Friedensgebet St. Marien Kaunitz Advent 2018

Friedensgebet St. Marien Kaunitz Advent 2018

Begrüßung:

Deine Stimme hat uns gerufen, Gott, auch an diesem Tag.
Du sprichst und rufst ein Wort, das Antwort verlangt.
Wo Taubheit ist, da bist du nicht.

Deine Stimme hat uns gerufen, Gott.
Dein Wort hat uns geschaffen.
Du hast uns zusammengefügt – als Menschen. – Aber lass uns neue Menschen sein.

Wir haben ein Ziel, das vorausliegt.
Wir spielen uns ein auf deine Zukunft.
Wir bitten darum, dass wir einander nicht schaden,
sondern mit Sinn und Fruchtbarkeit erfüllen,
was heute noch sinnlos und unmenschlich ist.

Du hast deine Wohnung unter uns genommen, Gott.
Und überall, wo Menschen leben, bist du zugegen.
Lass uns deshalb deine Gegenwart ehren und gib uns Kraft,
einander aufzubauen zu deiner Stadt auf Erden,
wo du uns Licht bist und in der die Liebe wohnt.

Petrus 3,8-12:
Seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig!
Vergeltet nicht Böses mit Bösem.
Stattdessen segnet, denn ihr seid dazu berufen, Segen zu erhalten.
Es heißt nämlich: Wer das Leben liebt und gute Tage sehen möchte, der soll nichts Böses und Falsches sagen.
Meide das Böse und tue das Gute. Suche den Frieden und jage ihm nach.
Denn die Augen des Herrn blicken auf die Gerechten, er sieht ihre Bitten; aber das Gesicht des Herrn richtet sich gegen die Bösen.

LIED: Ins Wasser fällt ein Stein

Bei Matthäus heißt es:
Weiter sage ich euch: alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.

Du hast uns viel Macht gegeben

Du Schöpfer dieser Welt.
Wir leben von deiner Güte und Weisheit.
Die Welt gehört nicht uns, sie gehört dir.
Unsere Wissenschaft geht deinen Gedanken nach.
Unsere Technik verlässt sich auf deine Gesetze.
Unsere Wirtschaft lebt von deinen Gütern.
Unsere Politik ist dir verantwortlich.
Wir danken dir für Geist und Kraft der Menschen, denn Geist und Kraft sind von dir.
Du hast uns den Frieden anvertraut, die Freude und das Glück aller Menschen.
Wir bitten dich für jeden Menschen auf dieser Erde, dessen Frieden und Glück in Gefahr sind.
Wir bitten dich, bewahre uns den Frieden und bewahre uns davor,
den Frieden anderer zu gefährden; den Frieden unserer Familien, Freunde und Nachbarn und aller, denen wir begegnen.
Gott, uns Menschen ist viel Macht gegeben.
Was deine Weisheit geschaffen hat, ist uns unweisen Menschen anvertraut.

Was du gegeben hast, damit wir leben können,
ist Gefahr geworden für unser aller Leben.
Wir möchten dir danken für deine Welt.
Wir möchten einander schützen vor Gewalt und Hass.
Wir möchten deine Gaben behüten: die Menschen, ihr Glück und das Leben alles Lebendigen.
Wir bitten dich, Schöpfer dieser Welt,
hilf uns und gib Gelingen. AMEN

LIED: 221 1+2+5 Kündet allen in der Not

Gott, wir suchen Frieden: Für die Menschen in unserem Land. Für die Menschen in der ganzen Welt. Wir suchen Frieden mit deiner Schöpfung. Wir suchen Frieden zwischen den Religionen, zwischen katholischen und evangelischen Christen und in unserer Kirche. Wir suchen Frieden miteinander, mit uns selbst, und mit dir.

Gott, wir sehen Kriege. Wir sehen, dass die Erde ausgebeutet wird. Wir sehen Hass und Gewalt. Wir erleben Krisen, Krankheit, Leid und Tod. Wir sehen, dass viele Menschen dich vergessen haben. Aber wir erleben immer wieder Zeichen deiner Nähe.

Gott, wir danken dir für alle, die sich für Frieden einsetzen, für Gerechtigkeit – heute und in der Zukunft. Wir danken dir für deinen Sohn, Jesus Christus. Er ist unser Friede. Er hilft uns, Friedensstifter zu sein.

Krieg und Frieden  eine Geschichte aus der Zeitung „Die Zeit“
Der erste Weihnachtsfeiertag verlief in meiner Kindheit immer gleich.
Meine Mutter briet unter unweihnachtlichen Flüchen eine Gans, mein Vater saß in seinem Arbeitszimmer und tat so, als gehöre er nicht zur Familie, meine Brüder und ich lungerten vor der Küche herum und stritten, wer gleich beim Essen Brust oder Keule des Vogels erhalten würde.
In einem Jahr – es muss 1979 oder 80 gewesen sein – teilte unsere Mutter mit, dass wir am ersten Feiertag Gäste erwarteten: drei junge Männer aus Eritrea .
Sie seien wegen des Unabhängigkeitskrieges gegen Äthiopien aus ihrem Land geflohen und hätten Zuflucht in unserer schönen Heimatstadt Ulm gefunden. Nun gelte es, sie willkommen zu heißen und ihnen das Einleben zu erleichtern.

Mein jüngerer Bruder wandte besorgt ein, der Gänsebraten sei nicht groß genug für so viele Personen. Auch mein anderer Bruder und ich waren nicht begeistert von der Aussicht, mit fremden Männern aus einem fremden Land Weihnachten zu feiern.
„In welcher Sprache sollen wir denn mit denen reden?“, fragte ich. „Die sprechen Italienisch“, gab meine Mutter zurück, „Eritrea war italienische Kolonie.“ Na toll, dachte ich. Die Einzige in der Familie, die Italienisch konnte, war ich.

Die Gäste kamen und wurden uns vorgestellt. Einer hieß Fitui, der zweite Mussjeh, an den Namen des dritten erinnere ich mich nicht. Sie kamen uns vor wie die drei Könige aus dem Morgenland, nur dass sie nicht prächtig angezogen waren und keinen Weihrauch und keine Myrrhe mitbrachten. Sie waren schüchtern, antworteten zurückhaltend auf unsere Fragen. Irgendwann stellte sich heraus, dass sie neben Italienisch auch ein wenig Englisch sprachen, und so wurde die Kommunikation allmählich lebhafter.

Es wurde der einzige Weihnachtsfeiertag, an dem mein kleiner Bruder vergaß, sich mit uns um das Bruststück der Gans zu streiten. Gebannt lauschten wir den Erzählungen der Männer von den Kämpfen der eritreischen Rebellenbewegung EPLF, von ihrer Sehnsucht nach Unabhängigkeit und der Sorge um ihre Angehörigen, die in Eritrea zurückgeblieben waren.
Der Älteste von ihnen, Fitui, war verheiratet, seine Frau wartete in einem Flüchtlingslager auf ihre Ausreise, und er hatte keine Ahnung, ob er sie je wiedersehen würde.
An diesem Tag begriffen wir Kinder zum ersten Mal die Bedeutung des Wortes Frieden und wie es ist, wenn man nicht – wie wir – im Frieden lebt, sondern im Krieg. Es wurde uns bewusst, dass es völlig andere Realitäten gibt als die schwäbische Kleinstadtidylle, die wir bis dahin kannten.

Fitui und Mussjeh leben heute noch in Ulm. Sie haben Kinder, die inzwischen erwachsen sind, und meine Mutter wird zu ihren Familienfesten eingeladen. Jedes Jahr an Weihnachten erinnere ich mich an die Begegnung mit den drei Königen aus dem Morgenland und bin dankbar, dass sie mir damals ein viel wertvolleres Geschenk gemacht haben als Weihrauch und Myrrhe: Sie haben meinen Blick auf die Welt erweitert.

LIED: 225 Wir ziehen vor die Tore der Stadt

Wunschzettel
A: Zu Weihnachten wünsche ich mir …

U: … nicht nur etwas für mich selbst.

A: Ich wünsche mir, dass Menschen, die einsam sind, Freunde finden.

U: Ich wünsche mir, dass Menschen, die keine Träume haben, das Träumen lernen.

A: Ich wünsche mir, dass Menschen, die Hunger leiden, satt werden.

U: Ich wünsche mir, dass Menschen dort, wo Krieg herrscht, den Frieden kennen lernen.

A: Ich wünsche mir, dass Kinder anderswo auf der Welt, die nicht zur Schule gehen können, etwas lernen dürfen.

U: Ich wünsche mir, dass Kinder nirgendwo und niemals misshandelt oder missbraucht werden.

A: Zu Weihnachten wünsche ich mir …

U: … dass alle Menschen auf der Welt zu einer großen Familie werden…

A: … dass sie miteinander feiern, singen und teilen.

U: Ich wünsche mir, dass sie die Welt zu einem Ort machen, an dem alle gut leben können –
so wie du es für deine Schöpfung gewollt hast.

(Wir versammeln uns vor der Krippe) VATER UNSER  (an die Hand nehmen)
(Als Zeichen des Friedens und der Versöhnung zeichnen wir unserem Nachbarn rechts und links ein
Kreuz auf die Stirn)


Viele Wege haben uns hier zusammengeführt.
Täglich gehen wir Wege, die uns mit anderen Menschen zusammenführen,
und Wege, die uns trennen.
Manchmal brauchen wir Mut und Hilfe, um Wege des Friedens zu gehen.
Wege des Friedens entstehen nur, wenn wir sie gehen,
wenn wir mutig den Weg unter die Füße nehmen und auf andere zugehen.
Jesus Christus ist für uns zum Weg geworden.
Im Vertrauen auf ihn können wir den Weg gehen, den er uns gezeigt hat.
Sein Weg war ein Weg des Friedens und der Liebe.
In Jesus ist Gott zu den Menschen gekommen und hat Schritte des Friedens gewagt.

Jesus Christus, der in unserer Mitte ist, will unsere Schritte auf den Weg des Friedens lenken.
Wir können das schaffen!
Dazu gebe uns Kraft und segne uns der treue und liebende Gott, der Vater mit dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen
Euch und Euren Familien wünschen wir ein gesegnetes Weihnachtsfest, Frieden in der Familie und vor allem Frieden in Euch selbst.
Danke für das Mitbeten in diesem Jahr. Mich haben diese Friedensgebete ganz schön verändert, zum Heiligenschein fehlt noch ein bisschen – aber wir machen weiter.
Kommt gut nach Hause – und jetzt singen wir noch:

LIED: 233 O Herr, wenn Du kommst

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