09.11.14 „Mauern müssen fallen“

Wort zum Sonntag 8./9. November 2014 – „Mauern müssen fallen“

„Haltet den Mund! Ich will keinen Piep hören!“ das war die Standardansage einen Kilometer vor der Grenze, wenn ich wieder mal mit unseren Kindern kurz vor Überquerung der ehemaligen DDR Grenze war und es war jedes Mal ähnlich gruselig.

Wie wunderbar ist es doch, dass ich da jetzt einfach durchfahren kann. Alle Mauern sind gefallen! Alles ist seit 25 Jahren Geschichte. Und das ist gut so. Und ich bin dankbar. „Mit meinem Gott spring ich über Mauern“ heißt es in einem Psalm. Gemeinsam können Menschen vieles erreichen, wenn sie zusammenstehen. Das haben damals die Menschen gezeigt, die in der Nikolaikirche zu ihren Friedensmärschen aufbrachen. Am Ende fiel die Mauer.

Es gibt noch viele Mauern in unserer Welt, die es einzureißen gilt, denn „und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen und nur durch Gitter schauen wir uns an. Freiheit, die gilt für Menschen, Völker, Rassen ….“, heißt es in einem schönen Lied.

Bald ist schon wieder Advent. Wir Christen feiern die Öffnung der Grenze, den Fall der Mauer zwischen Gott und den Menschen. Gott kommt zu den Menschen. Gott kommt als Mensch zu uns in die Welt, er teilt das Schicksal seiner Geschöpfe. Menschen sind nicht mehr sich selbst überlassen. Menschen sind nicht mehr eingesperrt hinter Mauern aus Angst und Schuld, Leiden und Tod. Die Grenze ist offen, es gibt einen Weg, eine Verbindung, es gibt Hoffnung auf ein neues, besseres Miteinander.

Manche Menschen haben das damals am 9. November nicht geglaubt: Die Grenze soll offen sein!? Glaub ich im Leben nicht! Aber die Grenze war offen – das Unfassbare war geschehen. So ist es auch mit dem Kommen Gottes. Die Grenze ist tatsächlich offen! Nur wer sich darauf einlässt, wer das glauben kann, wer sich auf den Weg durch diese Grenze macht, der wird es erfahren und erleben. Gottes Menschenfreundlichkeit, seine Bereitschaft zur Vergebung, sein Angebot für einen neuen Anfang, kann auch bei mir ankommen. Wenn Gott mir die Kraft schenkt, meine inneren Mauern zu überwinden, auf den Anderen zu zugehen, die Hand zu reichen, dann ist das ein echter Mauerfall, ein anderes, befreites Leben. Und das klappt, ich hab es versucht. Glaubt es doch! Die Grenze ist offen.

„Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist!“ hat Ben Gurion, der Staatsgründer Israels gesagt. Gottes Wunder sind realistisch, mit ihnen muss man ernsthaft rechnen, jeden Tag.

Und noch immer sind Mauern und Gräben auf dem Weg, wenn Menschen zueinander kommen wollen. In den Familien, zwischen Mitarbeitern der Kirche, zwischen evangelisch und katholisch, unter Menschen zwischen Ost und West, zwischen Menschen in Verl und Kaunitz, zwischen Deutschen und Migranten aus aller Welt. Es gibt noch so viele Mauern, aber der Mauerfall vor 25 Jahren macht mir Mut, noch mehr der kommende Advent. Er hilft mir daran zu glauben: Mit Gottes Hilfe können wir weiter phantasievolle Realisten sein. „Mit meinem Gott kann ich über jede Mauer springen!“ Ich kann die Mauern in meinem Kopf und in meinem Herzen niederreißen. Manchmal braucht es dazu viele kleine Schritte und Aktionen, so wie damals die „Mauerspechte“ in Berlin. Wenn wir alle gemeinsam, und jeder für sich daran arbeiten wird uns das gelingen. Lasst uns doch einfach heute schon anfangen. Wir schaffen das!

Ihnen und Ihren Familien einen mauerfreien Sonntag.

Ihr Arthur Springfeld (Diakon)


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