22.06.08 „Wo zwei oder drei …….“

Wort zum Sonntag 21./22. Juni 2008 „Wo zwei oder drei …….“

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!“, diese Stelle bei Matthäus kennt jeder, diesen schönen Kanon können wir fast alle singen. Zwei oder drei, das sind noch deutlich weniger als die verbleibende Schar der Gerechten in Gomorrha. Und was ist wenn 200 oder zwanzigtausend oder 200-tausend zusammen kommen? Wer nie auf einem Kirchentag oder nie auf einem Katholikentag war, ist eigentlich arm dran, hat wirklich etwas versäumt. Wer nie in die frohen und lebendigen und strahlenden Gesichter dieser riesigen Zahl von Kindern und Jugendlichen – aber auch Alten und Behinderten – geschaut hat, kann kaum wissen, vielleicht nicht mal ahnen, wie schön, hilfreich und lebendig machend unser Glaube ist, wie heilend und lebensfroh unser Glaube tut, der uns mit dem einen Gott und untereinander verbindet. Da fährt man dann begeistert aus Deutschland und aller Welt zum Papst nach Köln, zum Kirchentag nach Berlin, zu Katholikentag nach Osnabrück oder sogar zum Weltjugendtag nach Australien.

Früher war alles einfacher, vielleicht – aber nicht unbedingt hilfreicher: Am Sonntagmorgen mindestens drei Messen, nachmittags Kinder- oder Christenlehre (immer wenn Kalle Blomquist im Radio war L) und abends noch eine Andacht oder Fastenpredigt. Alle Termine waren gut besucht, alle Bänke besetzt. Seit Jahrhunderten wird die Vergangenheit beschönigt und die Zukunft bedauert. Es liegt mir fern in das Klagen und Stöhnen auch offizieller Stellen einzustimmen. Es liegt mir noch ferner zu glauben, dass die Kinder und Jugendlichen heute schlechter sind als früher. Einzig große Freude und Dankbarkeit und riesengroße Hoffnung findet bei mir Platz, wenn ich die aktiven und engagierten Jugendlichen in unseren Gemeinden sehe, wenn ich die grenzenlose aber nicht unkritische Begeisterung auf den Großveranstaltungen erfahren darf. Ohne die vielen hochmotivierten Jugendleiter gäbe es keine Gruppenstunden, deutlich weniger gute Freizeitangebote, ohne die ehrenamtlichen mehrheitlich Frauen wäre Caritas und Diakonie, Krankenbetreuung und Behindertenhilfe fast tot, ohne Männer und Frauen, die die Ärmel aufkrempeln, gäbe es kein Kolping, keine Schützenvereine, keine Libelle und kein Droste-Haus. Unsere Kirche, unser Glaube, unsere Erfahrungen als Gemeinschaft der Christen zehren von den Anstrengungen derer, die versuchen Glauben überzeugt in Wort und Tat zu leben, natürlich gehören dazu auch die, die ganz im Dienst der Kirche stehen, die ihren Auftrag, ihre Berufung und Sendung begriffen haben. Hauptsächlich wurde unser Glaube aber seit Jahrtausenden weitergegeben, weil engagierte Menschen sich eingebracht haben, weil Jugendliche und Eltern, Gesunde und Kranke, Kinder und Alte ihren ihnen eigenen Glauben weitergesagt haben. Viele Initiativen der frohen Glaubensweitergabe sind in unserer Generation entstanden, besonders seit dem Konzil, undenkbar zu Zeiten unserer Großeltern. Laien übernehmen Verantwortung, interessierte und engagierte Frauen und Männer geben ihren Glauben und ihre persönliche Glaubenserfahrung weiter (Kommunion, Firmung, Konfirmation, Ehevorbereitung). Sie suchen und finden Platz und Freiraum ihre selbst erfahrene Frohe Botschaft des Glaubens zu leben und zu verkünden. Ich glaube an den allmächtigen, den für die Menschen wohlwollenden Gott. Und wenn Gott in dieser Zeit – zumindest in unseren Breiten – nicht mehr Priester, so wie wir sie kennen, ruft und beruft, er wird sich was dabei denken. Dass zu jeder Zeit das geschieht, wohlverstanden, was Gott will, davon bin ich überzeugt. Und wenn Gott wollte, dass wir mehr Priester hätten – lächerlich, er würde den Weg zu den Frauen und Männern finden. Mein Glaube, unser Glaube und der Glaube unserer Kinder wird uns allen durch Gott geschenkt. Und diese Botschaft ist nicht wirksamer, wenn ich sie als Diakon weitersage, das wäre schon sehr eigenartig. „Wo zwei oder drei …..“ das könnte die Lösung sein. In Osnabrück, aber auch in Gruppen unserer Gemeinde, bei guten Freunden, ja auch in meiner Familie habe ich das oft gespürt. Mein Gott und ich hoffe, dass das auch der Gott der Menschen in Paderborn und Rom ist, ist immer bei und mit uns und er wird nicht zulassen, dass seine Kirche (durch uns) kaputt geht, jedenfalls nicht, so lange sich noch „zwei oder drei in seinem Namen versammeln“. „Zwei oder drei“, das könnte sein wie eine Oase in der Wüste unseres Lebens, danach geht es mit neuer Kraft wieder los, den zu suchen und zu finden und zu sehen, der immer schon für uns da war.

Vielleicht haben sie an diesem Sonntag, oder im Urlaub, vielleicht auch mit dem Partner oder Freund Zeit und Muße sein Lied zu singen „Wo zwei oder drei ….“

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

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