Allerseelen – mit Gräbersegnung 2006

Allerseelen – mit Gräbersegnung 2006

 

Warum schaut ihr so traurig?

Warum seid ihr so betrübt?

Habt ihr keinen Glauben?

Habt ihr vergessen, dass unsere Verstorbenen da sind, wonach sie ein ganzes Leben sich gemüht haben.

Habt ihr vergessen, dass unser Gott ein liebender und verzeihender Gott ist?

 

Wir stellen uns unter seinen beschützenden Namen: Im Namen des Vaters ……….

Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen.
Ich bin ich, ihr seid ihr.
Das, was ich für euch war, bin ich immer noch.
Gebt mir den Namen,
den ihr mir immer gegeben habt.
Sprecht mit mir,
wie ihr es immer getan habt.
Gebraucht nie eine andere Redeweise,
seid nicht feierlich oder traurig.
Lacht weiterhin über das,
worüber wir gemeinsam gelacht haben.
Betet, lacht und denkt an mich,
betet für mich,
damit mein Name im Hause ausgesprochen wird,
so, wie es immer war – ohne irgendeine Bedeutung,
ohne die Spur eines Schattens.
Das Leben bedeutet das,
was es immer war.
Der Faden ist nicht durchgeschnitten.
Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein,
nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin?

Ich bin nicht weit weg,
ich bin nur auf der anderen Seite des Weges.

LIED 213 1-3

Evangelium (Joh. 11:21-27):

In jener Zeit sagte Martha zu Jesus:
Herr, wärest du hier gewesen,
so wäre unser Bruder nicht gestorben;
aber auch jetzt weiß ich,
dass Gott dir alles geben wird,
worum du ihn bittest.

Jesus sprach zu ihr:
Dein Bruder wird auferstehn.
Martha antwortete:
Ich weiß, dass er auferstehn wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tag.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin die Auferstehung und das Leben;
wer an mich glaubt, wird leben,
auch wenn er schon gestorben ist;
wer aber lebt und an mich glaubt,
der wird in Ewigkeit nicht sterben.

Wir brauchen nur einen unserer Dome zu besuchen. Wenn Sie dort die Seitenschiffe entlanggehen oder um den Chor herum, dann fallen eine Fülle von Kapellen auf. Meist sind sie ganz prächtig ausgestattet, mit großartigen Altären und bedeutenden Kunstwerken. Stiftungen sind es in aller Regel; Stiftungen von vornehmen und reichen Leuten, die sich hier – nein, nicht etwa ein Denkmal setzen wollten, die sich vielmehr eine Stätte geschaffen haben, an der man an sie denkt.

Diese Kapellen waren ja in aller Regel mit bedeutenden Mess-Stiftungen versehen. Meist wurde auch ein eigener Priester bezahlt, der da manchmal sogar täglich eine Messe für den Verstorbenen zu feiern hatte – und das über Jahre hinweg.

Wir haben es hier mit Zeugnissen einer ungeheuren Sorge für das eigene Seelenheil zu tun – und das weit über den eigenen Tod hinaus.

Dem Zufall wollte man das nicht überlassen. Darauf zu vertrauen, dass da schon jemand an einen denken würde und vor allem für einen beten würde, wenn man dann von der Bühne dieser Welt abgetreten ist, das war viel zu unsicher. Darauf wollte man nicht bauen.

Nicht auszudenken, wenn am Ende niemand für einen beten würde, wenn keiner an einen denkt.

Liebe Schwestern und Brüder,

ja was ist, wenn dann keiner an einen denkt?

Diese Angst treibt ja auch heute viele Menschen um. Immer mehr stehen im Alter ja ganz alleine da. Die Zahl derer, um die sich zu Lebzeiten kaum einer kümmert, wird immer größer. Und wer soll dann nach dem Tod an mich denken – geschweige denn für mich beten?

So mancher und manche machen sich da ja schon ihre Gedanken. Wenn man keine Angehörigen hat, die dann alles auch wirklich für einen regeln… Wenn die Kinder möglicherweise sagen: „Ach das mit den Messen, das brauchen wir nicht!“

Da wird bei dem einem alles genau bis ins i-Tüpfelchen vorbereitet und gestaltet, und alle paar Wochen eine Messe gefeiert. Und bei mir dann möglicherweise gar nichts? Da wird vielleicht alles wichtige versäumt und vergessen?

Und was ist dann mit mir? Gibts also auch beim Start in die Ewigkeit keine Chancengleichheit? Die, die Glück haben, für die wird gebetet, und die, an die niemand mehr denkt, die schauen in die Röhre?

Wäre ja schlimm, wenn es so wäre.

Aber Gott sei Dank ist das eine Angst, die völlig unbegründet ist. Als ob es Gott darauf ankäme, was Menschen nach meinem Tod für mich tun.

Gott schaut auf mein Leben und auf meinen Glauben und auf mich. Ich bin ihm wichtig. Er hat mich ins Dasein gerufen, er hält mein Leben in der Hand und er trägt mich auch durch den Tod hindurch. Und er tut dies, weil er mich liebt.

Ich habe mir mein Leben nicht erst verdienen müssen, ich kann mir den Himmel nicht kaufen und ich brauche keine Seelenämter und Jahrtagsstiftungen, um am Ende gut vor ihm dazustehen.

Manche von den Großen der Vergangenheit werden letztlich recht schmerzhaft einsehen haben müssen, dass sie sich jämmerlich verrechnet haben. Wer im Leben ein Schweinehund war, der macht seine Taten auch durch noch so große Kapellenbauten und noch so viele Messstipendien nicht besser.

Gott schaut auf den Menschen – nicht auf die Zahl der Messen, die für ihn gefeiert werden.

Es wundert mich immer wieder, wenn Menschen sich vorstellen, als würde Gott so etwas wichtig sein. Als würde er all dies sogar brauchen.

Gott braucht das doch nicht. Das was wir miteinander tun, all unser gemeinsames Beten, all unser Feiern, alle Sakramente, sie sind Geschenke für uns – Gottesdienst: Gottes Dienst an uns Menschen. Denn wir Menschen brauchen das.

Die Pflege der Gräber, die Feier der Messe, das gemeinsame Denken an die Verstorbenen – in erster Linie geht es da doch um uns: und zwar um die, die zurückgeblieben sind, um die Angehörigen, mit denen wir uns verbunden wissen, um die Trauernden, die wir in unserer Gemeinschaft tragen wollen, denen wir zeigen möchten, dass niemand von uns alleine dasteht.

Zu spüren, dass da Menschen mit mir beten und singen, vor allem da, wo mir die Worte versagen, von Gott und der Gemeinschaft Trost zu erfahren, das ist das tiefste Geheimnis eines Gottesdienstes im Umfeld einer Beerdigung.

Und das ist ja auch der Sinn des heutigen Tages: All denen, die einen lieben Menschen verloren haben, allen, die trauern sei die Frohe Botschaft mitgegeben, dass Gott keines seiner Kinder fallen lässt. Uns hält er an seiner Hand, uns führt er in Freud und Leid durch dieses Leben und unsere Verstorbenen fängt er auf. Sie sind in seiner Hand geborgen.

Diese Botschaft schenkt uns Gott. Heute feiern wir sie. Wir feiern unseren Glauben, uns geschenkt zum Trost.

Amen.

Gebet:

Lasset uns beten:
Gott, des Lebens,
in deine Hände legen wir das Leben aller unserer Verstorbenen.

Du kennst ihr Leben:
– ihre Geburt,
– ihr Aufwachsen,
– ihr Lernen und Studieren

Du kennst ihre Ängste.

Du kennst ihre Sorgen und Bemühungen
um Familie und alle Anvertrauten.

Du warst bei ihnen:
– in ihrem Ringen
– in den Tagen ihrer Krankheit.

Du allein weißt um ihre Schmerzen, 
ihre Gedanken und Ängste in den letzten Tagen.

Wir glauben und bekennen, dass unsere Verstorbenen nun zusammen mit allen unseren verstorbenen Freunden und Angehörigen, dich schauen können, so wie du bist:

LIED: Fest soll ………985.1

 

Vater unser

Lasst uns nun gemeinsam das Gebet des Herrn sprechen:
Vater unser…

Wir wollen nun gehen in Vertrauen und Frieden
und unsere Verstorbenen in Gottes Barmherzigkeit und Liebe loslassen.
Wir geben sie aus unseren Händen
und legen sie voll Vertrauen in die Hände des lebendigen Vaters.
Herr, Gott, erinnere dich ihrer Namen,
die sie von ihren Eltern empfangen haben,
unter denen sie bekannt und beliebt waren
und es bleiben auch nach ihrem Tode,
jene Namen, die du nun für immer geschrieben hast
in deine gütigen Vaterhände.

Unsere Gebete mögen sie begleiten:
Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihnen.
Sie mögen ruhen in Frieden.
Amen.

Euch aber die zurückbleiben segne der treue und gute Gott, der Vater …………….

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