Frühschicht 17.04. 2019 KARWOCHE – Berg der Hoffnung –
Begrüßung: Herzlich willkommen zur letzten Frühschicht der Fastenzeit. Wir stehen hier am „Berg der Hoffnung“ vor unserer Kirche. Über 200 Kreuze sind hier aufgehängt. Vor vielen dieser Kreuze haben Menschen, vielleicht Generationen gebetet, geweint – und vielleicht auch DANKE gesagt. Auch wir wollen uns unter das Kreuz unseres Erlösers Jesus Christus stellen: Im Namen des Vaters …….
Diese Kreuze erinnern an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Und sie sind zum Siegeszeichen geworden in seiner Auferstehung. Jesus lebt und er ist auch jetzt und hier in unserer Mitte zugegen.
Einleitung:
„Um Gottes willen!“ – So sagen wir, wenn uns etwas Schlimmes droht. Das kann doch nicht Gottes Wille sein. Gott ist der, der immer das Gute, das Beste für uns will.
Aber taugt Gott wirklich als Garantie für das Glück? für unser irdisches Glück?
Ich denke: dieses Gottesbild wäre falsch. Gott mutet uns nämlich durchaus auch das Unglück zu, das Kreuz.
Der Prophet Jeremia – so werden wir in der Lesung hören – hat es schon bitter erfahren müssen. Er ist mit seiner Kraft am Ende. Er kann nicht mehr und er will nicht mehr. Er will überhaupt nicht mehr an Gott denken und über ihn sprechen. Er will schweigen.
Aber dann hält Jeremia es doch nicht aus. Er spürt es recht schmerzhaft in seinem Inneren. Es ist wie Feuer in seinem Herzen. Und er muss wieder reden. Es ist wie ein Zwang. Er muss wieder reden von Gott, auch wenn es ihm sehr unbequem wird.
Den bequemen Weg ist auch Jesus nicht gegangen. Gott hat ihm Schlimmes zugemutet. Jesus weiß, was ihm bevorsteht: Leiden, Kreuz und Tod. Und er will auch seine Jünger auf dieses Schicksal vorbereiten. Er will diese Erfahrung auch an uns weitergeben. Wer sein Kreuz auf sich nimmt, der wird das Leben gewinnen.
266 1-3,6+7 Bekehre uns …..
Lesung: (Jer 20,7-9)
Lesung aus dem Buch Jeremia
Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören; du hast mich gepackt und überwältigt. Zum Gespött bin ich geworden den ganzen Tag, ein jeder verhöhnt mich. Ja, sooft ich rede, muss ich schreien, «Gewalt und Unterdrückung!» muss ich rufen. Denn das Wort des Herrn bringt mir den ganzen Tag nur Spott und Hohn. Sagte ich aber: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen sprechen!, so war es mir, als brenne in meinem Herzen ein Feuer, eingeschlossen in meinem Innern. Ich quälte mich, es auszuhalten, und konnte nicht; – Wort des lebendigen Gottes.
Und doch bleibt Jesus dabei: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Wer Christ sein will, muss lernen, die Gedanken Gottes zu denken und den Willen des Vaters zu erfüllen, im Gehorsam; er muss – ähnlich wie Jesus – sein Kreuz auf sich nehmen und es Jesus nachtragen. Aber wir fragen gleich: Warum gerade ich? Und ist dieses Kreuz nicht zu schwer für mich?
Eine Legende erzählt:
Ein Mann war mit seinem Kreuz unzufrieden und beschwerte sich bei seinem Schutzengel. Der nahm ihn mit in den Himmel und führte ihn in einen großen Raum, der angefüllt war mit lauter Kreuzen. Er dürfe sich ein passendes Kreuz aussuchen. Der Mann nahm dieses und jenes zur Hand. Das eine war zu kantig, das andere zu schwer, das nächste zu groß. Da griff er nach einem Kreuz in der Ecke. Das schien ihm das Beste zu sein. Er drehte es um – und da stand sein eigener Name drauf. Es war sein eigenes Kreuz gewesen.
Liebe Mitchristen! Gott lässt uns kein Kreuz tragen, das wir nicht mit seiner Hilfe verkraften könnten. Aber wäre es nicht noch lieber, wenn wir überhaupt kein Kreuz tragen müssten?
Man erzählt: Ben Zadok war ein griesgrämiger Mann. Er konnte nichts Schönes sehen. Er musste immer gleich alles zerstören. Eines Tages sah er eine wunderschön gewachsene junge Palme. Er nahm einen großen Stein und legte ihn oben auf die junge Palmkrone. Die Palme schüttelte sich im Wind, aber sie wurde den Stein nicht los. Da stemmte sie sich immer mehr gegen die Last nach oben. Und sie bohrte dabei ihre Wurzeln immer tiefer in den Sand, bis sie das Grundwasser erreichte. Und die Palme wuchs größer und kräftiger als alle anderen. Kein Sturm konnte sie knicken, keine Dürre ihr etwas anhaben.
Einleitung zum Vater unser:
Wir wollen mit Jesus gehen bis in den Tod; und er führt uns bis zur Auferstehung ins Reich seines Vaters. In Gemeinschaft mit dem Herrn dürfen wir daher beten: Vater unser …
LIED: 286 Bleibet hier, und wachet mit mir …
Am Ölberg, kurz bevor Jesus gefangen genommen wurde um am Kreuz zu sterben, bat er seine Jünger mit ihm zu wachen und zu beten:
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Bleibt hier – bleibt stehen
Bleib hier – halt inne
Bleib hier – komm zur Ruhe
Bleib hier und nimm deine Aufgekratztheit wahr
Bleib hier und spür die Unruhe
Bleib hier trotz Juckens und Hin – und Herrutschens
Bleib, statt dich zu verduften
Bleib, nicht, als gäbe es groß was zu tun
Bleib, weil du einfach hier gebraucht wirst
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Bleib, weil genau du gebraucht wirst
Bleib, wenn du ehrlich zu mir stehst
Bleib, wenn deine Solidarität mehr ist als ein Schönwetterspruch
Bleib, wenn der Rest der Welt sich aus dem Staub macht
Bleib, wenn du fürchtest, den Kürzeren zu ziehen
Bleib, wenn du Angst hast, allein zurückzubleiben
Bleib, um Zeichen zu sein gegen das schnöde Vergessen
Bleib – und entdecke den Raum der stillen Treue
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Bleib hier bei mir
Bleib, weil ich es bin
Bleib, ja was brauchst du sonst für Gründe
Bleib, ich bin es
Bleib, ich brauche deine Nähe
Bleib, ich brauche deine Gegenwart
Bleib, ich brauche Zeugen
Bleib, ich brauche Zeugen für den unerhörten Vorgang
Bleib, sonst wird man es uns nicht glauben
Bleib, steh ein für der Liebe Sinn
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Bleib, so sagen es die Augen der Kranken
Bleib, so sagt es uns das Kind
Bleib, fleht ein Einsamer
Bleib nah am Saum des Elends
Bleib solidarisch mit der Gottverlassenheit
Bleib am Rande des Scheiterns
Bleib, den Opfergang zu beherzigen
Bleib und trotze dem blinden Schicksal
Bleib dort, wo sich der Abgrund aufgetan hat
Bleib, den ewigen Gott in diesem Abgrund zu beschwören
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Wachet mit mir
Wachet, denn Schläfer gibt es genug
Wachet, denn das Heil ist schnell verschlafen
Wachet, denn das Himmelschreien der Geschundenen weckt
Wachet, denn die Verzweiflung der Kreatur braucht Zeugen
Wachet, denn Ablenkung und Unterhaltung schläfern die Liebe ein
Wachet, denn das will ausgehalten sein
Wachet und fragt, Herr, wie lange noch
Wachet mit allen, die vor Schmerzen keine Ruhe finden
Wachet mit allen, deren Schlaf auf Lebenszeit zerstört ist
Wachet und beherzigt das himmelschreiende Grauen
Wachet und nehmt Maß an der größeren Liebe Christi
Bleibet hier und wachet mit mir,
wachet und betet, wachet und betet.
Schlussgebet:
Lasst uns beten
Mein Gott,
Jesus Christus,
Dein Kreuz
Bringt zusammen,
was wir niemals verbinden können:
den Himmel und die Erde,
den Tod und das Leben,
Freunde und Feinde,
Vergangenheit und Zukunft,
Anfang und Ende.
Das Kreuz-
Es ist uns oft fremd und dunkel,
Dein Kreuz-
Zeichen unserer Hoffnung.
Dein Kreuz-
Versöhnt alle und alles,
was für uns so unversöhnlich erscheint.
Dein Kreuz-
Zeichen Deiner Hingabe und Liebe.
Dein Kreuz,
Zeichen, dass im Ende der Anfang ist. Amen
Und so segne uns und unsere Familien, alle die wir lieb haben, alle, für die wir beten, alle, die Gott suchen, der treue und jeden liebende Gott: Der Vater …………………..