Ostern 2007 “ Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Wort zum Sonntag (Ostern) 2007 Grabesruhe? – Nicht für Jesus!“

Ohne Ostern brauchten Sie nicht weiter lesen, ohne Ostern wäre nämlich niemand von uns Christ. Jesus wäre längst vergessen – echt tot –, wäre nicht der Ostermorgen gewesen. Die Auferstehung macht unseren Glauben aus, aus dieser Hoffnung leben wir. Leid und Tod behalten nicht das letzte Wort. Vom Anfang der Christenheit wurde dieses weitergegeben. Von Jesus zu den Aposteln, von den Aposteln zu den Christen, von den Eltern zu den Kindern, und, und, und….. Allein kann niemand glauben. Wir alle stehen auf den Schultern derer, die vor uns glaubten. Wir wären sonst viel zu klein, würden nichts sehen und könnten nichts verstehen. Auf den dritten Tag, zwei Tage nach Karfreitag, wird dieses lebensträchtige Geschehen datiert. Warum erst am dritten Tag, warum nicht gleich oder später? Was hat Jesus gemacht seit diesem schrecklichen Karfreitag? Lag er still im Grab, war kaltgestellt, mundtot oder sogar mausetot? Oder hatte er an diesen zwei Tagen und zwei Nächten Wichtigeres vor? Konnte er nicht eher zurückkehren in das Leben? Eine der tiefsten und gehaltsvollen Antworten auf diese Frage beten und glauben wir seit über 1.700 Jahren in unserem Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes. Im Reich des Todes hat er die Zwischenzeit zugebracht. Christus hat nach seinem Tod gerungen, gekämpft, gestritten und gesiegt – im Land der Finsternis und der Toten. Er hat nicht brav stillgelegen und den dritten Tag abgewartet, sondern er hat – so die Überzeugung der Väter und Mütter unseres Glaubens – Licht, Friede und Freiheit in das Reich der Toten gebracht, darum ist das einer der größten Feiertage für die orthodoxe Ostkirche. Das ist eine so großartige befreiende und frohmachende österliche Vision, allein dafür beneiden uns viele fremde Religionen, dafür und darum kann man stolz sein auf unseren christlichen Glauben. Denn Christus hat auch die Toten nicht vergessen, von Adam an, auch die schwachen und dunklen Seiten des Lebens; die gewaltigen Dimensionen des Bösen und der Finsternis hat er bedacht und aufgesucht. Das Licht seiner Auferstehung erreicht nicht nur seine Jünger bis zu uns heute, sondern leuchtet sogar den Verstorbenen, den Vergessenen, den Namenlosen im Schattenreich des Todes. Nach seinem eigenen schmerzvollen Tod macht sich Christus zuerst auf den Weg zu den Toten, er steigt hinab in die Tiefen der Vergangenheit zu den verborgenen und verlorenen Seelen, weil die Toten zuerst hören sollen von dem neuen Leben. Und dann, welche Freude, verschließt er die Tore der Hölle, nicht nur vorrübergehend, sondern für immer und ewig. Kein Gestern und kein Vorgestern, keine Tiefe und keine Untiefe wird von ihm vergessen. Das ist ein großes, ein reiches Evangelium – das ist wahrlich Frohe Botschaft.

So ist Ostern das Fest des Lebens. Ostern ist die klare und präzise Antwort Gottes auf unsere Angst vor Tod und Hölle. Das Licht der Auferstehung, das Licht von Ostern reicht weiter als die Osterkerze, viel weiter als wir denken können. Niemand, wirklich niemand ist davon ausgeschlossen. Wie weit wir uns diese Strahlkraft von Ostern auch denken, am Ende stehen sogar Teufel, Tod und Hölle nackt da. Sie haben keine Truppen mehr. Niemand ist mehr da den sie drangsalieren und Furcht einflößen können. Seit Ostern gibt es drei zusätzliche Arbeitslose, die ausnahmsweise reine Freude machen. Ostern lässt aber nicht nur das Licht der Hoffnung in die Zukunft leuchten. Ostern eröffnet auch und gerade einen versöhnenden Blick in die Vergangenheit. Auch sie ist einbezogen in den Auferstehungsfrieden. Auferstehung findet nicht statt ohne die Verstorbenen, nicht ohne die Vergessenen, nicht ohne Zukunft und Vergangenheit. Beides wird neu, Zukunft und Vergangenheit. Das ist das Beste was man hören kann. Diese weltumspannende Befreiungstat Gottes verbietet uns kleinliches Abrechnen und engherziges Denken. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Reichweite der Gnade Gottes zu beschränken. Wir sind nicht Richter, sondern hoffentlich Erhellte und Erleuchtete. Ostern ist die dankbare Gewissheit, dass der Auferstandene Herr auch dort Licht und Leben zu schaffen vermag, wo wir außer zerstörten Leibern, schweren Steinen und dunklen Gräbern gar nichts anderes erkennen können. Das dürfen wir glauben und daran wollen wir uns halten. Gott sei Dank und Halleluja. Gesegnete Ostern!

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

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