Wortgottesfeier 22.09.2020 – Corona – Frieden

Wortgottesfeier 22.09.2020    –   Corona   –   Frieden

Begrüßung:
Herzlich willkommen zu dieser ersten Wortgottesfeier nach Corona. Lange nicht gesehen. Es ist noch nichts vorbei. Meine Frau und ich waren seit März nur zwei Mal in der Messe. Unter den bestehenden Regeln, Flatterband, Desinfektion, Abstand, keine Gemeinschaft – so kann ich nicht beten. Natürlich bete ich zu Hause, jeden Tag, auch mehrmals. Aber ein Ende dieser Pandemie ist nicht in Sicht. Es ist im Moment eine Sch……zeit. Corona jeden Tag in der Zeitung und auch in Verl noch ziemlich nahe. Krieg immer noch in Syrien und Afghanistan. In Russland werden Kritiker vergiftet und in Weißrussland friedliche Menschen auf der Straße in Bullis gezerrt und eingesperrt. Eigentlich geht es uns in Verl Supergut. Darum habe ich mir gesagt, länger will ich nicht mehr warten. Ich brauche die Menschen, die mit mir glauben, die mit mir beten, die bald wieder mit mir singen. Wir können die Welt wahrscheinlich nicht retten, aber wir können durch unser Beten, durch unser Tun, durch unser Reden, durch unser Helfen, einen kleinen Teil leisten, damit die Welt, wenigstens um uns herum, ein bisschen heller und schöner wird. Darum lasst uns in Gottes Namen beginnen: Im Namen des Vaters ……..

Du guter, liebender Gott,
von dir erhalten alle Geschöpfe Kraft, Sein und Leben.
Wir beten um deine Hilfe anzurufen,
da wir durch die Erfahrung der Corona-Pandemie,
die uns herausfordert und ängstigt, mehr denn je
die Zerbrechlichkeit der menschlichen Existenz erfahren.
Dir vertrauen wir die kranken und alten Menschen an.
Sei du bei ihnen und ihren Familien, wenn sie sich einsam
und verlassen fühlen.
Hilf allen Gliedern der Gesellschaft, Verantwortung
zu übernehmen und untereinander solidarisch zu sein.
Stärke alle, die im Dienst an den Kranken bis an
ihre Grenzen gehen.
Auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria,
die mit uns auch in schweren Zeiten auf dem Weg ist,
bitten wir dich:
Segne mit deiner Liebe und Kraft uns oft so hilflose Menschen,
halte fern von uns allen Unfrieden, schenke Frieden den Menschen
in den Brandherden dieser Erde
und schenke uns einen festen Glauben an deine liebende Nähe.
Befreie uns von der Krankheit,
die unser Leben so stark beeinträchtigt und bedroht und
schenke Hilfe den Menschen in den Flüchtlingslagern,
durch Europa, durch Deutschland und durch uns.
Auf dich vertrauen wir, wem sonst sollten wir vertrauen.
Du bist doch unser Gott, der zu uns hält
und immer für uns da ist. Amen

SONG: KOMM WIR ZIEHN IN DEN FRIEDEN (Udo Jürgens)

Hiob war einer, der sich mit Gott auseinandergesetzt hat. Er hat geklagt und sein Schicksal beklagt und Gott richtig angeklagt. Hiob 29,16-31

Im Buch Hiob heißt es – mit meinen eigenen Worten umformuliert – sinngemäß so:
Nun aber zerfließt meine Seele in mir und Tage des Elends packen mich.
Nachts kann ich nicht schlafen, meine Schmerzen hören nicht auf.
Ich schreie zu dir, und du antwortest nicht.
Ich stehe da, doch du achtest nicht auf mich.
Ja, ich hoffte auf Gutes, doch Schlechtes kam.
Ich sehnte mich nach Licht, aber sah nur die Dunkelheit.
Mein Innerstes kocht.
Und das hört gar nicht auf.
Das Elend hat mich fest im Griff, ich bin ganz erstarrt in Trauer und Klage.

Lied GL 422 Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr 1. u. 3. Str. (singe ich vor)

Ansprache
Ijob hat sehr intensiv beschrieben, wie traurig und verlassen er sich fühlte.
Er hat Gott angeklagt.
Er hat Gott sein Leid regelrecht vor die Füße geworfen.
Genau so dürfen wir das auch tun.
Wir dürfen klagen, dürfen auch jammern, wenn uns danach ist…..
Und bei dem Gott an den ich glaube, darf ich auch SCHEISSE schreien.
Wir dürfen das! Ijob hat es uns vorgemacht

Wir wollen das Kreuz in Stille einen Moment lang anschauen.
Wir wollen dabei auch daran denken, dass wir in unserer Traurigkeit und unseren Ängsten nicht allein sind, weil Jesus sie auch schon ausgehalten hat, lange vor uns und für uns.
Er ist solidarisch in unserem Leid, aber auch mit den Menschen in Moria und Weißrussland.
Er ist an unserer Seite und der Seite aller Menschen, die guten Willens sind.
Stille….. (umdrehen)
Der Dichter Albrecht Goes hat einmal geschrieben: „Mein bist du, spricht der Tod und will Groß Meister sein. Mir aber hat der Herr versprochen: Du bist mein.“

Wenn ich auf das Kreuz schaue, darf ich an Jesus denken, der alle Traurigkeit, Ängste und Verzweiflung ausgehalten hat, – für uns – und uns damit neues Leben schenkt, selbst dann, wenn wir keinen Ausweg wissen, oder es mit uns zu Ende geht.

Fürbitten
Für all unsere Sorgen unsere Ängste unsere Bitten, aber auch unsern Dank werde ich eine Kerze entzünden:

Wir beten für die Menschen, die wir lieben: unsere Mütter und Väter, unsere Großeltern, unsere Partner, unsere Kinder und Enkel, unsere Freunde nah und fern. Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für Menschen, an die ich gerne denke, weil ich ohne sie nicht wäre. Ohne sie nicht leben will. Wir bitten für die Alleinstehenden, für die Isolierten, für die Menschen auf der Straße. Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für Menschen, an die vielleicht kein anderer denkt und die sich verlassen fühlen. Keiner ihnen Nähe schenkt Wir bitten für die Flüchtenden, für die Menschen im Krieg, für die Hungernden und Kranken auf der ganzen Erde, für die Menschen in Moria.
Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für Menschen, die der Krieg und Hunger schwächt, weil ich damit klagen möchte. Mein Gott, das ist nicht gerecht. Für sie brennt dieses Licht.

Diese Bitte ist für die Kranken und die, die ihnen beistehen und helfen. Für die Ärztinnen und Krankenpfleger, für die Mediziner und Forscher, für die Menschen, die die politische Verantwortung tragen in dieser Zeit, für alle, die dafür sorgen, dass das Leben weitergeht.
Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für Menschen, dort wo die Verzweiflung wohnt. Weil ich ihnen herzlich wünsche, dass mein Gott sie reich belohnt

Wir bitten für die Sterbenden, für die Trauernden und Hinterbliebenen. Für die, die dem Krieg, aber auch diesem blöden Virus zum Opfer gefallen sind. Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für alle Menschen – gleich welcher Herkunft, Geschlecht, Religion, ganz besonders aber auch für meine Flüchtlinge hier in Deutschland. Für sie brennt dieses Licht.

Diese Kerze brennt für Menschen Die bereits gestorben sind, unsre Eltern, Geschwister, Freunde, Nachbarn  –  und nun neu geboren sind in Gottes Reich, als Gottes Kinder.
Für sie brennt dieses Licht.

Soren Kierkegaard sagt zum Gebet
Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht nur Schweigen ist, sondern Hören.
So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt, still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.

Stille

Wir beten:
Du Gott der Wüste und Du Gott des Gartens: Dein Sohn ist in die Wüste gegangen. Dort saß er. Dort betete er. Dort träumte er von einem Leben in größerer Fülle für andere. Sieh uns, wie wir uns bemühen, für eine ungewisse Zeit in der Einsamkeit Wurzeln zu schlagen und zu bedenken, wie wir uns auseinandergelebt haben. Lass uns die Ruhe finden, die wir brauchen. Und lass neue Ideen in uns aufkeimen für die, die keine Ruhe kriegen. Amen 

Friedensgruß und Vater Unser

Bevor wir gleich das Vater Unser beten, wollen wir einander anschauen und durch einen freundlichen Blick dem Nächsten alle guten Wünsche zum Frieden und zur Gesundheit zeigen.

Und jetzt lasst uns die Hände öffnen, als Zeichen für unser offenes für Gott und gemeinsam und langsam das VATER UNSER beten: Vater unser im Himmel …….

Gott, du verbindest uns Menschen
In Angst und Unsicherheit werden wir uns nah.
Plötzlich sind wir Nächste, die wir es gestern noch nicht waren.
Wir teilen Fragen und Sorgen,
Nicht-Wissen und doch Ahnen, was da kommen kann.
Die einen mögen bewahrt bleiben.
Andere werden um ihr Leben kämpfen.
Gelassen und voller Sorgen könnte unser Alltag werden.
In den kommenden Wochen und heute schon
bitten wir für alle Kranken und die es werden,
die Angst haben, dass der Virus sie erreicht,
für alle Ärztinnen und Pflegenden,
für die, die in diesen Tagen um ihre Existenz bangen.  
Bitten wir um Frieden in der Welt, der da anfängt,
wo wir liebevoll denken und handeln.
Frieden beginnt dort,
wo wir uns selbst überwinden
und die Hand zur Versöhnung reichen.
Wir bitten dich Gott,
dass Du uns alle bewahrst in diesen schweren Zeiten,
sei Du der, der uns eint,
als die, die glauben und auch die es nicht tun.
Wir Menschen sind verbundene,
aufeinander angewiesene,
miteinander helfende.
Du verbindest uns Menschen, Gott. Amen.

Wir wollen unsern Gott um seinen Segen bitten.
Ich wünsche dir nicht ein Leben ohne Entbehrung,
ein Leben ohne Schmerz, ein Leben ohne Störung.
Was solltest du mit einem solchen Leben?

Ich wünsche dir aber, dass du bewahrt sein mögest an Leib und Seele. Dass dich einer trägt und schützt und dich durch alles, was dir geschieht, deinem Ziel entgegenführt.

Dass du unberührt bleiben mögest von Trauer,
unberührt vom Schicksal anderer Menschen,
das wünsche ich dir nicht.
So unbedacht soll man nicht wünschen.

Ich wünsche dir aber,
dass dich immer wieder etwas berührt,
das ich dir nicht recht beschreiben kann.

Es heißt Gnade.

Es ist ein altes Wort, aber wer sie erfährt,
für den ist sie wie ein Morgenlicht.

Man kann sie nicht wollen und erzwingen,
aber wenn sie dich berührt, dann weißt du: Es ist gut.

Dazu segne Dich und Euch, der jeden Menschen liebende Gott,
der Vater, in dem Sohn und dem Heiligen Geist. Amen

Und nun geht hin, haltet und bringt den Frieden.

 SONG: Blowin‘ in the Wind (Bob Dylan)

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