Friedensgottesdienst an Flüchtlingsunterkunft

Gottesdienst mit wenig Anklang, aber jedes Gebet zählt

Verl (abb)

Gläubige haben bei einem Friedensgottesdienst in Verl Hoffnung geschöpft – auch wenn die Teilnehmerzahl nicht so hoch war wie erhofft. Dienstag, 24.05.2022,

Seit Jahren schon setzt sich Diakon Arthur Springfeld für Flüchtlinge in Verl ein und wird nicht müde, für den Frieden auf der Welt zu beten – so auch am Samstag an der Flüchtlingsunterkunft.

Verl (abb) – Zu einem Friedensgottesdienst an der Flüchtlingsunterkunft an der Ecke Bleichestraße/Bielefelder Straße haben sich am frühen Samstagabend lediglich rund 25 Personen versammelt. In seiner Ansprache machte Diakon Arthur Springfeld aber klar, dass jedes einzelne Gebet wichtig sei, um für Frieden in der Ukraine und auf der ganzen Welt zu bitten.

Unglückliche Ansetzung

„Eingeladen sind alle, die den Frieden suchen“, lautete die Einladung von Diakon Springfeld auf der Homepage des Pastoralen Raums am Ölbach. Man darf getrost davon ausgehen, dass weitaus mehr als nur 25 Menschen aus Verl den Frieden suchen und dafür eintreten. Dass bei weitem nicht so viele Menschen kamen wie erhofft, könnte aber Gründe haben. Zum einen wurde der Gottesdienst nicht sehr ausgiebig beworben und die zeitgleiche Ansetzung mit der Messe in der St.-Anna-Kirche um 17 Uhr war unglücklich gewählt.

Insbesondere der schon seit langer Zeit für den Frieden bittende und engagierte Diakon Arthur Springfeld ließ sich aber nicht beirren. Gemeinsam mit den gläubigen Verlern sowie einigen ukrainischen Flüchtlingen hielt er den Wortgottesdienst und machte anhand einer Fabel klar, dass jedes einzelne Gebet für den Frieden wichtig sei. So sei eine einzelne Schneeflocke nicht schwer, aber viele Schneeflocken würden einen Ast brechen. „Wir fragen uns auch oft, ob eine einzelne Stimme überhaupt Gewicht hat“, so Arthur Springfeld. Aber vielleicht fehle genau diese eine Stimme, um den Krieg in der Ukraine zu beenden.

„Ich könnte heulen und schreien“

Der Friede beginne schon in Verl. Springfeld: „Wir müssen sagen, wenn uns etwas nicht passt, gemeinsam beten und unsere Stimmen erheben.“ Die Bilder aus der Ukraine seien erschütternd. „Ich könnte heulen und schreien. Warum lässt Gott das zu?“, so der Diakon. Dennoch dürfe man den Glauben nicht verlieren, die Gebete sollten auch Hoffnung geben. In den Fürbitten dachten die Gläubigen an die Menschen in der Ukraine, an die Verwundeten und Toten sowie die Traumatisierten und Geängstigten. Man dachte an die verantwortlichen Politiker in der Ukraine und die Verantwortlichen in der ganzen Welt. Es sei wichtig, Wege zum Frieden zu finden. Ebenso schloss man aber auch die Bürger und die politisch Verantwortlichen in Russland ins Gebet ein, diese sollten das Unrecht einsehen.

 Dass die Ukraine sich gegen den Angriff wehren muss, steht für die Gläubigen fest. Man stand für die Menschen in der Ukraine, die mit Waffengewalt kämpfen müssen und diejenigen, die in Krankenhäusern und Behörden ihren Dienst tun. Die Ukrainer unter den Gläubigen verstanden kein Wort des Gottesdienstes, beim mehrfach angestimmten Lied „Wir wollen Frieden für alle“ sangen sie aber den über alle Völker, Nationen und Religionen bekannten hebräischen Teil „Hevenu Shalom Alechem“ mit.

Kirche geht zum Menschen

Arthur Springfeld hält Wortgottesdienst im Elli-Markt in Sürenheide

Kirche geht zum Menschen

Verl (WB). Da, wo Einkaufswagen rollen und Menschen sich begegnen, sind mitten im Tagesgeschehen Fürbitten vorgetragen worden, in einem offenen Seitenraum wurde am Dienstagabend gesungen und gebetet.

Manuela Fortmeier Donnerstag, 11.04.2019, 07:45 Uhr11.04.2019, 07:50 Uhr

Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, kommt die Kirche zu den Menschen: In einem Nebenraum des Elli-Markts in Sürenheide, hat Diakon Arthur Springfeld am Dienstag zum Wortgottesdienst mit 34 Gläubigen gebetet und gesungen. Foto: Manuela Fortmeier

Kein herkömmliches Gotteshaus, kein Altar, nur eine Kerze, ein Kreuz und Blumen auf einer bescheidenen Decke, die auf der Erde liegt. »Ich bin begeistert«, war Diakon Arthur Springfeld von der katholischen Kirchengemeinde nach dem Wortgottesdienst im Elli-Markt in Sürenheide sehr zufrieden mit der Resonanz im Supermarkt. Zwölf Besucher hatte er erwartet, »das entspricht der üblichen Besucherzahl unserer Wortgottesdienste«. 34 waren dann aber gekommen.

Mehr erreichen

»Hinaus aus der Kirche, sich auf den Weg zu den Menschen machen«, das wollte Arthur Springfeld. »Ich dachte, unser Team könnte möglicherweise künftig mehr Menschen erreichen.«

Eigentlich bestehe das Vorbereitungsteam dieser Wortgottesdienst-Feiern aus fünf Verantwortlichen, »die sich regelmäßig mit viel Zeit und Leidenschaft einbringen, um alle zwei Wochen diese besonderen Wortgottesdienste zu gestalten«, sagt Diakon Springfeld. Bislang habe die Erfahrung gezeigt, dass nur wenige Besucher dieses Angebot annehmen.

So stand im Vordergrund seines Gottesdienstes die Motivation der Menschen, selbst aktiv zu werden. »Viele Menschen haben nicht einmal das Nötigste, um jeden Tag unbelastet leben zu können. Schenke uns die Kraft, mit unseren Möglichkeiten, die wir haben, unsere Ressourcen zu teilen«, betete er. »Auch wenn die Kirchen immer leerer werden, sind wir nicht die letzten Zeugen eines sterblichen, christlichen Abendlandes, sondern Pioniere, die Gründer Gottes neuer Welt. So, wie er sie immer schon haben wollte.« Jeder habe die Möglichkeit, sich jeden Tag auf seine persönlich Weise einzubringen.

Die Besucher des Wortgottesdienstes zeigten sich zum Abschluss begeistert. »Der Gottesdienst war sehr bereichernd. Mir wurde eben klar, dass Gott überall ist, egal ob im Supermarkt oder im Kuhstall. Genau dessen müssen wir uns wieder bewusst werden«, sagt Besucherin Maria Klenke.

Mit Respekt

Auch wenn die Menschen auf dem Weg in den Supermarkt nicht alle Platz nehmen und beten, teilweise auch »nichts mit Gott anfangen« können, oder sich der Kirche abgewandt haben, nehmen sie Rücksicht. Sie respektieren den Wortgottesdienst nicht nur mit Achtsamkeit, sondern gehen bewusst leise, unterbrechen ihre Gespräche oder flüstern und schauen sich neugierig um, was passiert. Manche bleiben auch kurz stehen, lauschen den Worten Springfelds von Weitem, oder der Musik am Keyboard.

Bei seiner Anfrage an die Stadt hatte sich diese in ihrer Funktion als Verler Immobilien und Wirtschafts-Förderungs GmbH, Eigentümer des Supermarktes, sofort offen für Springfelds Idee gezeigt. »Wir werden auch künftig dafür offen sein, wenn weitere Wortgottesdienste in städtischen Einrichtungen stattfinden sollen«, sagt Heribert Schönauer, Erster Beigeordneter der Stadt.

Kaum war der Wortgottesdienst beendet, der Applaus verhallt, kündigt Diakon Arthur Springfeld an, dass er sich Wortgottesdienste auch in einem Feuerwehrhaus, in einem Unternehmen oder auf einem Bauernhof vorstellen könnte.

„Gott wird den Coronavirus nicht verhindern“

Verler Diakon appelliert an Gemeinde: „Gott wird den Coronavirus nicht verhindern“

„Durch unser Tun, durch unser Vorbild, können wir noch Schlimmeres verhindern“, sagt Arthur Springfeld. 19.03.2020

Verl. Die aktuelle Situation rund am das Coronavirus ist bedrohlich und macht vielen Menschen Angst. Dies nimmt der Verler Diakon Arthur Springfeld zum Anlass, um sich in einem „Geistlichen Wort“ an seine Gemeinde zu richten. Im Folgenden der Wortlaut:

Arthur Springfeld, Diakon in Verl:

Wahrscheinlich gehören Sie auch zu denen, die in diesen Tagen laut „Scheiße“ geschrien haben. Ganz schön einschränkend und bedrohlich die Situation. Auch ich bin Mitte 70 mit einigen Vorschäden. Was noch kommt, auch für uns – weiß im Moment niemand.

Menschliche Kontakte werden gegen Null reduziert, Gottesdienste finden nicht mehr statt und am Telefon kann man manches auch nicht austauschen. Unsere Großeltern sagten immer „Not lehrt beten“, da ist schon etwas dran. Aber beten löst zunächst nicht die Probleme und unser aller Gott wird den Coronavirus nicht verhindern, sonst hätte er oder sie auch die Kinder, nicht nur im Jemen vor dem Verhungern gerettet, oder die Menschen im Mittelmeer oder die explodierenden Familien in den Terrorgebieten.

Hören und befolgen, was Fachleute raten

Aber, wenn wir beten – mit ihm sprechen, auf ihn hören – sagt er uns, wie wir uns verhalten müssen. „Liebt einander!“, „Seid verantwortungsvoll!“, Unterstützt Euch gegenseitig!“, „Nehmt Rücksicht!“, das ist seine Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat. Das ist die Lösung, die die jetzige Situation entschärfen kann. Hören und Befolgen von dem, was die Fachleute uns jetzt raten.Dazu gehört auch, Hilfe durch Andere anzunehmen, den Nachbarn, oder die alleinstehenden Senioren mal anrufen und vielleicht auch gemeinsam „Scheiße“ sagen.

Natürlich werden wir manches Drama nicht verhindern können. Aber durch unser Tun, durch unser Vorbild, können wir noch Schlimmeres verhindern. Lasst uns Alten doch eine Solidargemeinschaft werden, die zusammenhalten – auch im Aushalten. Lasst uns gemeinsam Kraft und Motivation schöpfen aus dem aneinander Denken und im Gebet.

Gerne möchte ich mich mit Ihnen treffen, jeden Tag um 18 Uhr, in einem gemeinsamen Gebet, dem „Vater Unser“, oder auch „Allahu akkbar“, oder auch „Schma Jisrael“, und jedes andere Gebet geht natürlich auch.

Wir sollten es „CORgebet“ nennen, denn Cor bedeutet Herz. Machen Sie mit? Wir „hören uns“ – heute fangen wir noch an. Bleiben Sie gesund. Unser Gott, Euer Gott, möge uns alle schützen. Ihr Arthur Springfeld