FRÜHSCHICHT 3. Advent 2008 – Licht in der Finsternis

 

FRÜHSCHICHT 3. Advent 2008 – Licht in der Finsternis

Lied: Du bist das Licht der Welt


Im Uranfang vor aller Zeit, war er, das Wort.
Und er war bei Gott. Und Gott war bei ihm.

Alles wurde durch ihn.
Ohne ihn wurde nichts.

In ihm war Leben.
Im ihm war Licht.

Und das Licht strahlte auf. Gegen die Finsternis.
Und die Finsternis mußte weichen.

Er, das Wort, das wahre Licht, er kam in die Welt.
Er kam in sein eigenes Land.
Aber die Menschen erkannten ihn nicht.
Sie nahmen ihn nicht auf.

Manche aber sahen ihn.
Und sie wurden Kinder Gottes, voller Leben.

Er das Wort, das wahre Licht,
er wurde ein Mensch von Fleisch und Blut.
Und er wohnte unter uns Menschen.
und wir sahen seine Macht und Hoheit,
die vom Vater kam.

Und er beschenkte uns aus seinem Reichtum.
Er überschüttete uns mit Gnade.

Und niemand sieht Gott. Nur er, der einzige Sohn,
der dem Vater ganz nahe ist, er zeigt uns Gott. (Jörg Zink)

Johannes 8, Verse 12 – 16:

„Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. Wenn ich aber richte, so ist mein Richten gerecht; denn ich bin’s nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat.“

Walter Habdank – „Licht in der Finsternis“

Ein bekanntes Bild von Walter Habdank. Zwei Menschen sind zu erkennen. Das ist eher ungewöhnlich, denn bei einer Gestaltung des Wortes: Ich bin das Licht der Welt! hätte man ja durchaus erwarten können, dass nur einer dargestellt wird, eben der, der dies Licht ist. Es sind aber zwei – ein Mann, der uns anblickt, mit offenem Blick, ein wenig nachdenklich und fragend, nach vorn gerichtet. Sie – die Frau neben ihm – schmiegt sich an ihn und blickt ihn an – unsicher – vertrauend – liebevoll. Um sie herum ist die Farbe GELB – die Farbe der Sonne, die Farbe des Lichtes. Und auf ihren Gesichtern erscheint diese Farbe wieder, es leuchtet von ihnen zurück. Geborgenheit und Frieden geht von den Gesichtern aus: Sich -Anlehnen-Können und Vertauen-Haben.

Wer sind diese beiden? Vielleicht Maria und Josef? Einfach ein Mann und eine Frau? Oder ein Mann und ein Kind? Oder vielleicht ist der Mann der blinde Bartimäus, der von Jesus geheilt wurde? All das muss nicht sein. Der Mann macht eine Geste, als wolle er etwas erzählen. Etwa eine Geschichte wie diese:

Ein Rabbi fragte einen gläubigen Juden:
„Wann weicht die Nacht dem Tag? Woran erkennt man das?“ Der versuchte eine Antwort: „Vielleicht, wenn man den ersten Lichtschimmer am Himmel sieht? Oder wenn man einen Busch schon von einem Menschen unterscheiden kann?“ „Nein“ sagt der Rabbi, „die Nacht weicht dem Tag, wenn der eine im Gesicht des anderen den Bruder und die Schwester sieht. Solange das nicht der Fall ist, ist die Nacht noch in uns.“

Christus ist das Licht der Welt, weil er uns den Blick ermöglicht, im anderen die Schwester, den Bruder zu sehen. Wie tröstlich ist dies für alle, die sich nur ablehnenden, abweisenden Menschen umgeben fühlen und die deshalb so mutlos sind. Ihnen gilt die frohe Botschaft: „Mache die Augen auf! In Jesu Licht wirst du erkennen, dass auch für dich jemand da ist, der wirklich dich meint, dem du ganz wichtig bist.“

Hilfreich für die Menschen, die meinen, nur vom Bösen bedroht zu sein. Die sich ganz klein und hilflos fühlen in ihrer Angst. Für sie gilt: „Mach die Augen auf! In Jesu Licht wirst du erkennen, dass es Menschen gibt, die es gut mit dir meinen, die starke und rettende Hände haben, die dich halten und die dich führen.“

Jesus ist das Licht – er zeigt sich dir im anderen Menschen. Sein Licht spiegeln die Gesichter der Menschen wider, die guten Willens sind, die versuchen, anderen die Schwester, den Bruder zu sehen. Menschen, die nicht wegschauen, sondern die einen offenen Blick haben. Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Er sagt nicht: Ich bin das Lichtlein für die Erbauung im stillen Kämmerlein, für den einzelnen im frommen Winkelchen. Zu seinen Jüngern spricht er, einer Gemeinschaft also, die bekanntlich nicht immer lieb und nett zueinander war, sondern sich öfter stritt. Kein Bereich der Welt ist für Jesus verschlossen. „Die im Dunkeln sieht man nicht.“ Bei Jesus gilt dies nicht. Im Gegenteil! Das Licht Gottes fällt gerade da hin, wo Menschen ins Dunkel gedrängt werden, an den Rand der Gesellschaft, die, die draußen vor der Tür bleiben müssen, wenn andere feiern. Weil Jesus dies so deutlich sagte: „Ich bin das Licht der Welt – und zwar gerade für die, die Ihr lieber im Dunkeln lasst“ – deshalb wurde er verfolgt von denen, die Veränderungen nicht wollten und die ihn am Ende ans Kreuz schlugen. Bis heute hat sich nicht viel geändert. Wer bei der Melodie „Und man siehet die im Lichte, doch die im Dunkeln sieht man nicht.“ nicht laut genug mitsingt, wer sich dafür einsetzt, dass die „im Dunkeln“ dieselben Rechte haben wie die im Licht, der spürt ebenso die Zähne des Haifisches wie damals. Die, die sich selbst in rechte Licht gerückt haben, werden immer daran fest halten, dass dieses Licht für möglichst wenig Auserwählte scheinen möge.

Doch das Licht Jesu will für alle Menschen in der Welt scheinen. Und es ist gut, dass dieses Wort mit einer großen Verheißung verbunden ist: „Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ Dass heißt doch, es lohnt sich, dem Licht zu trauen. Es lohnt sich, im anderen Menschen seine Schwester und seinen Bruder zu erkennen. Und nicht seinen möglichen Feind, Gegner oder Konkurrenten. Und dies eben nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern als grundsätzliche Haltung im ganzen Jahr. Wenn wir dieses Licht hineinlassen in unser Herz, dann bringt es Gesichter zum Strahlen. Dann wird unser Leben wärmer und klarer, wir erfahren Geborgenheit und können wieder in eine Richtung schauen.

Weihnachten, das ist nicht ein Licht, das man einmal im Jahr anknipsen kann und dann geht es nach einem kurzen Moment wieder aus. Das kann ja kein Herz hell machen, das kann kein Gesicht zum Strahlen bringen. Von Weihnachten kann ein Licht ausgehen, das an jedem Tag neu entdeckt werden muss. Das Licht Jesus Christi kann uns jeden Tag erleuchten, nur müssen wir dann seine Botschaft möglichst immer wieder neu hören und leben und erleben. Es gibt viele Möglichkeiten dafür: Das tägliche Gebet auch für die oder den, die ich nicht mag, der Krankenbesuch, der lange rausgeschobene Anruf, endlich das Wort der Versöhnung sagen. Wie auch immer – wir können oft genug mit Jesu lichtvoller Botschaft in Berührung kommen. So kann das Licht Jesu Christi unseren Weg hell machen, Menschen zusammenführen und Hoffnung schenken – und nicht zuletzt Gesichter zum Strahlen bringen.

Das wünsche ich uns allen von Herzen für den Rest der Adventszeit, für Weihnachten und für das kommende Jahr.

Lied:

Allmächtiger Gott, Schöpfer der Welt.
Unfaßbar bist du in deiner Größe
und begegnest uns in der Gestalt eines Kindes.
Erhaben bist du über alles
und machst dich angreifbar und verletzlich.
Du, unser Helfer,
suchst unseren Beistand.
Wir können das nicht zusammendenken,
was bei dir, Gott, zusammengehört.
Oft wähnen wir dich nur in unendlicher Ferne,
selbstgenügsam und unberührt von unserem Leben,
dann aber mißbrauchen wir auch deine Nähe,
spannen dich ein für unsere Ziele
und machen mit dir einfach, was wir wollen,
ohne Ehrfurcht, ohne Respekt.
Hol uns zurück, Gott, von unseren Irrwegen.
Laß uns dein wahres Wesen erkennen
und dich lieben und ehren, so wie du bist:
als menschlicher Gott,
offenbar und geheimnisvoll,
mächtig und zart.
In Jesus Christus, deinem Sohn unserem Bruder, der mit dir im Heiligen Geist lebt und liebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Gebet

Wenn es wahr ist, Gott, dass im Stall von Bethlehem dein Wort Mensch geworden ist, dann kann nicht alles so bleiben wie es ist.

Wenn in der Heiligen Nacht der Himmel auf die Erde gekommen ist, kann die Welt nicht länger so tun, als könne sie weiter ihren Gang gehen.

Weil du, Gott, zu uns Menschen gekommen bist,
kommen auch wir zusammen.
Weil du, Gott, Kind geworden bist,
lass uns auch unsere Kinder so annehmen wie sie sind.
Weil du, Gott, Bruder geworden bist,
darum lass auch uns zu Geschwistern werden.
Weil du, Gott, Himmel und Erde versöhnt hast,
versöhne auch uns miteinander.

Wenn es wahr ist, dass der Stern von Bethlehem nicht nur schöne Legende ist, sondern auch unser Leben hell machen will, dann mache du, Gott, Kind in der Krippe zu dem, was wir sein können: Kinder Gottes, deren Leben erleuchtet und frei ist.

Wenn es wahr ist, dass der Stern von Bethlehem nicht nur schöne Legende ist, dann kann es nicht angehen, das die Mächtigen befehlen und die kleinen Leute darunter leiden müssen

Dann kann es nicht sein, dass Kinder und Frauen geschlagen und unterdrückt werden – und keinem geht ein Licht auf.

Dann kann es nicht sein, wenn böse Kriege geführt werden, die nur das Leid Unschuldiger zur Folge haben – und keinem geht ein Licht auf.

Dein Licht, ewiges Wort, scheint in der Finsternis. Dich wollen wir aufnehmen. Und du überschüttest uns mit Gnade.

Gott, unser Vater,
das ist die gute Nachricht von Weihnachten,
dass du nicht der ferne, stumme Gott geblieben bist.
In Jesus Christus bist du uns nahe gekommen
als ein Mensch, der uns versteht,
als ein mitleidender, mitfühlender, helfender Bruder.
Und weil du dich nicht gescheut hast, Mensch zu werden,
in unsere Welt und in unsere Sprache zu kommen,
darum scheuen auch wir uns nicht, mit dir menschlich zu reden,
alles vor dich zu bringen, was uns am Herzen liegt.

Wir bringen vor dich die vielen Menschen,
die zu deiner Weihnachtsfreude keinen Zugang haben.
Leuchte hinein in die Abgründe ihrer Zweifel,
in die Tiefen ihrer Not.

Wir nennen dir auch alle,
die nicht glauben wollen,
die ihren Lebensinhalt allein im Verdienen und Genießen sehen
und sich darin für modern und fortschrittlich halten.
Wir bitten dich für alle, die kalt und berechnend sind,
die ihre Mitmenschen wie Sachen oder Mittel zum Zweck gebrauchen,
und in deren Leben du nicht vorkommst.

Und nicht zuletzt bitten wir dich, Gott, für uns selbst,
weil in all dem sich auch verborgene Seiten von uns zeigen.


Im Namen deines Sohnes Jesus Christus beten wir gemeinsam:

VATER UNSER

SEGEN
 

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