Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Du sollst nicht ehebrechen!“ Predigt 27.Sonntag B, 3.10.21

Na? Wie ging es Ihnen denn eben als ich das Evangelium vorgelesen habe. Als es um die Erlaubnis zum Entlassen aus der Ehe ging?
Schon mal dran gedacht?

Einfach ist das mit unseren Frauen …. – sorry, das hatte ich durchgestrichen. Einfach ist das mit uns Männern ja auch nicht immer.
Mir ging es nicht wirklich gut dabei, als ich die Predigt für heute vorbereitet habe. So viele Familien gingen mir dabei durch den Kopf.
Lieblosigkeit, Fremdgehen, Streit, Alkohol, Gewalt.

Die schlimme Tragik so mancher Familiengeschichte, die ich kenne und Sie könnten das Fass sicher vollmachen, verbietet es mir über jemanden zu urteilen, der sein JA-Wort aus irgendeinem Grund nicht aushalten oder durchhalten konnte.

Ich möchte an diesem Sonntag darüber sprechen, welchen Wert es für Sie, oder für mich, ja sogar für die Welt haben kann, wenn Menschen zu ihrem Eheversprechen stehen.
Wenn sie bei allem Schönen und Erfreulichen, und trotz aller Gefahren, aller Hürden, aller Sorgen und Ängste den Lebensweg gemeinsam gehen.
Wenn sie einander treu bleiben, trotz aller Verlockungen, die alle mal erleben.

Treue – vielleicht ganz schön schwer in unserer Zeit, in der fast jede zweite Ehe geschieden wird. Und ich meine normale, bodenständige Ehen – nicht die aus Gala, Bunte oder Brigitte.

Ich kenne viele Paare, selbst noch bei der Taufe ihrer Kinder, die sehr vorsichtig geworden sind mit dem Treueversprechen auf Ewig.     
Lieber noch eine Option offenhalten?

Trotzdem ist so ein Verhalten unmenschlich, den anderen, oder die andere in der Unsicherheit zu lassen, ohne tiefes Vertrauen in die Beziehung, ohne sichere gemeinsame Zukunft.

Machen sie doch mal die Augen zu, vielleicht auch heute später zu Hause mal und denken sie an den wunderbaren Augenblick, in dem zwei Menschen sich das erste Mal tief in die Augen schauen, dann zunächst erst mal Freunde werden.

Und diese Freundschaft wächst dann zu einem guten, vertrauensvollen Verhältnis.
Welch ein Geschenk, was ist das für eine Freude!
Sollte das nicht besiegelt werden? Fest geschrieben auch mit Gottes Segen?

Ich könnte die bekannten Seligpreisungen hier noch erweitern.
Selig sind die, die der Treue eines Menschen sicher sind.
Selig sind die, die sich der Treue Gottes dazu sicher sind.

Und diese Treue, die sich die Menschen von Gott gewünscht, ja erbetet haben, diese Treue hat unser Gott immer wieder auch in unser Leben gebracht, er hat sich an sein Versprechen gehalten, gestern, heute und bis in Ewigkeit.

Es wird für viele Eheleute große Mühe gekostet haben, immer wieder aufeinander zuzugehen, immer wieder neu zu beginnen – und das sehr oft.
Es ist nicht leicht, den anderen um Verzeihung zu bitten, und das zum x-ten Mal.
Aber wie schön ist das denn!
Wenn wir uns dann immer wieder in die Arme nehmen, wir dürfen dann auch zusammen weinen und dann mit neuer Freude, die Treue wieder neu starten – und das auch aus Verantwortung für den anderen, vielleicht für die gemeinsamen Kinder – ja für ein gemeinsames Leben.

Die Treue der Menschen zueinander und die Treue Gottes zu uns, haben ihre Bewährungszeiten nicht in den schönen und glücklichen Stunden.
Die Treue wackelt in der Krise.
Dann zeigt sich erst, wie man zueinandersteht, ob das Versprechen belastbar ist, ob es wirklich ernst gemeint ist.

Gott hat es uns gezeigt, immer wieder und viele Eheleute zeigen sich das beispielhaft auch.

Da denke ich an viele Menschen, die die goldene Hochzeit feierten, oder sogar die Diamantene.
Neulich habe ich an einem Tag die Kommunion zu einem Ehepaar gebracht, die an dem Tag 70 Jahre verheiratet waren. Und wenn man sie so anschaute, konnte man ahnen, nein – vielleicht sogar sehen, dass aus zweien EINS geworden war.
Ein zutiefst betroffenes Beispiel für mich.        Danke!
So etwas schafft nur echte Liebe, die beide miteinander verbindet und Gott in ihrem Leben einen entscheidenden Platz gegeben hat.

Jesu deutliche Ansage, seine klare Kante zur Ehescheidung, lässt sich nicht schönreden, das ist schon ein echter Stachel, der weh tun kann. Da zeigt sich auch, dass unser Glaube nicht einfach „Wellness“ ist, nicht zum „Nulltarif“ zu bekommen ist.
Jesus fährt an dieser Stelle mit uns Menschen keinen Kuschelkurs – nein – er sagt knallhart:
Das ist alles nur, weil ihr so hartherzig seid!“
Hartherzig ist, wer sich blenden lässt, wer andere am eigenen Schönheits- oder Jugendideal misst – aber selbst lange nicht mehr in den Spiegel geschaut hat.
Lieben heißt auch – mit dem anderen alt zu werden. Nicht die Falten, die fehlenden Haare oder auch nicht die Bauchringe zu zählen.

Den Splitter im Auge des anderen ist leicht zu entdecken, aber selbst in den Spiegel schauen, könnte da Hilfe bringen.

Ein russisches Sprichwort sagt:
Fährst du zur See – so bete einmal.
Ziehst du in den Krieg – so bete zweimal.
Beginnst du eine Ehe – so bete dreimal.

Ich bin sicher, dass das auch heute noch ein heilsames Rezept in der Ehe sein kann, dass Eheleute miteinander – man kann sich an die Hand nehmen – das geht auch im Bett – und dann gemeinsam für das Gelingen ihrer Ehe beten.
Mein Papa sagte uns immer: Geht nie ins Bett, ohne euch wieder zu vertragen. Danke Papa!

Aber das wir sollten auch wissen:
Unser Gott ist mit seiner Treue näher und liebender bei uns, als manche Kirchengesetze und Bestimmungen, die den Menschen sehr weh tun, da wo ein gemeinsames Leben mit dem Partner nicht mehr möglich ist und die Kirche uns die zweite Chance nicht gibt.
Gott gibt sie uns, jeden Tag, jeden Tag und immer wieder!

Danke an alle für ihre gelebte Treue – zueinander – zu Gott – und auch zu unserer Gemeinde hier.

Amen – so soll es sein!

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