11.07.09 „Gebt Zeichen des Friedens!“

Wort zum Sonntag 11.07.09 „Gebt Zeichen des Friedens!“

Es ist schon einige Jahre her. Meine Frau und ich machten ein paar Tage Urlaub in Paris und besuchten natürlich auch die auf dem Montmartre gelegene Basilika Sacré-Cœur. Es begann gerade eine Heilige Messe und wir nahmen ganz bescheiden in der letzten Reihe Platz. Mindestens 15 Reihen trennten uns von der mitfeiernden Gemeinde vorne in der Kirche. Auch ohne Französischkenntnisse kann man die Heilige Messe gut mitfeiern. Als der Priester zum Friedensgruß aufforderte, kam eine ältere Dame ganz von vorne zu uns, um uns die Hand zum Friedensgruß zu reichen. Dadurch eingeladen, haben wir den Rest der Messe vorne in der Gemeinschaft mitgefeiert. Wir haben uns angenommen, aufgenommen und wohl gefühlt. Manche Priester und Gläubige tun sich leider oft schwer damit. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wie oft kurz vor der Kommunion vom Frieden die Rede ist? Nach dem Vater Unser: …..und gib Frieden in unseren Tagen!“ Im Friedensgebet: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch!“ und dann weiter: …….schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden!“ Dann der Friedensgruß: Der Friede des Herrn sei allezeit mit Euch!“ und im dritten Teil des Lamm Gottes: ….gib uns deinen Frieden!“ Was ist das für ein Frieden um den der Priester vor dem heiligen Mahl so oft betet? Erst wenn man sich die Ursprünge anschaut, versteht man, warum in der Gemeinschaft aller Christen so intensiv um den Frieden gebetet wird – und zwar um den Frieden Gottes, aus dem heraus unser Friede erst wachsen kann. Der Friede Gottes – im Hebräischen „shalom“ – meint ein Heilsein im umfassenden Sinn. Shalom – das ist: Mit sich, mit Gott und der Welt, mit Gott und den Menschen, mit Gott und seiner Schöpfung, der Natur, im Reinen sein – und nicht durch Raffen und Ausbeuten, durch Habenwollen und egoistisches Sich-Abkapseln den Frieden und die Gemeinschaft mit der Natur, mit dem Mitmenschen, ja, mit Gott zu zerstören. Shalom – das ist: Ich selbst sein, ohne in einer anonymen Masse unterzugehen – und dennoch mit Gott und der Welt in einem tiefen Frieden leben und heile Gemeinschaft haben. Das alles meint das Gebet um den Frieden. Das alles meint der Gruß der heiligen Messe: „Der Friede – des Herrn sei mit euch!“ Erinnern Sie sich noch an die tollen Evangelienstellen um Ostern, in denen von den Freunden Jesu, seinen Jüngerinnen und Jüngern, die Rede war? Vor ein paar Wochen noch eine starke, mutige Gemeinschaft; Menschen, die etwas zustande brachten in der Nachfolge Jesu, Menschen, von deren Glauben man redete und bei denen andere Hilfe suchten – doch dann waren plötzlich die dunklen Stunden da, andere Mächte schienen die Überhand zu gewinnen, der eigene Glaube war doch nicht so stark und groß wie gedacht, sie machten sich schuldig, sie waren enttäuscht, grenzenlos enttäuscht von sich selbst, von ihrem HERRN – sie waren fassungslos, abgrundtief traurig und der Situation einfach nicht gewachsen. Der Schmerz, die Wut und Trauer wurden zu groß – sie gingen auseinander, sie flohen – scheinbar gab’s keinen gemeinsamen Weg mehr – jeder suchte seinen Weg, um mit dem Geschehenen fertig zu werden. …… da kam Jesus und trat in ihre Mitte!“ ER kommt nicht zu den Vollkommenen, er kommt zu den Versagern, zu dem armseligen Häuflein, das schuldig geworden ist, die an sich selbst und ihrem Glauben scheiterten. Wo die Angst am größten ist, wo der Boden am schlimmsten wankt, wo sich Verzweiflung durchsetzt und die Ohnmacht fasst lähmt. Da ist ER – und heute auch noch. Er kommt mitten hinein und sagt: „Friede sei mit Euch!“ Es ist geschafft! Die Schuld ist bezahlt! Die Sache ist erledigt! Gott hat sie erledigt! Friede sei mit Euch! Das erlösende erste Wort nach seiner Auferstehung! Nachdem Jesus noch ein zweites Mal seinen Jüngern den Friedensgruß zuspricht, gibt ER ihnen den Auftrag, diesen Frieden nicht zu horten und nicht für sich zu behalten, sondern ihn weiterzugeben diesen Frieden gegen alles Unrecht in unsere Welt zu tragen. Jesus spricht das kurze, aber sehr bedeutungsvolle Sendungswort: „Gleichwie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Wie die Jünger dürfen und sollen auch wir das Tor sein, durch das Er in diese Welt kommt. Er sendet uns, damit unser Leben ein Beispiel Seines liebenden und versöhnenden Lebens wird in der Wüste dieser Zeit. Und Jesus meint jeden von uns: FRIEDE SEI MIT EUCH – FRIEDE SEI MIT DIR! Lasst uns einander seinen Friedensgruß als Heil für diese Welt, Heil für uns persönlich und für unsere Familien und Gemeinden weitergeben und zusprechen – auch, aber nicht nur in jedem Gottesdienst.

Ihnen und Ihren Familien einen friedvollen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

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