern kranke und behinderte Angehörige pflegen, zuhause oder im Heim.

Ich denke da an Menschen, die auf der Finalstrecke des Lebens nach jahrelangem Streit in der Familie, den ersten schweren Schritt zur Versöhnung gehen.

Ich denke an LehrerInnnen die sich für unsere Kinder einsetzen weil sie sie gerne haben.

Auch Ihnen werden „preiswürdige“ Menschen in Ihrer Nähe einfallen.

Auch wenn moderne Theologen die Seligpreisungen als Paß für den Himmel nehmen, Jesus wollte die Armen , die Trauernden, die Niedergedrückten nur aufrichten, ihnen Trost geben und Mut machen, ihnen Hoffnung geben. Er sieht den Kampf und das Ringen seiner Zuhörer um Gottes Wohlgefallen und ermutigt sie weiterzugehen.

Das gilt auch heute für uns Christen und alle die an den einen Gott glauben – welchen Namen sie ihm auch gegeben haben – unseren Weg gegen den inner- und außerkirchlichen Strom der Zeit weiterzugehen und fordert jeden von uns heraus, unsere Lebensgestaltung am Anspruch des Reiches Gottes zu messen.

Der Sonntag könnte ein guter Anfang sein.

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