12.10.13 „Erntedankfest – Nein Danke“

Wort zum Sonntag, 12.10.2013 – „Erntedankfest – Nein Danke“

Aufwendig und reich bestückte Altäre mit Erntedankgaben kann man in diesen Tagen in vielen Kirchen sehen, wobei in Sürenheide wahrscheinlich der dickste Kürbis liegt. Es ist gut, wenn wir das „Danke sagen“ nicht vergessen, in vielen Situationen, wir haben allen Grund. Aber Erntedankfest – darauf könnte ich auch verzichten.

Zumindest wäre das ehrlich in einem Europa, in dem jährlich Lebensmittel für 20 Milliarden Euro weggeworfen werden. Im Buch Amos (5.21) schreibt der Prophet: „Ich hasse Eure Feste, ich verabscheue sie …. Eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen“. Harte Worte, überliefert als Wort Gottes und wir hätten guten Grund sie auf die heutige Situation zu beziehen. Wir sammeln regelmäßig für „Brot für die Welt“, „Misereor“ und diverse Elends- und Notsituationen an allen Ecken der Welt und die Lebensmittel, die wir allein in Europa vernichten, könnten zweimal die Weltbevölkerung satt machen. Viele Menschen würden nicht mehr elendig umkommen auf der Suche nach Brot und Leben.

Vielleicht sollten wir wenigstens Erntedank so begehen, dass wir zwar zutiefst dankbar sind für all die guten Gaben, die uns von Gott geschenkt wurden aber auch ernsthaft erschrocken und erschüttert sind, was wir mit diesen guten Gaben anstellen. Erntedank, als Tag zum Nachdenken, als Bußtag, an dem wir Gott und die Hungernden um Vergebung bitten. Fast die Hälfte aller Kartoffeln und Tomaten werden weggeworfen, weil sie von der Größe und Farbe nicht in unser Verkaufsschema passen. Da haben Äpfel braune Stellen, Bananen dunkle Flecken und das Haltbarkeitsdatum der Joghurt ist gestern abgelaufen – weg damit!

Meine Oma hat jedes Brot gesegnet bevor es angeschnitten wurde, sie hatte im Krieg noch hungern müssen. Heute werden allein in Deutschland jährlich 500 000 Tonnen Brot vernichtet, weil es zu trocken oder zu alt ist.

Ich möchte auch nachdenken, warum die Mülleimer an den Schulen nach Unterrichtsschluss große Anteile von Brot und anderen Nahrungsmitteln haben, die teils für horrendes Geld morgens erst gekauft wurden.

„Teller statt Tonne“ heißt eine Aktion, die in vielen Städten Deutschlands stattfindet. Hier kann man testen, dass auch krumme Möhren gut schmecken man braune Stellen an Äpfeln abschälen kann und Salat im Kern lange frisch bleibt.

Mit den Kindern im Kindergarten habe ich einen Erntedankgottesdienst gefeiert. Kinder begreifen schnell, dass nichts wirklich von alleine wächst, das Regen und Sonne nicht von Menschen gemacht sind und Gesundheit auch ein Geschenk ist. Sie können glauben, dass Gott es ist, der unserer Hände Arbeit Leben und Frucht schenkt. Mit voller Stimme singen sie ihre Melodie von „Danke für alle guten Gaben!“
Im „Danken“ steckt das „dran denken“: Gottes Erntesegen gilt nämlich allen – und überall. Gott lässt wachsen – genug für alle! Hunger ist darum böses Menschenwerk.

Wenn Erntedank ernsthaft begangen wird, muss das Hoffnung in die Welt bringen, auch für die, die noch nicht genug zu essen haben. Das eigentliche Motto jedes Erntedanktages müsste lauten: „Brich mit dem Hungrigen dein Brot!“, dann sind alle eingeschlossen in Gottes Segen, „der seine Hand auftut und sättigt alles was lebt!“ (Ps 145)

So möchte ich gerne – auch mit Ihnen – eigentlich doch jedes Jahr neu „Erntedankfest“ feiern.

Ihnen einen schönen Sonntag. Ihr Arthur Springfeld (Diakon)

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